Bruno Labbadia will mit seinem Team des HSV unbedingt das Finale am 12. Mai im eigenen Stadion erreichen. Marcell Jansen fällt aus.

Eindhoven. Der Aufruf über die Lautsprecher am Flughafen Fuhlsbüttel gestern Vormittag war unmissverständlich. "Wir wünschen der Mannschaft des HSV einen guten Flug. Bitte bringen Sie einen Sieg oder zumindest ein Unentschieden im Gepäck nach Hamburg zurück", forderte ein Steward, der die Hamburger Fußballprofis anschließend höflich zum Einsteigen in die Chartermaschine 4R8126 nach Eindhoven bat. Verlieren verboten, so wünschte es sich zumindest das Bodenpersonal des Hamburger Flughafens, das noch auf dem Rollfeld letzte Erinnerungsfotos mit den Handykameras schießen durfte.

Tatsächlich ist sich der HSV-Reisetross durchaus bewusst, dass der dreitägige Trip ins Nachbarland kein Betriebsausflug wie jeder andere wird. "Natürlich ist die Europa League in diesem Jahr für uns wichtiger als in anderen Jahren", versuchte Stürmer Mladen Petric die Bedeutung des Sechzehntelfinalrückspiels gar nicht erst kleinzureden. Und Cheftrainer Bruno Labbadia sprach das aus, was ohnehin alle dachten: "Wir wollen so weit wie möglich kommen, gerade weil das Endspiel am 12. Mai in unserer Nordbank-Arena in Hamburg sein wird."

Bis zum ersehnten Heimfinale ist es allerdings noch ein weiter Weg. Zunächst einmal steht also heute Abend (19 Uhr/im abendblatt.de-Liveticker und auf Sat.1) das K.-o.-Spiel beim PSV Eindhoven auf dem Programm, bei einem erfolgreichen Ergebnis würden anschließend der RSC Anderlecht oder Athletic Bilbao auf den HSV im Achtelfinale warten. So weit denkt allerdings noch niemand. "Unser 1:0-Sieg im Hinspiel ist eine gute Basis, nun ist Eindhoven unter Druck. Aber keiner wird den Fehler machen, dieses Team zu unterschätzen", warnte Petric vor dem aktuellen Tabellenführer der niederländischen Eredivisie.

So wurde der gestrige Nachmittag im fast schon tropisch-warmen Eindhoven (13 Grad Temperaturunterschied zu Hamburg) nach dem kräftezehrenden Doppelspieltag der vergangenen Woche in Hamburg zunächst mal zur Regeneration im luxuriösen Sofitel Cocagne Hotel im Stadtzentrum genutzt. "Endlich mal ein Tag ohne Schnee", freute sich Abwehrmann Joris Mathijsen über die klimatische Abwechslung. Abgesehen von den milden Temperaturen hat der ehemalige Profi von AZ Alkmaar jedoch nur negative Erinnerungen an den PSV. "Früher habe ich mit meinen Mannschaften hier fast immer verloren", sagt der Innenverteidiger, "das soll sich endlich ändern."

Damit das heute auch tatsächlich klappt, bat Trainer Labbadia seine Mannschaft erst am frühen Abend zum traditionellen Abschlusstraining ins 35 000 Zuschauer fassende Philips Stadion, das trotz großer Nachfrage noch nicht ausverkauft ist. "Dieses Spiel lasse ich mir nicht entgehen", kündigte Klubchef Bernd Hoffmann sein Kommen an.

Realistisch gesehen - das wissen sowohl Labbadia als auch Hoffmann - bietet die Europa League den Hamburgern nicht nur die einmalige, sondern in diesem Jahr wahrscheinlich auch letzte Chance auf einen so sehnlich herbeigesehnten Titelgewinn. Im DFB-Pokal ist der HSV bereits in der zweiten Runde am VfL Osnabrück gescheitert, in der Bundesliga belegt Labbadias Team vor dem Spitzenspiel am Sonntag beim FC Bayern München mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen lediglich den vierten Rang. Letzte Hoffnung Europa League!

"Wir dürfen uns nicht zu viele Gedanken machen, sollten keinen zusätzlichen Druck aufbauen", sagte Mittelfeldmann Piotr Trochowski, dessen Wunsch bei einer Niederlage wohl ungehört bleiben wird. Denn obwohl Labbadia neben Ruud van Nistelrooy, der an einer Oberschenkelverhärtung leidet, auch den grippekranken Marcell Jansen und den gelbgesperrten David Jarolim in Hamburg lassen musste, will der Coach auch in Eindhoven voll auf Sieg spielen. "Wir wollen hier unbedingt weiterkommen", ließ Labbadia, der bereits vor dem gestrigen Abschlusstraining heiser war, keine Missverständnisse aufkommen. Zumindest auf die zuletzt angeschlagenen Dennis Aogo und Eljero Elia, die gemeinsam die linke Seite bearbeiten sollen, kann sich der 44-Jährige heute Abend verlassen. Auch Zé Roberto, der Dienstag pausiert hatte, konnte ohne Probleme das Mannschaftstraining absolvieren. "Wir wissen alle ganz genau, was für uns auf dem Spiel steht", sagte Labbadia, der spätestens am Hamburger Flughafen nachhaltig daran erinnert worden war.