Nur zwei starke Innenverteidiger hat HSV-Trainer Armin Veh im Kader. Die Abwehr ist die Achillesferse des Teams und braucht Verstärkung.

Hamburg. David Rozehnal setzt auf den Klub, der ihn gerade vor die Tür setzen wollte. Und auf sich selbst. Statt wie sein neuer HSV-Teamkollege Jaroslav Drobny zu seiner Nationalmannschaft zu reisen, blieb der Tscheche in Hamburg, um mit der Mannschaft zu trainieren, die ihn eigentlich aussortiert hat. Ein Angebot aus Italien von Serie-A-Aufsteiger AC Cesena lehnte er ab, Rozehnal setzt auf den HSV . Aber hier wird der 1,8-Millionen-Euro-Mann (pro Jahr bis 2012) wohl nur auf der Tribüne sitzen. Auch wenn Trainer Armin Veh über den 30-Jährigen sagt: "David gibt im Training ordentlich Gas, lässt sich absolut nicht hängen. Ein echter Profi" - das harte Urteil steht fest: "Es ändert nichts daran, dass er es bei mir sehr schwer hat. Ich gehe davon aus, dass er sich um einen anderen Verein bemüht."

Doch der aussortierte Tscheche ist nicht das einzige Problem in der Defensive. Immerhin bleiben Veh mit Joris Mathijsen und Heiko Westermann nur zwei echte Innenverteidiger. Zwar harmonierten die beiden gegen Cottbus - nach ihrer Auswechslung aber herrschte Chaos. Guy Demel gilt zwar als Alternative, wird aber auf der rechten Seite der Viererkette gebraucht. Hier offenbart der junge, noch unerfahrene Neuzugang Dennis Diekmeier fußballerisch und in der Abstimmung Schwächen. "Wir sind sehr offensiv ausgerichtet", freut sich zwar Nutznießer Ruud van Nistelrooy als derzeit einzige Spitze über reichlich Unterstützung. Damit weist der Niederländer zugleich auch auf das Hauptproblem hin: "Wir wissen um unser riesiges offensives Potenzial. Und wir spielen es auch aus. Wir haben mit Zé Roberto und David Jarolim ja sogar zwei defensive Mittelfeldspieler, die vom Typ her eher offensiv denken."

Insgesamt stehen jedenfalls zu viele Offensivkünstler im Kader. Der HSV ist derzeit nur bedingt abwehrbereit. "Wir müssen alle defensiv mitarbeiten", sagt Heiko Westermann, der gegen Cottbus in der ersten Hälfte zusammen mit Mathijsen einen der wenigen Glanzpunkte setzte. "Das Zusammenspiel hat schon sehr gut geklappt, Cottbus hatte nur eine einzige Torchance." Dass diese gleich zum Gegentor führte, stört Westermann nur bedingt. "Natürlich will ich zu null spielen. Immer. Aber das Problem bei uns ist nicht die Abwehr allein. Uns fehlt noch die Feinabstimmung in der Mannschaft, nicht nur nach vorn, sondern auch nach hinten zu arbeiten."

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Da sieht sich Westermann als Führungsspieler zusammen mit Abwehrchef Joris Mathijsen in der Pflicht. Der frühere Schalker, heißer Anwärter auf das Kapitänsamt, warnt vor einer ähnlichen Einstellung beim Pokalspiel am Sonntag beim Fünftligisten Torgelower SV Greif: "Da wird uns das Gleiche erwarten wie gegen Cottbus."

David Rozehnal wird auch beim ersten Pflichtspiel wieder nur zusehen dürfen. Sofern er nicht doch noch den Verein wechselt. Dann würde sein Gehalt wegfallen - und der HSV hätte finanziellen Spielraum für einen weiteren Innenverteidiger. Denn die Abwehr, das ist kurz vor Saisonstart klar, ist die Achillesferse dieses HSV. Quantitativ ohne Rozehnal. Qualitativ mit und ohne ihn.