Veh lässt seine Zukunft beim HSV weiter offen, hofft auf eine wegweisende Mitgliederversammlung und fordert eine bessere Mentalität.

Dubai City. Gestern Abend wurde Armin Veh, 49, im Rahmen des HSV-Trainingslagers zum Fernsehstar im gesamten Mittleren Osten. Der Trainer war zu Gast beim Dubai Sports Channel und plauderte eine Stunde über den HSV und die Ziele für die Rückrunde. Übertragen wurde die Sendung in 23 Ländern des Orients. Vor der Talkshow nahm sich Armin Veh auch für das Abendblatt Zeit.

Hamburger Abendblatt: Herr Veh, wie lautet Ihr Fazit nach einer Woche in der Wüste?

Armin Veh: Die Bedingungen in Dubai waren optimal. St. Pauli hat in Hamburg auf Eis trainiert, wir in Dubai auf einem grünen Rasen.

Seit 20 Jahren fahren Sie zweimal pro Jahr ins Trainingslager. Ist so eine Reise nach Dubai für Sie nur noch Routine?

Veh: So ein Trainingslager ist für mich tatsächlich nur noch Routine, aber die Anspannung vor dem Rückrundenstart steigt auch bei mir. Besonders in der Woche vor dem Schalke-Spiel beginnt bei mir das Kribbeln.

Schenkt man Ihren Worten vor ein paar Wochen Glauben, könnte es Ihre letzte Rückrunde als Bundesligatrainer sein.

Veh: Eine Entscheidung darüber ist definitiv noch nicht gefallen.

Nach der Hinrunde hieß es, Sie seien amtsmüde. Waren Sie enttäuscht von Ihrer Mannschaft?

Veh: Das spielte vielleicht eine Rolle, aber nur eine untergeordnete. Es ging und geht immerhin um meine Zukunft. Dabei ist dann nicht entscheidend, auf welchem Tabellenplatz wir gerade stehen. Aber eigentlich will ich gar nicht mehr so viel zurückschauen, sondern lieber nach vorne.

Das lässt sich einfach sagen. Klar ist aber auch, dass Sie das Thema nach jeder Niederlagenserie verfolgen wird.

Veh: Ich bin 20 Jahre Trainer, da kenne ich das Geschäft in- und auswendig. Ich weiß, dass das Thema sofort wieder hochkommt, wenn wir ein paar Mal verlieren. Aber dann müssen wir ganz einfach mehr Spiele gewinnen.

Was würden Sie sich als Trainer wünschen?

Veh: Wenn man so lange wie ich im Amt ist, dann will man sich nicht mehr von einzelnen Spielen oder Spielern abhängig machen. Natürlich würde ich als Trainer gerne mehr Macht haben.

In Wolfsburg hatten Sie doch jede Menge Macht, dort waren Sie Trainer und Sportchef.

Veh: Das stimmt, aber in Wolfsburg musste ich mich wirklich um alles kümmern. Dort waren ja noch nicht einmal echte Strukturen für den Nachwuchsbereich vorhanden. Wenn man große Entscheidungsgewalt hat, braucht man trotzdem auch Leute, die einen begleiten. Das war in Wolfsburg nicht der Fall.

Wie empfinden Sie Ihr Standing beim HSV?

Veh: Es ist kein Geheimnis, dass ich mich beim HSV wohlfühle. Aber auch hier passiert sehr viel. Am Sonntag werden beispielsweise vier neue Aufsichtsräte gewählt. Die ersten Kandidaten haben mich ja schon kritisiert, obwohl sie noch nie mit mir gesprochen haben. Und der dann neu gewählte Aufsichtsrat entscheidet über die Zukunft unseres Vorstands. Bevor ich aber meine Zukunft endgültig entscheide, will ich auch wissen, wer meine Vorgesetzten sind. Für mich ist das enorm wichtig.

Was erhoffen Sie sich von der Mitgliederversammlung?

Veh: Wenn man nicht völlig naiv durch Hamburg läuft, dann merkt man, dass es brodelt. Der Verein braucht aber Stabilität, besonders in der Führung. Ich habe einige Präsidenten in meiner Karriere erlebt, deswegen kann ich guten Gewissens behaupten, dass der HSV solide geführt wird. Planungssicherheit ist elementar.

Hätten Sie im Winter verlängert, wenn Sie Gewissheit gehabt hätten, wie es mit Bernd Hoffmann weitergeht?

Veh: Das ist eine hypothetische Frage. Aber klar ist, dass seine Zukunft auch für mich wichtig ist. Normalerweise habe ich meine Verträge immer im Winter verlängert. Nun haben wir uns aber darauf geeinigt, dass wir erst mal die Rückrunde abwarten. Und ich denke, dass es diesmal für alle Beteiligten so besser ist.

Es könnte negativ ausgelegt werden, dass Sie verbal nicht so an Ihrem Job kleben.

Veh: Ich bin fast 50 Jahre alt. Da darf ich sagen, was ich will.

Was bedeutet Ihnen denn der HSV?

Veh: Der HSV ist ein Verein, der eigentlich alles hat: Renommee, Historie, gutes Image und eine tolle Stadt. Nach Bayern kommt in Deutschland eigentlich sofort der HSV, auch wenn es die Tabelle nicht ganz so widerspiegelt.

Zé Roberto hat behauptet, dass es in der aktuellen Saison keine Mannschaft gibt, die besser sei als der HSV - vorausgesetzt, das Verletzungspech hört auf.

Veh: Das ist schön, dass er so denkt. Aber dann müssen wir diesen Anspruch in der Rückrunde auch in die Tat umsetzen. Wir haben auf jeden Fall eine Mannschaft, die von ihren Fähigkeiten ins internationale Geschäft gehört. Dazu brauchen wir aber nicht nur gute Fußballer, wir brauchen auch Einstellung und Tempo.

Wer sollen denn in der Rückrunde Ihre Führungsspieler sein?

Veh: Wir haben eine sehr erfahrene Mannschaft, da muss jeder Führungsaufgaben übernehmen. Aber einen echten Chef auf dem Platz haben wir nicht. Keinen Spieler, der im Mittelfeld die Fäden zieht, die Kommandos gibt und den anderen signalisiert, wo es langgeht. Uns fehlt manchmal die gewisse Mentalität. Aber auch daran arbeiten wir.