Hamburgs Trainer Armin Veh lässt seine Zukunft beim Verein weiter offen. HSV-Kapitän Heiko Westermann hofft auf dessen Verbleib.

Hamburg. Jörn Wolf, seit siebeneinhalb Jahren Pressesprecher des HSV, hat vor der turnusmäßigen Pressekonferenz gestern Mittag mit Trainer Armin Veh die Qualifikation für seinen Job eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auf einem weißen Blatt Papier hatte Wolf vor Beginn der Frage-und-Antwort-Runde fünf Namen aufgelistet, von denen er behauptete, dass sich Hamburgs Journalisten garantiert nach ihnen erkundigen werden: Ruud van Nistelrooy, Eljero Elia, Marcell Jansen und David Jarolim. Und tatsächlich wurde nach genau diesen Profis der Reihe nach gefragt. Ganz oben auf Wolfs Liste stand aber ein anderer Name, der bei den Medienvertretern in dieser Woche ganz hoch im Kurs war: Armin Veh.

Um die Nachricht, die keine ist, vorwegzunehmen: Der von vielen erwartete Paukenschlag blieb aus. "Es ist nicht so, dass ich endgültig nicht mehr da bin", sagte der in den vergangenen Tagen und Wochen wankelmütige HSV-Trainer, nachdem er die erwarteten Fragen zu van Nistelrooy, Elia, Jansen und Jarolim der Reihe nach abgearbeitet hatte. Somit steht fest, dass weiterhin gar nichts feststeht. Es sei noch nichts entschieden, beantwortete Veh die Frage nach seiner eigenen Person, nachdem er zwei Tage zuvor eine baldige Antwort in der offenen Trainerfrage angekündigt hatte. Er habe keine Lust auf diese "Rumeierei", hatte Veh eindeutig zweideutig gesagt. Schließlich wolle ja auch sein Team wissen, mit wem es in der kommenden Saison zusammenarbeiten muss. Zur Erinnerung: Vehs Zweijahresvertrag kann bis zum 31. Mai sowohl durch den HSV als auch durch Veh gekündigt werden.

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Einen Autoritätsverlust innerhalb der Mannschaft muss Veh laut Vorvorvorgänger Huub Stevens selbst im Falle einer zügig angekündigten Trennung nicht befürchten. Der frühere Hamburger und jetzige Salzburger hatte in der Saison 2007/2008 bereits im Winter bekannt gegeben, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern will. "Ich habe ein erhöhtes Maß an Professionalität eingefordert - und es hat funktioniert. Wir haben alle zusammen durchgezogen", sagt Stevens, der daran erinnert, dass er auch auf Schalke und in Köln sein Ende vorzeitig verkündet hatte. Eine derartige Entscheidung müsse nicht zwangsläufig zum Problem werden, glaubt Stevens, der lediglich dazu rät, sich möglichst bald zu positionieren. Schließlich könne nicht jeder in einer Mannschaft mit einer derartigen Situation umgehen. "Der eine braucht eben klarere Worte als der andere. Aber als Trainer muss man immer gewisse Strömungen erkennen und ihnen entgegenwirken", sagt Stevens. Eine Entscheidung im März, wie sie von Sportchef Bastian Reinhardt und Veh selbst angekündigt wurde, hält der Niederländer für richtig: "Das ist ein guter Zeitrahmen. Armin Veh hat die Erfahrung, um mit der Situation umzugehen."

Eine Erfahrung, die Veh mit Bundesligagrößen wie Ottmar Hitzfeld oder Felix Magath möglicherweise teilen wird. So hatte Hitzfeld bereits in der Winterpause der Saison 2007/2008 sein Ende als Trainer bei Bayern München verkündet, um sich im Sommer mit dem gewonnenen Double aus Meisterschaft und Pokalsieg zu verabschieden. Auch Magath hat es nicht geschadet, als er vor knapp zwei Jahren vier Wochen vor Saisonende seinen Wechsel vom VfL Wolfsburg zu Schalke 04 bekannt gab. Wolfsburg gewann nach der verkündeten Entscheidung drei der letzten vier Saisonspiele und sicherte sich am 34. Spieltag die Meisterschaft. "Es hängt weniger am Trainer, als an der Zusammenstellung des Kaders", sagt Stevens, dessen HSV-Mannschaft nach seiner Entscheidung allerdings von einem Champions-League-Platz auf einen Uefa-Cup-Rang abrutschte.

Hat der Niederländer trotzdem recht, braucht sich der HSV wohl keine Sorgen um die unmittelbare Zukunft zu machen. HSV-Kapitän Heiko Westermann verspricht jedenfalls, die unsichere Trainersituation nicht als Alibi zu missbrauchen. "Natürlich interessiert es auch die Mannschaft, wer nächste Saison Trainer ist. Aber wir lassen uns von der Unruhe nicht beeindrucken", kündigt Westermann an, der einen Verbleib Vehs befürworten würde: "Dafür braucht man sich doch nur die Ergebnisse der Rückrunde anzugucken. Wenn man etwas erreichen will, muss man kontinuierlich arbeiten."

Ob sich Westermanns Wunsch allerdings erfüllen wird, scheint weiterhin mehr als fraglich. Immerhin hat Veh gestern Vormittag ein erstes Mal mit dem designierten Sportchef Frank Arnesen telefoniert. Den Inhalt des Gesprächs wollte der 50-Jährige im Rahmen der Pressekonferenz zwar nicht verraten, der eigenen Laune hat es in jedem Fall gutgetan. "Man muss immer im Gespräch bleiben. Das ist mir in dieser Woche ganz gut gelungen", scherzte Veh in Anspielung an die zahlreichen Berichte über seine Person.

Trainerlegende Ernst Happel, dies nur ganz am Rande erwähnt, kündigte sein HSV-Ende zum Sommer bereits im Januar 1987 an. Die Folge: Der HSV wurde unter Führung Happels (1981 bis 1987 beim HSV) am Ende der Saison Vizemeister und Pokalsieger.