Ab 11 Uhr wählen die Mitglieder des Hamburger SV vier neue Aufsichtsräte. Zur Wahl stehen unter anderem Ex-Präsident Jürgen Hunke und der ehemalige HSV-Profi Carsten Kober. Hier stellen sich die 21 Kandidaten vor.

Hamburg. Am Sonntag (11 Uhr) trifft sich die HSV-Mitgliedschaft im CCH (Halle H) zur Hauptversammlung. Vier Posten im Aufsichtsrat (AR) sind zu vergeben. Das Abendblatt fragte:

1. Was qualifiziert Sie für den Aufsichtsrat? 2. Was würden Sie ändern?

1. Peter Becker (64, Bäckermeister): 1. Ich habe die fachliche und menschliche Kompetenz durch langjährige Aufsichtsratserfahrung in unterschiedlichen Gremien, als Mitglied oder auch als Vorsitzender. Ich bin unabhängig und muss mich nicht mehr beweisen. Zehn Jahre war ich Präsident der Handwerkskammer, seit 2000 darf ich Deutschlands Bäcker vertreten. 2. Die zweijährige, nicht immer fehlerfreie Erfahrung im HSV-Aufsichtsrat hat meine Sichtweise verändert. Ich möchte konstruktiv die notwendigen Veränderungsprozesse mitgestalten.

2. Wolfgang Burgard (62, Dipl.-Volkswirt): Ich habe viele Jahre Führungserfahrung, auch im Bundesliga-Geschäft. Beim HSV müssten Entscheidungsprozesse versachlicht und auf den Kern gebracht werden, zum Beispiel bei einem sportlichen Konzept.

3. Bernd Enge (62, Dipl.-Betriebswirt): 1. Ich verfüge durch meine zwölfjährige Tätigkeit im Aufsichtsrat über einen riesigen Erfahrungsschatz. Es ist wichtig, Leute in diesem Gremium zu haben, die so lange dabei sind und das Geschäft kennen. 2. Die Aufgabe wird es sein, den Verein mehr zu vereinen.

4. Marek Erhardt (41, Schauspieler): 1. Ich habe Visionen, Vorstellungen, Vorschläge und Ziele. 2. Ich schaue nicht mehr zurück! Es geht nur noch um die Zukunft des HSV!

5. Manfred Ertel (60, Journalist): 1. Ich bin lange aktiver HSVer und weiß, wie unsere Mitglieder denken. Als politischer Journalist habe ich öffentliche Kontrolle quasi gelernt. Wir brauchen kein Abnickergremium, sondern ein selbstbewusstes Aufsichtsorgan, das sich dem HSV e.V. seiner Tradition und den Mitgliedern verpflichtet fühlt. Ich will keine Teilübernahme durch Fremdinvestoren. Ich will durchsichtige Vermögensverhältnisse, und nicht durch Finanzierungstricks heute das HSV-Kapital von morgen belasten. Und ich will endlich einen Titel.

6. Felix Goedhart (46, Betriebswirt): 1. Profunde betriebswirtschaftliche Ausbildung, 15 Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung und Aufsichtsratsarbeit. Hamburger, dem HSV gegenüber 100 Prozent loyal und völlig unabhängig, in keiner Gruppierung und in keinerlei Geschäftsbeziehung zum HSV. 2. Die optimale Besetzung des Vorstands und die konstruktive Kontrolle der Vorstandsarbeit. Aufgrund fehlender Einnahmen gehört hierzu insbesondere die Verabschiedung und Überwachung des Jahresbudgets. Ich stehe für kaufmännische Vernunft, "frischen Wind", Professionalität und Diskretion.

7. Peter Groth (65, Bilanz-Buchhalter): Seit 33 Jahren bin ich aktiver HSVer in der Leichtathletikabteilung und vertrete den HSV als Ratsmitglied des Seniorenrats. Als Kommunalpolitiker weiß ich, wie man mit Fraktionen umgehen muss. Aufsichtsrat und Vorstand haben gravierende Fehler gemacht. Bei den Kontrolleuren gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, das muss aufhören! Ich bin gegen eine Ausgliederung und die Einflussnahme Dritter im Zusammenhang mit Investoren.

8. Ralph Hartmann (46, Dipl.-Kaufmann): Ich verfüge über mehr als 20 Jahre Management- und Aufsichtsratserfahrung. Beim HSV bin ich ein "neues Gesicht", völlig unabhängig und stehe für einen "unbelasteten" und konsequenten Neuanfang. Ich würde drei Arbeitsgruppen aus Vertretern des Vorstandes, Aufsichtsrats und HSV-nahen Experten bilden: 1. Mehr Transparenz und Klarheit zum wirtschaftlichen Status und den Konsequenzen für unterschiedliche sportliche Szenarien. 2. Offenere und klarere Kommunikation an die Mitglieder. 3. Sportliches Konzept mit einer klaren Linie für die nächsten drei Jahre.

9. Jürgen Hunke (67, Unternehmer): 1. Ich bin ein unabhängiger Mensch, Fußball- und HSV-Anhänger. Ich kenne den Verein wie kein Zweiter. Ich habe eine Vorstellung, wie dieser Verein funktionieren muss. 2. Ich würde den Verein genauso führen, wie er von seiner Satzung aufgestellt ist: als e.V., dass die Mitglieder als Souverän alle grundsätzlichen Entscheidungen treffen, die Organe Vorstand und Aufsichtsrat in getrennter Verantwortung arbeiten und der Vorstand vom Aufsichtsrat klare Ziele vorgegeben bekommt.

10. Holger Jegminat (47, Bauzeichner): 1. Ich sehe mich als verlängerter Arm der Basis. Für das Gremium ist die Rückmeldung der Fans wichtig, Vertreter aus der Wirtschaft sind überrepräsentiert. Der Aufsichtsrat muss sich, besonders die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, transparenter darstellen.

11. Daniel Killy (48, Journalist): 1. Basisnähe, Kommunikationskompetenz - trotz eines klaren eigenen Standpunktes in der Lage sein, zu vermitteln. 2. Debatten im AR nur nach innen, keine geschwätzige Selbstdarstellung mehr. Klare Kompetenzverteilung im AR nach Gebieten: Wirtschaft, Sport, Kommunikation, nicht alle für alles.

12. Holger Klock (36, Gastronom): Ich stehe für basisorientiertes Handeln und fachliche Sportkompetenz. Mein intensiver Bezug zum Fundament des Vereins, den Fans, befähigt mich, deren Interessen zu vertreten. Ich stehe dafür ein, dass die Arbeit transparenter und für die Mitgliedschaft nachvollziehbarer wird. Ist die Fußballbundesliga auch der prominenteste Teil des Vereins, so ist mir persönlich wichtig, weiterhin die Tradition sowie die gesellschaftliche Verantwortung des Gesamtvereins zu pflegen und fortzuführen.

13. Hans-Ulrich Klüver (64, Dipl.-Volkswirt): 1. Ich habe im Verein (Abteilungsleitung Förderer/Supporters Club, Amateurvorstand) und im Beruf (Dipl. Volkswirt, 20 Jahre Leitender Angestellter bei Otto) Verantwortung übernommen. 2. Der Aufsichtsrat muss die Interessen der Mitglieder vertreten, sie klar informieren, bei wichtigen Themen frühzeitig mitnehmen und seine Personalverantwortung selbstständig wahrnehmen (Sportchefsuche). Für ein neues sportliches Konzept dürfen wir nur das Geld ausgeben, über das wir ohne Investoren verfügen!

14. Carsten Kober (43, Versicherungs-Kaufmann): 1. Meine sportlichen Erfahrungen, meine Kontakte aus der Profizeit und mein kaufmännisches Wissen. 2. Das dringend notwendige sportliche Know-how einbringen.

15. Olaf Kortmann (55, Dipl.-Trainer): 1. Sportliche Kompetenz: über 20-jährige Arbeit als erfolgreicher Coach im Hochleistungssport, meine Dozententätigkeit für Trainer und Funktionäre in verschiedenen Organisationen. Konzeptionelle Kompetenz: als Berater in der freien Wirtschaft. Und: Ich bin seit 23 Jahren Ehrenmitglied. 2. Sportliche Themen in den Vordergrund rücken: Fordern der Entwicklung einer leistungssportlich abgestimmten Gesamtkonzeption basierend auf einer modernen Leistungsphilosophie, idealtypische Profile von Trainern, Sportdirektor und Vorstand beschreiben. Gefragt ist eine intelligente Art der Zusammenarbeit aller, Hilfe bei Steuerung von Hochleistung durch Führung.

16. Stefan Preussler (47, Betriebswirt): Als Aufsichtsrat müssen sie mit Geschick Mehrheiten organisieren. Dieses diplomatische Geschick und mein Talent, Menschen für Ideen zu begeistern, setze ich in meinem Job ein. Ich bin eine ausdauernde Kämpfernatur. Die Geschäftsordnung muss so verändert werden, dass der Vorstand Sport die alleinige sportliche Entscheidungskompetenz für die Liga besitzt, nur so bekommt der HSV eine sportliche Führung, die bei Spielern und Trainern den Respekt genießt und eine klare sportliche Philosophie umsetzen kann. Bastian Reinhardt kann nur dann ein großer Sportchef unseres HSV werden, wenn er die Macht dafür bekommt.

17. Karl-Michael Reinboth (60, Jurist): Ich habe über meine Tätigkeiten in der freien Wirtschaft, der Verwaltung und als Professor an der Hochschule für Kommunale Verwaltung in Niedersachsen viele Erfahrungen in Sachen Personalführung gesammelt. Ich möchte eine verbesserte Diskussions- und Streitkultur erreichen. Es geht hier nicht um Personen, die eine Positionen vertreten oder entwickeln.

18. Katrin E. Sattelmair (43, Rechtsanwältin): Als Notarin und Rechtsanwältin bin ich geschult, Sachverhalte zu analysieren und zu bewerten. Ich war Leistungssportlerin und Vorsitzende eines Hockey-Bundesligisten. Ich traue mir aufgrund meiner beruflichen und sportlichen Kompetenz zu, den Aufsichtsrat zu verstärken. Ich möchte Ruhe in den AR bringen und Vertrauen zurückgewinnen, das das Gremium in der Öffentlichkeit verloren hat, indem ich so arbeite, wie ich mir einen Aufsichtsrat wünsche: still und sachorientiert.

19. Jürgen Stapf (Unternehmer, 49): 1. Mein HSV-Herz seit über 32 Jahren! Die Absicht ohne eigene Interessen nur im Sinne unseres HSV zu handeln. Seit fast zwei Jahrzehnten führe ich erfolgreich ein Unternehmen, wirtschaftliche Kompetenz und Sachverstand sind vorhanden! 2. Ich möchte als Teamplayer eine sportlich und wirtschaftlich erfolgreiche Zeit einleiten. Ich möchte erreichen, dass Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Charakter wieder etwas zählen! Ich möchte mich einsetzen für einen stärkeren Dialog zwischen Mitgliedern, Vereinsführung und Fans.

20. Cord Wöhlke (61, Budni-Geschäftsführer): Es gibt viele Parallelen zwischen Wirtschaft und Sport. Ich habe 40 Jahre Erfahrung als Geschäftsführer bei Budni. Hinzu kommen meine Fußball-Leidenschaft und die Erkenntnis, dass nur ein ganzheitlicher Ansatz Erfolge schafft. Ziele: 1. Wahl eines kompetenten Sportchefs. 2. Trainer begeistern für: Ein Drittel erfahrene, zwei Drittel jüngere Spieler, Konzepte Bayern, Freiburg, Mainz, Dortmund sowie System Löw, Talentschmiede, Kooperation Vereine aus Metropolregion. 3. Beirat mit Fußball-Idolen. 4. Gemeinschaftsgefühl für starke HSV-Familie schaffen. 5. Leitbild.

21. Ronald Wulff (65, Unternehmer): Ich verfüge über 20 Jahre Erfahrung im Profigeschäft, besitze sportliche als auch wirtschaftliche Kompetenz. Ich würde mir wünschen, dass wir im Aufsichtsrat offener mit gewissen Dingen umgehen und in einen besseren Dialog mit den Mitgliedern eintreten.