Der designierte Sportchef des HSV plant, Spieler des englischen Topklubs mitzubringen, und sieht riesiges Potenzial in Hamburg.

Hamburg. Als Frank Arnesen gestern um 10.41 Uhr auf dem Parkplatz vor der Geschäftsstelle der Imtech-Arena aus dem Opel Zafira von Teammanager Marinus Bester stieg, galt sein erster Blick den Vorstandsbüros im ersten Stock. Den Räumen, in denen er vom 1. Juli an als "Vorstand Sport" vorerst für die kommenden drei Jahre einziehen wird. "Schön", so der Kommentar des Dänen, als er, begleitet von bestem Frühlingswetter, seine Erkundungstour durch das Stadion startete. "Von außen ist der HSV fantastisch. Hier ist alles, was man braucht, um etwas aufzubauen", so Arnesen, "und jetzt lerne ich alles von innen kennen. Der HSV ist eine tolle Herausforderung." Dann sprach der designierte HSV-Sportchef:

Über seine baldige neue Heimat: "Hamburg ist eine sehr, sehr schöne Stadt. Ich war am Dienstag und Mittwoch zwei Tage zusammen mit Teammanager Marinus Bester unterwegs und habe eine tolle neue Unterkunft in Eppendorf gefunden. Meine Frau und ich werden uns hier sehr schnell wohlfühlen."

Über den Wechsel im Vorstand: "Schon als mich Bernd Hoffmann und Ernst Otto Rieckhoff damals angesprochen haben, hatten sie mir angedeutet, dass sich personell im Vorstand etwas verändern könnte. Das war für mich kein Donnerschlag, ich wusste das. Und der neue Vorstand mit Carl Jarchow und Joachim Hilke ist sehr kompetent. Ich habe meine Tage in Hamburg zu vielen Gesprächen mit allen Beteiligten genutzt und finde die neue Zusammenstellung im Vorstand fantastisch."

Über Cheftrainer Michael Oenning: "Ich hatte ein sehr langes, sehr interessantes Gespräch mit Michael. Wir haben über Fußball, seine Spielweise, seine Ansichten über Nachwuchsarbeit, über Taktik und seine Spielphilosophie gesprochen. Und es war ein sehr gutes Gespräch. In den nächsten fünf Wochen werden wir die Personalie Cheftrainer klären müssen. Schon allein, um Neuzugänge abzustimmen. Aber Michael und ich haben nicht über ihn und seine Situation gesprochen. Bislang ist noch nichts entschieden und nicht der Moment, darüber zu sprechen."

Über seine mitgebrachten Mitarbeiter: "Es sind drei Scouts und Lee Congerton, meine linke und meine rechte Hand. Mein Sohn Sebastian übernimmt den Raum Belgien und Holland. Das hat er schon erfolgreich für Chelsea gemacht. Ebenso wie Bjarne Hansen für den skandinavischen und Jan Ricka für den tschechischen Raum. Dazu ist ein Spezialist dabei, der die Abläufe und Scoutingprogramme optimiert, wichtige Datenbanken und Statistiken erstellt. Und natürlich Lee, der ein talentierter Juniorennationalspieler für Wales war. Allerdings war er nur so schnell wie meine Großmutter. Deswegen hat er mit 21 umgeschult und wurde der jüngste Profitrainer Englands."

Über seine Ideen, Ziele und finanziellen Möglichkeiten mit dem HSV: "Hier steckt riesiges Potenzial. Der HSV ist reich an Tradition, war in den Siebzigern neben Ajax, Bayern und Juve die beste Mannschaft Europas. Ich kann und will hier nicht alles umbrechen. Gute Leute werde ich versuchen zu halten. Unser Kerngeschäft bei der Kaderplanung muss Deutschland sein, deshalb werden wir primär hier nach Spielern suchen. Uns muss dabei immer klar sein, dass wir auf die Finanzen achten müssen. Ich mache mir auch keine Sorgen, sollten wir den internationalen Wettbewerb verpassen. Denn früher beim PSV Eindhoven habe ich zehn Jahre lang Spieler ausgebildet, um sie zu verkaufen. Ich bin das gewohnt."

Über eine Kooperation mit dem FC Chelsea: "Ich habe da ein paar Ideen und hoffe, dass wir was gemeinsam machen können. Ob ich Spieler mitbringe, ist noch offen. Zumal die Trainerfrage nicht entschieden ist."

Über einen möglichen früheren Einstieg beim HSV: "Das wird schwer. Aber ich stehe schon jetzt in regem Austausch und behalte das auch bei. Ich führe allerdings für Chelsea auch die Gespräche mit den Spielern aus dem aktuellen Kader. Offiziell bin ich weiterhin ab 1. Juli hier. Das bedingt auch der Respekt gegenüber Chelsea."