Nie hat Hoffenheim in Hamburg getroffen. Trotzdem denkt der HSV vor dem Heimspiel mit Grauen an die letzte 1:5-Auswärtspleite zurück.

Hamburg. Wirklich lange scheint jener 25. April nicht her zu sein. Nimmt man es ganz genau, dann sind seit dem sonnigen Tag im Frühling sechs Monate, eine Woche und an diesem Sonnabend fünf Tage vergangen. Und doch scheint der 25. April 2010 einer völlig anderen Zeitrechnung zu entstammen. Hessens Ministerpräsident hieß Roland Koch, Octopus Paul erfreute sich in Oberhausen bester Gesundheit, und Lena Meyer-Landrut war noch wenige Tage lang eine ganz normale Abiturientin aus Hannover. Vor allem aber war Bruno Labbadia noch Trainer des HSV, was sich allerdings nur einen Tag später ändern sollte. Grund hierfür war "eine der größten Enttäuschungen im Jahr 2010", wie Bernd Hoffmann die 1:5-Pleite in Hoffenheim heute bezeichnet.

Ein gutes halbes Jahr später und kurz vor dem erneuten Duell mit 1899 Hoffenheim (Sa., 15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) denkt nicht nur der HSV-Chef an diesen bitteren Tag mit Grauen zurück. "Damals ging es bei uns drunter und drüber. Schlechter als in Hoffenheim konnte man gar nicht spielen", sagt Piotr Trochowski, der in Hoffenheim das zweifelhafte Vergnügen hatte, 90 Minuten lang auf dem Platz dabei zu sein. Und obwohl auch Hoffmann nicht bestätigen mag, dass seine Mannschaft gegen den eigenen Trainer gespielt hat ("Ich glaube nicht, dass man das wirklich kann"), war für Hamburgs Vorstandsvorsitzenden das Ende Labbadias nach der Pleite so gut wie besiegelt: "Man ist immer gut beraten, wenn man zunächst einmal darüber schläft. Aber es war klar, dass es nun in dieser Zusammensetzung ganz schwer wird."

Der HSV siegte noch nie in Hoffenheim, Hoffenheim siegte noch nie in Hamburg

Um seinen Job muss sich Labbadias Nachfolger Armin Veh vor dem Duell mit Hoffenheim definitiv keine Gedanken machen. Und doch kommen auch auf den siebten Trainer in der Ära Hoffmann schwere Zeiten zu, sollte seine Mannschaft an diesem Wochenende zum dritten Mal in Folge als Verlierer vom Platz gehen. Nach der 2:3-Niederlage in Köln ist ein Sieg gegen die Kraichgauer Pflicht, um den Anschluss an die vorderen Plätze nicht vorzeitig zu verlieren. "Wenn wir gewinnen, sind wir oben dabei. Wir sehen die Chancen, nicht die Risiken", gibt sich Sportchef Bastian Reinhardt optimistisch.

Tatsächlich gibt ein weiterer Blick in die Historie auch den Optimisten beim HSV berechtigten Grund zur Hoffnung. Schließlich hat Hoffenheim noch nie in Hamburg gewonnen und blieb torlos. In der vergangenen Saison endete das Duell im Volkspark 0:0, ein Jahr zuvor besiegte der HSV den damaligen Aufsteiger nach Jonathan Pitroipas Treffer mit 1:0. "Das war mein erstes Bundesligator, deswegen war es ein besonderer Treffer", erinnert sich Pitroipa gerne an den 4. April 2009 zurück. Allerdings stand der Flügelflitzer auch gut ein Jahr später auf dem Platz, als nach dem 1:5-Debakel Trainer Labbadia entlassen wurde. Gute und schlechte Zeiten liegen eben oft nur zwei Pfosten voneinander entfernt.

Der HSV von damals und der von heute sind allerdings nur noch bedingt miteinander vergleichbar. Abgesehen vom Trainer dürfte sich auch ein Großteil der Startelf ändern. In der Imtech-Arena laufen lediglich Joris Mathijsen, David Jarolim, Trochowski, Pitroipa und Mladen Petric aus der Anfangself des "Schwarzen Sonntags" vom 25. April auf. "Damals haben wir nach zwei Minuten das erste Tor kassiert, das hat uns unsere ganze Hoffnung genommen", sagt Petric, der aber guter Dinge ist, dass nun bessere Zeiten folgen. Trochowski hat hierfür sogar eine simple, aber schlüssige Erklärung: "In Hoffenheim war das Spiel so schlecht, jetzt kann es nur besser werden."