HSV-Trainer Armin Veh hat sich für Frank Rost als neue und alte Nummer eins entschieden, neuer Kapitän wird Heiko Westermann.

Hamburg. Das Erstaunen hielt sich gestern Mittag im Presseraum der Imtech-Arena in Grenzen. Noch bevor Armin Veh vor die Kameras trat, wussten die meisten unter den Medienvertretern längst, was der HSV-Trainer ankündigen würde und was sich ohnehin in den vergangenen Wochen angedeutet hatte: Heiko Westermann ist neuer Kapitän , Frank Rost bleibt die Nummer eins im Tor. Wirklich spannend war für die Journalisten zu diesem Zeitpunkt lediglich die Frage, ob der traditionell etwas einsilbige Rost sich gegenüber den Medien äußern würde. Um es vorwegzunehmen: Der alte und neue Stammtorhüter wollte nicht.

Rost wollte nicht darüber sprechen, wie und warum er Neuzugang Jaroslav Drobny im Kampf um die Nummer eins ausgestochen hatte. Er wollte auch nicht darüber reden, wie er Veh von seinen Stärken überzeugen konnte und schon gar nicht darüber, wie er den Kampf gegen den Vorstand, der Rost nach der letzten Saison intern vereinsschädigendes Verhalten vorgeworfen hatte, gewonnen hatte. Aber auch ohne große Worte war klar: Der alte Kämpfer hatte mal wieder gewonnen.

"Fäustel" musste in seiner Laufbahn immer wieder Niederlagen einstecken

Der 37-Jährige ist das Kämpfen in seiner mittlerweile 18 Jahre andauernden Karriere gewohnt. Und potenziellen Gegnern Rosts - egal ob Mit- oder Gegenspieler, Journalisten oder Vereinsoffizielle - kann das Lachen schnell vergehen, wenn sie sich mit dem zuweilen kauzigen Schlussmann anlegen. Dabei hat Rost längst nicht alle Gefechte seiner Laufbahn gewonnen. "Fäustel", wie der Keeper von seinen Fans genannt wird, schaffte den Sprung ins Bundesliga-Tor erst nach einer sechsjährigen Lernphase als Nummer zwei bei Werder Bremen. Auch den Kampf um einen Platz im Nationalmannschaftstor konnte Rost ganze viermal für sich entscheiden - zu groß war die Konkurrenz von Kahn, Lehmann und Co. Die wahrscheinlich bitterste Niederlage seiner Vereinskarriere musste Rost, seinerzeit unumstrittene Nummer eins auf Schalke, gegen den damaligen Frischling Manuel Neuer einstecken. Trainer Mirko Slomka entschied sich für den Jungen und gegen den Alten. Rost wollte zunächst um sein Revier kämpfen, entschied sich im Januar 2007 aber zur Flucht nach Hamburg.

Beim HSV war der gebürtige Sachse vom ersten Tag an unumstrittene Nummer eins. Und der Torhüter nutzte seine exponierte Stellung im Team, um auch abseits des Rasens seine Meinung zum Ausdruck zu bringen. In ausgewählten Medien - Rost ist einer der wenigen HSV-Profis, der mit Sabine Hemkes eine eigene Medienberaterin beschäftigt - nahm der Fußballer Stellung zur zunehmenden Kommerzialisierung, ereiferte sich über Kollegen, die den HSV als Karrieresprungbrett betrachten würden und kritisierte, dass heute fast alle jungen Spieler tätowiert seien. Rost, dem man nachsagt, mit Volkes Stimme zu sprechen, engagiert sich gegen Analphabetismus, bezeichnet sich als "wertkonservativ" und nimmt auch vor der Chefetage kein Blatt vor den Mund.

Rost stolperte beinahe über seine zu offen kommunizierte Meinung

Als der HSV-Profi allerdings vor einem Jahr in einem Abendblatt-Interview die geplante Verpflichtung Roman Grills als Sportchef scharf kritisierte, brachten Hamburgs Verantwortliche nur wenig Verständnis für ihre Nummer eins auf. Doch Rost legte sogar nach und räumte nach der Demission Bruno Labbadias öffentlich dem Vorstand eine Mitschuld an den zahlreichen Trainerentlassungen der vergangenen Jahre ein. In einem Vieraugengespräch wurde Rost klargemacht, dass man derartige Aussagen so nicht stehen lassen wolle. Herthas Torhüter Drobny wurde als erster Neuzugang verpflichtet, und die Tage Rosts beim HSV schienen gezählt.

Doch statt sich auf seine alten Tage um einen neuen Verein zu bemühen, entschied sich Rost zur Überraschung vieler, den Zweikampf mit Drobny anzunehmen - ein Duell, das selbst der ewige Kämpfer Rost eigentlich nicht gewinnen konnte. Bis gestern.

Marcell Jansen fällt wegen einer Mandelentzündung im Pokal gegen Torgelow aus. Seinen Konkurrenten im linken Mittelfeld, Eljero Elia, nannte Trainer Armin Veh derweil "unverkäuflich".