Zu viele Leistungsträger sind noch im Aufbau, meint HSV-Trainer Bruno Labbadia. Zé Roberto, in der Hinrunde dominant, ist derzeit ratlos.

Hamburg. Weshalb die Analyse gestern so lange dauerte, verbildlichte Eljero Elia: Achselzuckend versuchte sich der Niederländer in Erklärungen für sein persönliches Formtief. Und trotz aller Mühen blieb er erfolglos. "Shit, shit, shit" sei seine Verfassung, so die letztlich inhaltlich wenig konstruktive Erklärung des 23-Jährigen, der ebenso ratlos wirkt wie sein Mannschaftskapitän David Jarolim: "Wir haben den Anschluss nach oben in der Tabelle verloren.

Die Champions League ist weit weg. Das tut weh." Eine Erklärung für die schwache zweite Halbzeit in Leverkusen habe Jarolim nicht: "Vielleicht sollten wir die einfach ganz schnell vergessen. Dafür muss uns allen klar sein, dass es in der Tabelle jetzt richtig eng wird. Da kommen Bremen, Mainz und Wolfsburg immer näher."

Inzwischen sogar gefährlich nah. Nach zeitweise sieben Punkten Vorsprung auf Rang sechs ist es inzwischen nur noch ein Punkt auf Werder Bremen. Dass ausgerechnet die Erzrivalen durch den Einzug ins Pokalfinale dem HSV sogar als Sechsten ins internationale Geschäft helfen könnten, daran mag Jarolim gar nicht denken. "Wir spekulieren lieber nicht, wir müssen zusehen, dass wir unseren Platz verteidigen und am besten noch einen nach oben klettern." Aber wie soll das funktionieren? "Indem wir alles anders machen als gegen Bayer."

Klingt einfach, ist es aber nicht. Zumal dem HSV die Führung fehlt. "Alle Leute versuchen die Fehler zu finden. Einige Leute geben dem Trainer die Schuld, einige der Mannschaft", ist auch Zé Roberto, der mit seiner Formschwäche höchstselbst ein Katalysator des aktuellen Negativtrends ist, ratlos. In der Hinrunde noch der dominante Mann im Mittelfeld, wirkt der Brasilianer fast schon lustlos, geht Zweikämpfen aus dem Weg und ist eher ein Risiko- denn ein Erfolgsfaktor.

Sein Verhältnis zum Trainer gilt als angespannt, obgleich Labbadia den 35-Jährigen stützt wie kaum einen anderen Spieler im Team. "Wir wandern auf einem schmalen Grat, aber wir wussten im Winter schon, dass wir Probleme mitschleppen. Zé beispielsweise kann noch nicht bei hundert Prozent sein", so der Trainer. Trotz der zuletzt schwächeren Leistungen will er seinen Senior nicht auswechseln: "Er braucht die Spiele, um wieder in die Verfassung aus der Hinrunde zu kommen und uns zu helfen."

Bis dahin heißt es, geduldig mit den einkalkulierten Widrigkeiten umzugehen. Schließlich ist Zé Roberto kein Einzelfall. Neben dem Brasilianer stehen mit Mladen Petric (Bänderanriss), Ruud van Nistelrooy (Trainingsrückstand nach 18 Monaten Verletzungspause), Guy Demel (verpasste Teile der Wintervorbereitung wegen des Afrika-Cups und klagt seitdem über Kraftprobleme) und Elia (Knöchelprobleme) etliche Führungsspieler auf dem Platz, die ihrer Form aus der Hinrunde hinterherlaufen oder körperlich noch nicht wieder vollkommen gesund sind. Hinzu kommen (sportliche) Dissonanzen in der Viererkette, besonders im Zusammenspiel David Rozehnal/Joris Mathijsen.

Anlass genug für Labbadia, gestern einen unmissverständlichen Appell an seine Mannschaft zu richten. "Die Kraft als Ursache allen Übels ist mir zu einfach, daran liegt es nicht", so der Coach entschlossen, "wir alle haben den Anspruch, international zu spielen. Da müssen wir mit dem Rhythmus umgehen können. Wir müssen nur wissen, dass einige Korsettspieler noch nicht wieder bei 100 Prozent sind und es nur gemeinsam geht. Gerade jetzt, wo wir uns in einer entscheidenden Phase der Saison befinden."

Schließlich gilt es in Anderlecht am Donnerstag, einem kampfstarken Gegner vor frenetischem Publikum zu begegnen. Und am Sonntag wird es in der HSH-Nordbank-Arena gegen den Tabellenzweiten Schalke 04 nicht leichter, während Verfolger Bremen mit zwei Bundesligaheimspielen gegen Bochum und Nürnberg seinen Aufwärtstrend fortzusetzen droht. Labbadia: "Es war uns klar, dass es eng werden würde."