HSV-Trainer Armin Veh setzt heute gegen Kaiserslautern statt auf Künstler lieber auf Arbeiter wie Rincon, Tesche und Choupo-Moting.

Hamburg. Wenn es stimmt, dass Schuhe viel über einen Menschen aussagen, dann muss sich Armin Veh eigentlich keine Sorgen machen. Der HSV-Trainer trägt bevorzugt hochwertige Lederschuhe, gerne in schwarz oder braun. Auch auf den Rest seines Äußeren achtet der 49-Jährige penibel. Eine gebügelte Hose und ein knitterfreies Hemd, meist mit den oberen beiden Knöpfen offen, gehören zur Grundausstattung. Einen Anzug trägt Veh dagegen nur zu besonderen Anlässen.

Ob das Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserlautern (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) Anlass genug ist, wird man spätestens am heutigen Sonnabend sehen. Sollte Veh am Spielfeldrand freiwillig auf einen edlen Zwirn verzichten, dürfte er auf dem Spielfeld zumindest auf seinen zweiten Anzug setzen. Mit Paolo Guerrero (Wadenprellung), Mladen Petric (Riss der Plantarissehne), Guy Demel (Magen-Darm-Infekt) und Dennis Aogo (Schambeinentzündung) fehlen vier potenzielle Stammspieler, zudem darf der angeschlagene Marcell Jansen (Stirnhöhlenentzündung) zunächst nur auf der Bank Platz nehmen.

Choupo-Moting soll die verletzten Guerrero und Petric im Sturm ersetzen

Im Sturm soll deswegen der zuletzt so fleißige Maxim Choupo-Moting an der Seite Ruud van Nistelrooys auflaufen, hinten rechts wird Tomas Rincon spielen, und im defensiven Mittelfeld darf sich - Vorsicht, Überraschung! - Robert Tesche statt des formschwachen Gojko Kacar über sein Saisondebüt freuen. Selbst auf der Bank kommt es aufgrund des Personalmangels zu zwei Premieren: Erstmals steht der Ex-Nürnberger Dennis Diekmeier zumindest im Kader, und auch Youngster Mohamed Besic, 18, ist zum ersten Mal bei einem Pflichtspiel der HSV-Profis im Aufgebot dabei. "Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, schließlich haben wir genügend Qualität im Kader", kommentiert Veh die Ausfälle so leger wie sonst nur sein Hemd geknöpft ist.

Das HSV-Team der Abendblatt-Leser gegen K'lautern

Gewohnt locker präsentierte sich auch Rincon - mit grauer Weste, kariertem Hemd und dunkler Jeans - vor dem Abschlusstraining am Freitag. Anders als Tesche ist es der Venezolaner gewohnt, bei einem Notfall die Ärmel hochzukrempeln. Vor dem Derby beim FC St. Pauli rutschte der Mittelfeldabräumer nur deshalb in die Startelf, weil Demel sich in der Nacht davor um seine verletzte Frau kümmern musste. Rincon half hinten rechts aus und überzeugte. "Mir ist ganz egal, wo ich eingesetzt werde. Ich will einfach spielen", sagt der Allrounder. Vor dem Spiel gegen Kaiserslautern ist die Sachlage allerdings eine andere. Rincon konnte zuletzt sowohl im Training als auch eine Halbzeit gegen Werder Bremen durch unermüdlichen Einsatz überzeugen - im Gegensatz zu seinem Pendant Demel. Deswegen hätte Veh dem Südamerikaner wohl in jedem Fall eine Chance eingeräumt. "Der Trainer hat gesagt, dass wir nicht nur schön spielen dürfen, sondern auch richtig arbeiten müssen", gibt Rincon die Richtung vor.

Seine erstmalige Chance unbedingt nutzen will auch Tesche, der von Zé Robertos Umzug auf die linke Verteidigerposition profitieren soll. Während der ehemalige Bielefelder unter Extrainer Bruno Labbadia immer wieder zu Kurzeinsätzen kam, musste er sich unter Veh bislang vergebens für einen Platz bewerben. Er habe ja Zeit, hatte Tesche unlängst sein Reservistendasein relativiert. Gegen Kaiserslautern dürfte sich seine Geduld nun auszahlen.

Choupo-Moting hofft, dass sein auslaufender Vertrag verlängert wird

Überhaupt keine Zeit zu verlieren hat dagegen Choupo-Moting. Der gebürtige Hamburger will in dieser Saison den Durchbruch schaffen, nachdem er in seinen ersten drei Profijahren beim HSV lediglich zu 13 Einsätzen kam, sich in der vergangenen Saison an den 1. FC Nürnberg hatte ausleihen lassen und sich in diesem Jahr für eine Verlängerung seines Vertrages bewerben möchte: "Ich muss mich hier etablieren."

Bedenkt man, dass mit Choupo-Moting und Rincon immerhin zwei Nationalspieler einspringen, kann man Vehs demonstrative Gelassenheit vor dem so wichtigen Spiel gegen Kaiserslautern durchaus verstehen. Als er in der Woche mit einer Statistik konfrontiert wurde, nach der seine Mannschaft innerhalb der vergangenen zwölf Monate nach Nürnberg die wenigsten Siege geholt hat, lächelte Veh lediglich und meinte, dass bei den meisten Spielen ohnehin noch Labbadia verantwortlich gewesen sei. Und das ist ja bekanntlich ein ganz anderes Paar Schuhe.