Wenn Top-Mannschaften wie der Barcelona beim HSV mit B-Teams antreten, ist der Fan der Dumme. Aber der HSV sollte sich nicht beschweren.

Hamburg. Die Aufregung in der Stadt hat sich noch immer nicht gelegt. So schnell werden die Fußball-Fans nicht vergessen, was da am Dienstag im Volkspark gelaufen, beziehungsweise wer da alles nicht gelaufen ist: Messi und der wahre FC Barcelona.

Das Image des spanischen Elite-Klubs dürfte nach dieser Frechheit, dem Auftritt mit der zweiten Garnitur, schweren Schaden genommen haben. "Wir alle waren sehr enttäuscht, dass Messi nicht gespielt hat", sprach HSV-Trainer Thorsten Fink jedem Anhänger des Klubs aus dem Herzen.

Aber Vorsicht bei allzu viel Häme über solche Mogelpackung. Denn nicht nur der große FC Barcelona, sondern auch der HSV selbst spielt in diesem Geschäft mit. Es ist ein Jahr her, da hatte der kleine niederländische Viertliga-Verein VV Berkum, ein Stadtteilklub von Zwolle, den HSV zu einem Blitzturnier eingeladen.

+++ Barcelona ohne Messi - ein divenhafter Kreisligaklub +++

+++ "Schade, dass er nicht auflaufen konnte" +++

50.000 Euro Gage ließen sich die Amateure den Auftritt der Hamburger kosten, mit viel Liebe und Akribie wurde die Veranstaltung mit dem "großen HSV" aus der Bundesliga über viele Wochen vorbereitet, sogar ein deutscher Stadionsprecher kam zum größten Tag der Vereinsgeschichte.

Und dann bot der damalige HSV-Trainer Michael Oenning folgendes Team auf: Hesl, Götz, Labus, Sternberg, Jansen; Jarolim (er spielte nur, weil Bertram unter einer Grippe litt), Besic; Castelen, Nagy, Behrens; Ben-Hatira. Dieses Fast-Regionalliga-Team gewann 3:1 gegen Berkum, verlor aber in dieser Besetzung gegen den Zweitliga-Klub Zwolle mit 1:3. Vor diesen beiden Spielen hatte Oenning seine "richtige" Mannschaft trainieren lassen, sodass die Zuschauer, die schon vor Turnierbeginn im Stadion waren, wenigstens einen Blick auf Drobny, Westermann, Aogo, Töre, Elia, Petric und Co. in kurzen Hosen erhaschen konnten.

Der kleine Klub Berkum, der damals nicht seinen 125., sondern erst seinen 50. Geburtstag feierte, war total verärgert über den HSV. Die schwer enttäuschten Niederländer kämpften noch wochenlang darum, die Antrittsgage für diesen "HSV B" reduzieren zu dürfen. Gnädig wurden dem VVB später ganze 5000 Euro erlassen. An den verbliebenen 45 000 Euro aber hat der Amateur-Verein noch heute zu knabbern. Und natürlich ist er deswegen noch immer nicht sonderlich gut auf den HSV zu sprechen.

Im Gegenteil. "Nie wieder HSV", heißt es in Zwolle, die Hamburger hätten verbrannte Erde hinterlassen, und diese Negativ-Botschaft ging durch das ganze Land. Kein Ruhmesblatt für den HSV, der sich heute so laut über den Auftritt des FC Barcelona beklagt. Übrigens traten die Hamburger einige Tage später zum Pokalspiel in Oldenburg mit Drobny, Diekmeier, Westermann, Mancienne, Aogo, Kacar (Tesche), Jarolim, Töre, Son (Jansen), Elia und Petric an. Fit waren sie also.

Die Lehre aus dieser Geschichte kann nur heißen: Freundschaftsspiele dieser Art sind sinnlos. Man sollte künftig darauf verzichten, weil der Fan dabei vorgeführt und ausgenommen wird, und sie zur Not sogar untersagen. Früher, als im Volksparkstadion noch tatsächlich echte Weltstars wie Harry Gregg, Bobby Charlton, Kopa, Di Stefano, Puskas, Moore, Gento, Eusebio, Pelé und Maradona "in Freundschaft" aufliefen, da war der Fußball noch heil.

Heute, bei einem aus wirtschaftlichen Gründen dicht gedrängten Terminplan, geht es nur noch eiskalt und berechnend zu. Wer braucht diese sogenannten Jubiläumsspiele? Sogar die Freundschafts-Länderspiele nimmt kaum noch jemand ernst. Einer täuscht immer und spielt falsch. Und die viel Geld zahlenden Fans werden über den Tisch gezogen; sie sind immer die Dummen. Wie am vergangenen Dienstag in Hamburg.