Heiko Westermann gewann nur 18,2 Prozent der Duelle, keine Flanke landete beim Mitspieler. Auf seiner unbeliebten Position als Rechtsverteidiger erwischte der Nationalspieler einen Tag zum Vergessen.

Hamburg/Leverkusen. Selbst die nackten Zahlen und Fakten hatten unmittelbar nach der 3:5-Niederlage des HSV gegen Bayer Leverkusen kein Mitleid mit Heiko Westermann: gerade mal 18,2 Prozent seiner Zweikämpfe konnte der Aushilfs-Rechtsverteidiger gewinnen, 36 Prozent seiner Pässe kamen beim Gegner an, und sogar die drei Flanken, die auf der Habenseite nicht verschwiegen werden sollten, landeten irgendwo zwischen Toraus und Autobahn A3 Richtung Köln. „Das war eines der schlechtesten Spiele meiner Karriere“, gab der Nationalspieler nach seinem Horror-Auftritt zumindest ohne Umschweife zu, „ein scheiß Nachmittag für mich, ein sensationeller für Son.“

Gegenspieler Heung Min Son hatte nicht nur dreifach gegen seinen einstigen Kollegen zugeschlagen, sondern sich noch nicht mal von dessen Foulversuchen stören lassen. „Heiko hat ein paar mal hingelangt, das hat auch ganz schön weh getan“, sagte Son, der sich aber für die erträglichen Schmerzen auf seine Art und Weise rächte.

Und Westermann? Der ließ sich beim Auslaufen am Sonntag wegen eines privaten Termins entschuldigen. An diesem Montag darf der Abwehrallrounder wie seine Kollegen Marcell Jansen und René Adler zur Nationalmannschaft, die sich vor den Spielen gegen Italien (Freitag) und England (19. November) in München trifft. Zum HSV stößt der 30-Jährige erst wieder am Mittwoch der kommenden Woche.

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Ob Westermann nach seiner Rückkehr von der Nationalmannschaft auch weiterhin für den verletzten Dennis Diekmeier auf der rechten Abwehrseite aushelfen muss, scheint spätestens nach dem schwachen Auftritt gegen Leverkusen fraglich. So hatte Trainer Bert van Marwijk bereits vor dem Spiel gegen Bayer in Erwägung gezogen, Westermann wieder zurück in die Innenverteidigung zu beordern und für ihn auf der rechten Seite Allzweckwaffe Zhi Gin Lam spielen zu lassen.

Wahrscheinliches Opfer dieser Personalrochade wäre dann wohl Lasse Sobiech, der nach seinem beiden Fehlern in der Vorwoche gegen Gladbach auch gegen Leverkusen nicht immer sicher wirkte. „Der ganzen Mannschaft fehlte die Kompaktheit“, sagte der frühere St. Paulianer, der mit Jonathan Tah, 17, das jüngste Innenverteidiger-Duo der Liga bildet. Zusammen sind die beiden sogar noch jünger als der immer noch aktive Ex-HSV-Profi Zé Roberto, 39, allein. „Wir haben den Leverkusenern viel zu oft zehn bis 20 Meter Platz gelassen“, sagte der 22 Jahre alte Sobiech, der dies allerdings als ein Defensivproblem der gesamten Mannschaft und nicht nur als einen Mangel der Abwehr ausmachte.

Unabhängig von Personalwechseln in der Viererkette dürfte van Marwijk im nächsten Spiel gegen Hannover 96 eine Änderung forcieren, zu die er durch die Gelbsperre Tolgay Arslans gezwungen wird: Der endlich wieder fitte Tomas Rincon, dem wochenlang ein Kieferbruch zu schaffen machte, wird wohl für Arslan an die Seite Milan Badeljs ins defensive Mittelfeld rücken. Der Venezolaner, der diese Woche ausnahmsweise mal nicht auf Länderspieltour ist, hätte so die Möglichkeit, Pluspunkte im andauernden Vertragspoker zu sammeln.