15 Kandidaten in 19 Monaten sollten Sportchef werden. Nach der Absage von Matthias Sammer beendet der Aufsichtsrat die Suche.

Hamburg. Am 23. Juni 2009 verständigen sich Dietmar Beiersdorfer , seit dem 1. September 2002 Sportdirektor beim HSV, und der Aufsichtsrat über eine vorzeitige Auflösung seines bis Dezember 2010 laufenden Vertrages. Beiersdorfer, der zuvor mehrfach das angespannte Verhältnis zu Klubchef Bernd Hoffmann beklagt hatte, erhielt trotz seines freiwilligen Rückzugs eine Millionen Euro als Abfindung. Und die Liste seiner möglichen Nachfolger ist lang: Ex-Aufsichtsratschef Horst Becker ließ Bernd Wehmeyer , Stefan Reuter , Christian Hochstätter , Oliver Kreuzer und Roman Grill von einem externen Assessment-Center prüfen. Die Bewerber mussten Rollenspiele bewerkstelligen und Lösungen in Stress-Situationen finden. Durchsetzen konnten sich nur Kreuzer und der Spielerberater Grill, die zu einem finalen Casting in der Firmenzentrale von Kontrolleur Ian Karan eingeladen wurden. Nachdem Kreuzer wenige Stunden vor dem Showdown am 1. September 2009 per SMS absagte, wurde auch Grill wieder heimgeschickt. Nach anschließenden Gesprächen mit Martin Bader wurde kurzzeitig Horst Heldt als Favorit auserkoren, ehe der Stuttgarter von sich aus absagte und nach der Saison zu Schalke 04 wechselte. Am 10. Februar 2010 wurde schließlich bekannt, dass der Schweizer Urs Siegenthaler verpflichtet werden soll, obwohl der DFB-Chefscout einen Sitz im Vorstand ablehnt. Nach einigem Hin und Her beschloss der Aufsichtsrat auf einer geheimen Sitzung am 3. Mai, neben Siegenthaler noch einen zweiten Kandidat verpflichten zu wollen, der Siegenthaler formell vorgesetzt werden sollte. Gesprochen wurde mit Stefan Beinlich und Nico-Jan Hoogma , der von sich aus absagte, als er vernahm, dass zeitgleich mit Noch-Aufsichtsrat Sergej Barbarez verhandelt wurde. Barbarez, dem fünf Minuten vor der Sitzung, auf der er inthronisiert werden sollte, abgesagt wurde, trat am 28. Mai aus dem Aufsichtsrat zurück. Vier Tage zuvor wurde überraschenderweise Bastian Reinhardt als neuer Sportchef verpflichtet, nachdem er zuvor ein Praktikum auf der Geschäftsstelle des HSV absolviert hatte. Kurz nach Reinhardts Verpflichtung entschied sich plötzlich Siegenthaler gegen ein Engagement, wodurch die Blamage perfekt war. Im Herbst versuchte Klubchef Bernd Hoffmann erfolglos Günter Netzer für den HSV zu gewinnen. Auch mit Hoffenheims Ex-Manager Jan Schindelmeiser wurde gesprochen, ehe Matthias Sammer auserkoren wurde. Sammer sagte aber am 21. Januar ab. Ein echter Nachfolger Beiersdorers wurde somit auch nach 19 Monaten nicht gefunden.