Guerrero und zweimal Olic sorgten für den Pflichtsieg gegen Bochum. Die Fans blieben dennoch ruhig wie selten zuvor. HSV steht wieder auf Platz fünf.

Hamburg. Es war das erste Spiel in Hamburg nach den vermeintlichen Festwochen gegen Bremen, die mit dem Aus im DFB-Pokal-Halbfinale enttäuschend anfingen und vergangene Woche mit dem Verpassen des Uefa-Cup-Endspiels und dem Aus im Meisterschaftskampf desaströs endeten. Kein Wunder also, dass nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans mitten in der Frustbewältigung stecken. Beim 3:1 (2:0) gegen den VfL Bochum herrschte lange Zeit eine bedrückende, beinahe melancholische Stimmung auf den Rängen. Einzig die unermüdlichen Anhänger auf der Nordtribüne kämpften gegen die resignative Atmosphäre an. So ruhig, ja leise, war es während eines Heimspiels des HSV seit Jahren nicht mehr. Nur die Rückkehr von Thimothee Atouba (siehe Bericht unten) sorgte anfangs für einen Hauch von Euphorie.

Der Auftrag der HSV-Anhänger an die Spieler war klar: Angesichts des vergleichsweise leichten Restprogramms sind neun Punkte Pflicht, ein Nichteinzug in die neu geschaffene und kommende Saison startende Europa-Liga inakzeptabel - und schon überhaupt nicht ein Punktverlust gegen die um den Klassenverbleib kämpfenden Bochumer.

Immerhin: Die gegenüber dem letzten Bremen-Spiel auf fünf Positionen neu besetzte Elf mit Atouba, Streit, Benjamin, Demel und Olic brachte den HSV bereits in der ersten Hälfte in die Erfolgsspur. Doch selbst die beiden Treffer von Guerrero und Olic konnten den Großteil der 47 924 Zuschauer (Minusbesuch in dieser Saison) nicht aus ihrer Lethargie locken. "Die erfolglosen Spiele gegen Bremen sind natürlich nicht spurlos an den Fans vorbeigegangen", sagte Dennis Aogo.

Während der HSV die Partie routiniert kontrollieren konnte, demonstrierten Bochumer eindrucksvoll, warum ihnen der Abstieg droht. Während Trainer Martin Jol ein Team erwartet hatte, das leidenschaftlich um seine Existenz kämpfen würde, präsentierten sich die VfL-Spieler wie harmlose Chorknaben.

Aber auch die Hamburger zeigten nicht die hohe Fußballkunst. Waren die drei "Linken" Atouba, Jansen und Aogo schuld, dass sich das Spiel häufig auf die linke Seite verschob? Jedenfalls konnte sich Albert Streit nicht so in Szene setzen, wie es Jol vom Leih-Schalker erwartet hatte.

"Neue Impulse" wollte der HSV-Trainer setzen, doch erstaunlicherweise war mit Aogo ein Akteur der beste Profi auf dem Platz, der auch schon 35 Pflichtspiele absolviert hat.

Dass in der zweiten Hälfte dann doch noch so etwas wie eine Wohlfühlstimmung aufkam, lag an Ivica Olic, der mit tatkräftiger Unterstützung der Bochumer Abwehr auf 3:0 erhöhen konnte und in seinem vorletzten Spiel vor heimischer Kulisse sein neuntes Saisontor erzielte. Zum ersten Mal wurde es nun richtig laut in der Arena, die Fans feierten den Kroaten mit "Ivica, Ivica"-Sprechchören. Der Ehrentreffer von Freier zum 3:1 war nicht mehr als ein Schönheitsfleck. Die Bochumer drängten zwar danach, aber ohne Fortune. Und der HSV tat nicht mehr als nötig. Schließlich geht es am Sonnabend schon weiter.

Ganz sicher wird der unermüdliche Olic dann beim letzten Heimspiel gegen Köln den verdienten Abschied vor seinem Wechsel zu den Bayern erhalten. "Ich habe viermal meinen Namen gehört, kann mich bei den Fans nur bedanken. Es wird mir schwerfallen, Hamburg zu verlassen", machte sich bei Olic gestern Abschiedsstimmung breit.

Der Auftrag an die Spieler beim Köln-Spiel steht indes fest: Der nächste Sieg Richtung Europa im Duell mit Dortmund muss her, damit eine Saison der zerplatzten Träume mit dem Finale in Frankfurt doch noch versöhnlich enden kann. "Gegen Bochum gab es viele positive Dinge, die den Jungs wieder Selbstvertrauen geben", hofft Jol.