Der HSV gewinnt den Peace Cup und ein Preisgeld von 1,5 Millionen Dollar. Spitze ist das Team vier Wochen vor dem Ligastart aber noch nicht.

Suwong. Als gestern Abend um 21.35 Uhr (Ortszeit) im mit 25 000 Zuschauern gut gefüllten WM-Stadion von Suwong die Lichter ausgingen, blitzten umgehend die LED-Displays der Mobiltelefone auf dem Rasen auf. Was in den folgenden Minuten passierte, hatte wohl keiner der staunenden Hobbyfilmer im HSV-Team zuvor erlebt. Eine 30-minütige Licht- und Lasershow, die in einem bunten Konfettiregen gipfelte, war der Höhepunkt eines Abends, der dem HSV den ersten Titel der Saison und ganz nebenbei 1,5 Millionen Dollar Preisgeld einbringen sollte.

"Die Mannschaft hat sich diesen Titel redlich verdient", lobte Trainer Thorsten Fink, nachdem er sich von Sun Myung Moon, dem 92 Jahre alten Oberhaupt der koreanischen Vereinigungskirche und milliardenschweren Financier des Peace Cups, hatte beglückwünschen lassen. Mit 1:0 hatten die Hamburger das Finale des mit insgesamt drei Millionen Dollar dotierten Turniers gegen den FC Seongnam gewonnen - und dabei einen gelungen Abschluss eines vor allem aus wirtschaftlicher Sicht nahezu perfekten Betriebsausflugs nach Fernost gefeiert.

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Abgesehen vom südkoreanischen Geldregen, den das Team standesgemäß mit Bierdusche und lautstarken Kabinengesängen zelebrierte, wollte Fink auch ein aus sportlicher Sicht alles in allem positives Fazit ziehen. Nach den drei Spielen in Suwong wisse er jetzt, zu was seine Mannschaft in der Lage sei - und zu was eben noch nicht. "Natürlich sind wir noch nicht bei 100 Prozent", sagte der 44-Jährige, der aber den besonderen Charakter seiner noch zu verstärkenden Mannschaft herausheben wollte: "Ich habe einen Erfolgswillen erkannt, der mir gefallen hat."

Wirklich gute Bewertungen konnten sich im Endspiel gegen den Gewinner der asiatischen Champions League von 2010 allerdings nur Torhüter René Adler, die beiden Innenverteidiger Michael Mancienne (Fink: "Er ist ein absoluter Top-Profi") und Jeffrey Bruma sowie Mittelfeldabräumer Heiko Westermann erarbeiten, die vier Wochen vor dem Start der Bundesliga mit dem in Südkorea weniger überzeugenden Linksverteidiger Dennis Aogo zu den wenigen gesetzten Spielern Finks gehören. Aufgrund der Oberschenkelverletzung von Vorbereitungsüberraschung Zhi Gin Lam (Fink: "Ich bin begeistert") dürfte Hamburgs Cheftrainer auch kurzfristig an Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier nicht vorbeikommen. Der Rest der Mannschaft, das steht nach sieben Tagen am anderen Ende der Welt fest, muss sich einen Stammplatz erst noch verdienen.

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Besonders im offensiven Mittelfeld und im Sturm dürfte das in der Vorbereitung so typische Hauen und Stechen nach der heutigen Rückkehr in die Hansestadt so richtig erst losgehen. Ganz vorne konnte Marcus Berg mit seinem Finaltreffer (81.) punkten, dürfte aber gleichauf mit Neuzugang Artjoms Rudnevs im Zweikampf um die einzige Sturmspitze liegen.

"Rudnevs hat Charakter und Willen, aber er braucht noch ein bisschen Zeit", urteilte Fink, der situativ auch mal zwischen dem präferierten 4-2-3-1- und dem alternativen 4-4-2-System wechseln will, "Berg scheint es dagegen gutzutun, dass die Konkurrenzsituation mit Paolo Guerrero und Mladen Petric für ihn vorbei ist."

Eine zahlenmäßig sogar größere Konkurrenz streitet aktuell um die Besetzung des rechten Mittelfelds, um das sich Heung Min Son, Neuzugang Maximilian Beister und derzeit noch Gökhan Töre bewerben. Während Son, der wie vertraglich festgeschrieben auch im Finale seine Einsatzzeit erhielt, sich im Moment einen kleinen Vorteil gegenüber Beister erkämpft zu haben scheint, könnte Töre nach der Rückkehr nach Hamburg aus dem Dreikampf schon bald aussteigen. Der Deutsch-Türke soll weiterhin einen Wechsel zu den finanzstarken Russen von Rubin Kasan bevorzugen, allerdings beharrt der HSV hartnäckig auf einer Ablösesumme von mindestens fünf Millionen Euro. Eine endgültige Einigung scheint aber schon in den nächsten Tagen möglich.

Geht der Transfer tatsächlich über die Bühne, muss auch Tolgay Arslan mit einer kostspieligen Konkurrenz im zentralen Mittelfeld rechnen. Die Variante mit Robert Tesche, der die Rolle im Finale mehr schlecht als recht ausfüllte, ist für Fink jedenfalls keine ernsthafte Option. "Frank Arnesen hat in den vergangenen Tagen sehr viel gearbeitet, wir werden sicherlich bald Neuigkeiten hören", sagte der Trainer, der auf die Verpflichtung eines Spielmachers drängt. Freuen kann er sich über den nahezu perfekten Kauf von Mittelfeld-Allrounder Milan Badelj. Glaubt man Dynamo Zagrebs Sportdirektor Zoran Mamic, der den Transfer bereits verkündete, darf das "nahezu" sogar getrost gestrichen werden. Und tatsächlich sind sich alle Parteien einig, allerdings fehlt noch die Zustimmung des Aufsichtsrats. Diese soll aber noch zu Beginn dieser Woche folgen.

Um die letzte zu vergebene Position im linken Mittelfeld streiten sich erneut Ivo Ilicevic und Marcell Jansen. Letzterer scheint wie in der Vorsaison als Sieger dieses internen Duells hervorzugehen. Selbst bei den Feierlichkeiten zum ersten - und wohl auch letzten - Titel dieser Saison konnte Jansen gestern punkten, als er als letzter Feldspieler mit nackten Oberkörper in den Kabinentrakt abbog. "Die Südkoreaner haben wirklich keine Kosten und Mühen gescheut", sagte der beeindruckte 26-Jährige, "die Pokalübergabe war definitiv reif für die Champions League."

Dass es dem HSV-Team sportlich noch an der Qualität für die Königsklasse fehlt, wird sich bereits am Dienstag ab 18 Uhr zeigen, wenn der FC Barcelona im Volkspark gastiert.

HSV: Adler - Diekmeier, Bruma, Mancienne, Aogo - Westermann, Sala (90.+1 Steinmann) - Beister (ab 73. Jansen), Tesche (ab 73. Arslan), Ilicevic (ab 46. Son) - Rudnevs (ab 73. Berg). Tor: 1:0 Berg (81.).