David Jarolim, der große Gewinner der Vorbereitung, spricht im Interview über das Kapitänsamt beim Hamburger SV und privates Glück.

Hamburg. David Jarolim galt wie schon bei Bruno Labbadia auch beim neuen HSV-Trainer Armin Veh als Streichkandidat. Jetzt ist er einer der großen Gewinner der Vorbereitung. Im Abendblatt spricht der 31-jährige Mittelfeldspieler über seine schwangere Freundin und sagt, warum ihm das Amt des Kapitäns so viel bedeutet.

Abendblatt:

Herr Jarolim, ist es nicht doch das perfekte Jahr für Sie, um erstmals beim HSV nicht international zu spielen?

David Jarolim:

Nein, warum?

Sie werden Vater und haben so mehr Zeit, sich um Ihr erstes Kind zu kümmern.

Ach so. Richtig, das ist schön. Aber ich bin Profifußballer, um genau diese internationalen Spiele spielen zu können. Die Reisen, die unterschiedlichen Stadien und Atmosphären sind besonders. Mir werden diese Momente sehr fehlen.

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Wenn Sie die Wahl hätten: intensive Teilnahme an der Kindererziehung oder englische Wochen mit dem HSV ?

Englische Wochen. Und dann jede freie Minute mit dem Kind.

Sie waren in Prag. Wird Ihr Kind nicht in Hamburg geboren?

Nein, es gab Komplikationen, und meine Freundin durfte nicht reisen, musste in Prag bleiben. Aber jetzt ist alles gut.

Privat im Glück, sportlich ein drohendes Schicksal abgewendet - es läuft für Sie.

Sportlich hat sich nichts verändert.

Sie galten als einer der Streichkandidaten des neuen Trainers. Mal wieder. Trotzdem haben Sie sich durchgesetzt.

Es war dieses Jahr wie so oft: Man hört vorher viel. Auch als Spieler. Aber letztlich zählt es erst, wenn man es persönlich gesagt bekommt. Und das ist bei Herrn Veh nicht passiert. Von daher interessiert mich nicht, was vorher mal hätte sein können. Ich bin noch da. Und ich bleibe. Ich muss mich mit meinen 31 Jahren nicht mehr beweisen.

Sie waren Kapitän. Stört Sie der Gedanke, dass Trainer Armin Veh am Freitag einen neuen Spielführer benennt?

Wirklich schön ist das nicht. Ich war gern Kapitän. Das Amt war ja auch eine Beurteilung meiner Leistung beim HSV. Aber ich brauche die Binde um den Arm nicht für die Motivation. Ich gebe sie nicht gern weg, ganz klar. Aber ich werde, egal wie, nach der Entscheidung der Gleiche sein wie vorher.

Wie ist das mit der tschechischen Nationalmannschaft? Sie zählen zum Kreis, sind aber nicht nominiert worden.

Ich mache kein Theater, das Ziel ist die EM. Und die ist erst in zwei Jahren. Der Weg dahin ist lang. Aktuell setzt der Trainer auf ganz junge Spieler. Sollte er mich brauchen, bin ich da. Ich weiß auch, dass ich wichtig sein kann. Aber sollte er nicht mehr auf mich zählen, weiß ich, wer mich dringender braucht: meine Familie. Und der HSV, mit dem wir große Ziele haben.

Welche genau?

Wir wollen den Vorteil aus der fehlenden Dreifachbelastung ziehen, im Pokal weit kommen und in der Meisterschaft ein Wort mitsprechen. Dafür müssen wir nur unser Potenzial abrufen, das noch größer ist als vorige Saison.