Hamburg. Der HSV kann beim FC Erzgebirge wieder auf Kapitän Schonlau zählen. Doch der hat jetzt einen starken Mitbewerber.

Worüber soll sich Tim Walter beklagen? Die Entwicklung, die Bereitschaft, der Mut, der Siegeswille: All das stimme doch beim HSV. "Ich bin damit sehr zufrieden", sagte der Trainer am Mittwoch. Nur eines gebe ihm vor dem Spiel beim Tabellenletzten Erzgebirge Aue an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky, Liveticker bei Abendblatt.de) zu denken: "Es gibt noch eine Diskrepanz zwischen Leistung und Ergebnis."

So war es zum Beispiel am vergangenen Sonntag gegen Nürnberg. Der HSV hatte am Ende doppelt so viele Torschüsse abgegeben (16:8) und viermal so viele Ecken herausgeholt (12:3) wie der Gegner, hatte fast doppelt so lange den Ball (64:36 Prozent), deulich mehr Zweikämpfe gewonnen (126:102) – und musste sich am Ende trotzdem mit einem 2:2-Unentschieden anfreunden.

Aber, auch das betonte Walter bei der Pressekonferenz: Auf Statistiken gebe er ja nicht viel. Selbst die Tabelle habe für ihn nur begrenzte Aussagekraft. Die Auer sind dort als einzige sieglose Mannschaft auf dem letzten Platz zu finden. "Aber in der 2. Bundesliga hat jede Mannschaft ihre Qualitäten", sagte der Trainer.

HSV-Trainer Walter setzt in Aue auf Rückkehrer Schonlau

Die der Auer seien dann allerdings doch begrenzt. Walter: "Fußballerisch haben sie nicht die Qualität, um über 90 Minuten mit uns mitzuspielen." Einen Ausnahmekönner wie HSV-Angreifer Sonny Kittel ("Er initiiert wahnsinnig viel, hat ein unglaubliches Raumgefühl") gibt es im Erzgebirge derzeit nicht.

Tief stehend, weite Bälle schlagend, auf Konterchancen lauernd – so erwartet der HSV den kommenden Gegner. Daran werde auch der neue Auer Interimstrainer Marc Hensel nichts ändern. Walter: "Letztlich ist es deshalb egal, wer da an der Seitenlinie steht." Hensels Debüt war am vergangenen Freitag beim Tabellenführer Regensburg erst in letzter Minute mit 2:3 verloren gegangen.

Der HSV dagegen, um es einmal positiv zu sehen, ist nun schon seit fünf Spielen unbesiegt, zum FC St. Pauli auf dem zweiten direkten Aufstiegsplatz sind es nur drei Punkte. Und am Freitag kann Walter wieder auf Kapitän Sebastian Schonlau bauen.

Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. Heidenheim 34 / 67:36 / 67
2. Darmstadt 98 34 / 50:33 / 67
3. HSV 34 / 70:45 / 66
4. Düsseldorf 34 / 60:43 / 58
5. FC St. Pauli 34 / 55:39 / 58

Walter über Vuskovic: "Können ihn jederzeit bringen"

Gegen Nürnberg hatte ihn Mario Vuskovic vertreten. Über das Startelfdebüt des Kroaten wollte Walter am Mittwoch nur noch Positives sagen: "Mario hat mit seinen 19 Jahren einen überragenden Job gemacht, hatte eine super Zweikampf- und Passquote. Wir wissen, dass wir ihn jederzeit bringen können." Dass Vuskovic das erste Nürnberger Tor durch ein unnötiges Foul im Strafraum möglich gemacht hatte – vergeben und vergessen.

Trotzdem wird sich Vuskovic wohl vorerst wieder hinter Schonlau und dem zweiten Innenverteidiger Jonas David anstellen müssen. Walter ist "schon froh, dass Bascho wieder da ist, er ist eine tragende Säule in unserem Spiel."

Tommy Doyle wartet weiter auf sein HSV-Debüt

Der zweite jugendliche Last-minute-Neuzugang wartet sogar noch immer auf sein HSV-Debüt. Tommy Doyle (19) mache seine Sache im Training gut, aber er müsse "noch weitere Schritte gehen", sagte Walter. Spätestens im Testspiel beim Bundesliga-Dritten VfL Wolfsburg am kommenden Mittwoch könnte Doyle eigentlich zeigen, was er gelernt hat.

Allerdings steht er auch im vorläufigen Aufgebot der englischen U21 für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele in Slowenien (7. Oktober) und Andorra (11. Oktober). Für seine Integration beim HSV wäre die Reise wohl eher hinderlich.