Trainer Thorsten Fink will mit dem HSV begeistern. Nach Abschluss des Trainingslagers im Zillertal zieht der 44-Jährige eine erste Bilanz.

Finkenberg. Sechs Tage Trainingslager in Österreich sind vorbei. Zeit für ein erstes Zwischenfazit mit HSV-Trainer Thorsten Fink.

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Tor: Dass René Adler nach seiner langen Pause noch Spielpraxis fehlt, wurde bei der Partie gegen Grosny deutlich, als ihm einige Fehler unterliefen. Fink: "Seine Fitness ist da. Das Gespür fürs Rauslaufen, fürs richtige Stehen bekommt er nur in den Spielen. Ich bin überzeugt, dass er im Verlauf der Saison immer stärker wird." Auffällig gut verliefe seine Integration. "René weiß, dass seine Position ganz oben in der Hierarchie ist, ohne das auszunutzen, er macht nicht den dicken Max."

Abwehr: Auf die Frage, wer ihn positiv überrascht hat im Trainingslager, nennt Fink Zhi Gin Lam, der rechts und links hinten spielte: "Ich bin sehr zufrieden, wie er das hinbekommt, obwohl er kein gelernter Außenverteidiger ist. Wenn er so weitermacht, ist er eine echte Alternative." Stand heute sind aber Dennis Diekmeier, Jeffrey Bruma, Michael Mancienne und Dennis Aogo in der Abwehrreihe erste Wahl.

Mittelfeld zentral: Die Zusammensetzung der Abwehr hängt auch davon ab, ob Heiko Westermann tatsächlich eine Perspektive im defensiven Mittelfeld hat. Nähme man die bisherigen Spiele zum Maßstab, müsste man dies mit Nachdruck verneinen, da der HSV-Kapitän noch Anpassungsprobleme hat und sich teilweise haarsträubende Fehler leistete. Auch Fink scheint sich noch nicht sicher zu sein, wenn er sagt: "Man muss schauen, wie die Saison verläuft, ob er das spielen kann." Aber da dem Klub, so der HSV-Coach, eben keine 60 Millionen Euro für Neuverpflichtungen zur Verfügung stünden, müsse er zwangsläufig versuchen, einige Dinge innerhalb des Kaders zu regeln: "Letzte Saison konnte ich das nicht ausprobieren, jetzt haben wir die Zeit."

Die Testphase gilt auch für den Italiener Jacopo Sala, der bisher zumeist auf den Außen eingesetzt wurde, den Fink aber eher zentraler sieht. Mit seinen fußballerischen Fertigkeiten könnte er durchaus das Talent sein, das den größten Schritt macht. Auffällig auch, dass Per Skjelbred unbedingt seine zweite Chance nutzen will, während Abgabekandidat Robert Tesche keine Pluspunkte sammeln konnte.

Mittelfeld außen: Die Besetzung der Mittelfeldpositionen muss als total offen bezeichnet werden. Mit Rückkehrer Maximilian Beister hat Fink eine weitere Option auf der Außenposition: "Er ist zielstrebig, will seine Chance unbedingt nutzen, das merkt man." Beister dürfte sich mit Gökhan Töre und Heung-Min Son einen Dreikampf um den Platz auf der rechten Seite liefern. Fink macht Töre Druck: "Er ist nicht unbedingt ein Trainingsweltmeister, aber das muss er noch werden." Als Vorbild nennt er den Südkoreaner: "Sonny war vom ersten Tag an hier, obwohl er länger hätte Urlaub machen können. Eine top Einstellung."

Auf der linken Seite sollen sich, so Fink, Marcell Jansen und Ivo Ilicevic um einen Platz streiten.

Angriff: "Ich bin mit den Neuzugängen sehr zufrieden", lobt Fink und bezieht damit Artjoms Rudnevs mit ein. Der Lette könne auch zusammen mit Marcus Berg auflaufen, betont der Trainer. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass Fink weitgehend mit einer Spitze plant.

Taktik: Woran Fink in den kommenden Wochen arbeiten will: "Die Fans können von uns erwarten, dass wir bei Ballbesitz schneller nach vorne spielen. Grundsätzlich wollen wir alles verbessern, seien es die Laufwege, das Pressing, die Defensivarbeit, das Konterspiel. Vieles war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. In der vergangenen Saison, als der Druck groß wurde, konnten viele Spieler nicht das zeigen, was sie können. Jetzt können sie frei aufspielen. Wir wollen die Zuschauer begeistern mit unserem Spiel."

Die nächste Chance, diese Forderung umzusetzen, hat der HSV am Sonnabend (17.30 Uhr), wenn der Klub bei Holstein Kiel gastiert. Am Montag fliegt das Team dann für sieben Tage nach Südkorea und nimmt am Peace-Cup teil. Voraussichtlich wird Fink nicht alle Talente mitnehmen und auch Macauley Chrisantus zu Hause lassen, der ohne Perspektive ist.