Beim Auswärtsspiel gegen den BVB tritt der HSV im Vergleich zum 4:1 im Februar mit stark veränderter Formation an. Im Sturm spielen Zoua und Beister.

Hamburg. Reden wir über den 9. Februar? Oder doch nicht? So ganz einig sind sie sich beim HSV da nicht. „Alles fängt wieder bei Null an“, sagt Torwart René Adler. „Wir haben gesehen, dass man dort gewinnen kann“, sagt jedoch Trainer Thorsten Fink, „das ist wichtig für die Mannschaft.“

„Dort“ ist Dortmund. Es war der 9. Februar, als der HSV mit dem 4:1-Erfolg im Signal-Iduna-Park bundesweit für eine positive Überraschung sorgte. Auswärtssieg beim Meister. Heung Min Son und Artjoms Rudnevs wurden mit je zwei Toren zu Fußball-„Helden“ der HSV-Mannschaft. Beide aber sind am Sonnabend nicht dabei. Thorsten Fink muss auf neue „Helden“ hoffen.

Son schießt jetzt seine Tore in Leverkusen, und Rudnevs fehlt verletzungsbedingt. „Er hat Adduktorenprobleme, wahrscheinlich eine Zerrung“, sagte der HSV-Trainer und strich den Angreifer vorzeitig aus dem Kader. Der Litauer hätte bei Fink allerdings auch gesund kaum eine Rolle spielt. Jacques Zoua und Maximilian Beister haben beim 4:0-Erfolg gegen Braunschweig vor zwei Wochen überzeugt und sind für Dortmund gesetzt. Neuzugang Pierre-Michael Lasogga hat im Testspiel gegen die eigene U23 am Mittwoch zwar das einzige Tor geschossen, spielen wird er zunächst aber nicht. „Ich bin Realist. Ich war vier Wochen mit einer Außenband-Verletzung raus“, sagte Lasogga, „ich freue mich, wenn ich beim BVB-Spiel auf der Bank sitze.“

Beister saß im Februar noch genau dort, erinnert sich aber natürlich an die Partie: „Es war ein Klassespiel von uns. Dortmund wird jetzt gewarnt sein.“ Viel Platz zum Kontern erwartet der 23-Jährige auch deshalb nicht. „Es wird für uns nicht so einfach, Räume zu bekommen“, ahnt Beister, „wir müssen unsere Chancen deshalb eiskalt nutzen.“ Auch deshalb wohl gab es noch ein Torschusstraining zum Abschluss der anderthalbstündigen Übungseinheit.

Von der Siegeself vor sieben Monaten werden voraussichtlich überhaupt nur noch fünf Feldspieler und Torwart René Adler dabei sein. Marcell Jansen wird nach überstandenem Zehenbruch wieder auf der linken Abwehrseite spielen, Rafael van der Vaart läuft ebenfalls auf, er hat seine Zerrung auskuriert: „Ich sehe keine Probleme.“ Beide mischten im Training jedenfalls voll mit. Heiko Westermann und Dennis Diekmeier verteidigen, und als Abräumer soll Tomas Rincon spielen, wie er es auch im Februar hervorragend gemacht hatte. Der Venezolaner kam ausgeruht vom WM-Qualifikationsspiel mit seinem Land gegen Peru zurück. „Der Flug dauerte zehn Stunden, ich habe acht geschlafen“, erzählte er, „ich fühle mich überhaupt nicht schlapp.“

Adler kennt das Erfolgsrezept

Alle anderen im HSV-Team sind neu. In der Innenverteidigung spielt Johan Djourou statt Jeffrey Bruma, rechts Tolgay Arslan statt Per Skjelbred und im linken Mittelfeld Zhi Gin Lam statt Dennis Aogo. „Zhi Gin wird auf jeden Fall spielen“, kündigte Fink an, „ich weiß nur noch nicht, auf welcher Position.“ Da Jansen wieder fit ist, muss wahrscheinlich Petr Jiracek wieder auf die Bank. Für Lam ist seine Position egal: „Ich habe ja auch auf der Defensivposition immer viel nach vorne gemacht.“ Der Deutsch-Chinese freut sich wie Beister über seine neue Rolle als Stammkraft: „Es ist schön, rechtzeitig zu wissen, dass man spielt. Ein gutes Gefühl. Ich freue mich auf die Partie in dem tollen Stadion.“

Adler erinnert sich noch gut an die Stimmung in Hamburg vor dem Coup im Februar. „Ich meine, das war auch nach einer Länderspielwoche. Wir hatten auch wenig Zeit, uns mit der kompletten Mannschaft vorzubereiten“, sagte der Torwart, „man hatte sich dadurch nicht so viele Gedanken gemacht und ist nicht so verkrampft nach Dortmund gefahren. Das war ein Erfolgsrezept.“ So könnte es nun wieder sein, wenn es nach Adler ginge: „Wir müssen eine gute Mischung aus Vorfreude und Respekt finden.“ Dass der BVB natürlich ein ganz anderes Kaliber als Eintracht Braunschweig ist, ist auch klar. „Sie sind neben Bayern München das beste Team in Deutschland“, betont Adler, „es ist ein Reiz sich mit ihnen zu messen, aber wir wissen, dass es sehr schwer wird, wenn nicht jeder seine Topleistung bringt. Dortmund hat die bessere Mannschaft.“

Nach dem 3:2 im Hinspiel waren die Hamburger das einzige Team, das in der letzten Spielzeit gegen den BVB ohne Punktverlust blieb. „Es gibt immer Mannschaften, die einem nicht so liegen“, sagte Fink und meint offensichtlich seine in Bezug auf die Borussia. „Es ist doch jetzt eine tolle Herausforderung, zu versuchen, die erste Mannschaft zu sein, die der Borussia einen Punkt abnimmt.“

Dortmund thront als ungeschlagener Tabellenführer an der Spitze der Bundesligatabelle. „Ich gehe davon aus, dass Dortmund sehr gut auf uns vorbereitet sein wird“, sagt Adler. Jürgen Klopp kündigte am Donnerstag schon mal an: „Wir haben ein bisschen was vor.“ Was keine Phrase des Borussen-Trainer zu sein scheint – er ordnete jedenfalls für Donnerstag und Freitag Geheimtraining an.