Die Hamburger werden noch viele Tore nach Ecken und Freistößen schießen, glaubt Lasse Sobiech, einer der Torschützen aus dem Schalke-Spiel. In der vergangenen Saison war das noch ganz anders.

Hamburg. Das Leben eines Fußballprofis kann schon ganz behaglich sein. So wie am Montag, als die in Hamburg verbliebenen Nicht-Nationalspieler nach 25 Minuten Auslaufen und ein wenig Regeneration ihre Freizeit frei gestalten durften. Doch wer will es den HSV-Profis verdenken, nach dem überzeugenden 3:3 gegen die hoch eingeschätzten Schalker. Lasse Sobiech genoss den freien Nachmittag bei einem Kaffee mit Freunden – durchaus entspannt, aber auch ein bisschen wehmütig. „Wir haben so gut gestanden und nach vorne gearbeitet, da ist man im Nachhinein fast ein wenig enttäuscht, dass nur ein Punkt dabei herausgekommen ist“, sagte der Verteidiger nach seiner Bundesliga-Premiere für den HSV.

Diese verlief speziell für den ehemaligen Dortmunder weitgehend überzeugend. „Ich kann ganz zufrieden sein“, sagt der 22-Jährige bescheiden, der vor allem in der zweiten Hälfte kaum noch etwas anbrennen ließ. Lediglich an seiner Fehlpassquote muss er arbeiten – gleich 15 Bälle fanden den Mitspieler nicht. Doch vor allem in der Luft war Sobiech eine Klasse für sich. 23 Flanken flogen im Verlauf des Spiels in den HSV-Strafraum, gefühlt jede zweite landete auf dem Kopf des 1,96-Meter-Mannes. „Ich versuche diese Bälle nicht einfach rauszuschädeln, sondern gucke noch in der Luft, wo ich hinköpfen könnte“, erklärt Sobiech. Andere Abwehrspieler wären froh, wenn sie überhaupt an den Ball kämen. Und auch die Offensive profitiert von der Lufthoheit des Neuzugangs, wie bei seinem Tor zum 3:2 nach der Ecke von Rafael van der Vaart deutlich wurde. „Ich denke, dass Standards in dieser Saison unsere Waffe werden können. Das Personal dafür haben wir in jedem Fall. Und wenn man schaut, wie oft Spiele durch Ecken oder Freistöße entschieden werden, sollten wir das nicht vernachlässigen.“

In der Tat waren die Hamburger neben dem Elfmeter-Tor durch van der Vaart noch bei weiteren ruhenden Bällen gefährlich: So traf Milan Badelj nach einem Freistoß aus dem Halbfeld per Kopf die Latte, und Jacques Zoua hatte kurz vor Schluss nach einer Ecke sogar das 4:3 auf dem Kopf. Lediglich der Gegentreffer zum 2:2 kurz vor der Pause trübte das Bild der neuen Standard-Stärke, als die HSV-Abwehr nach einer kurzen Ecke der Schalker jegliche Konzentration vermissen ließ.

In der vergangenen Spielzeit war der ruhende Ball ganz und gar nicht der Freund der Hamburger. Sie kassierten acht Gegentore nach Ecken (Ligahöchstwert) und erzielten selbst nur elf Tore nach Standardsituationen (Platz 14). Und der letzte direkt verwandelte Freistoß ist auf den 18. Februar 2012 datiert – Mladen Petric traf vor fast anderthalb Jahren. Vor allem der zweite Debütant des Tages, Hakan Calhanoglu, soll dies laut Sportchef Oliver Kreuzer in absehbarer Zeit ändern. „Ich habe mir diese Situation schon gewünscht, einen Freistoß 18 Meter vor dem Tor, halblinke Position. Aber Hakan wird diese Möglichkeiten in Zukunft sicherlich bekommen“, sagte Kreuzer, der mit dem überraschenden Debüt des ehemaligen Karlsruhers sehr zufrieden war. „Er hat zu Beginn ein wenig gebraucht, um sich an die Härte und das Tempo in der Bundesliga zu gewöhnen, doch dann hat man seine Qualitäten gesehen. Kaum jemand spielt einen solch gut temperierten Ball wie er in der zweiten Halbzeit auf Maximilian Beister.“

Solche Bälle werden auch am kommenden Sonnabend gegen die defensiv zu erwartenden Hoffenheimer gefragt sein. Doch wenn der HSV dann ähnlich engagiert zur Sache geht wie auf Schalke und seine Stärke bei Standards ausspielt, sollte auch der Sonntag darauf ein recht behaglicher Tag für die Profis werden.

Der HSV absolviert am Dienstag (18 Uhr) ein Testspiel gegen das indonesische Team von Pro Duta auf dem Trainingsplatz neben dem Stadion.