Der formschwache Niederländer hatte zuletzt mit sich und seiner Leistung gehadert. Das soll sich ändern. Er nimmt sich selbst in die Pflicht.

Hamburg. Schon die Schrittgeschwindigkeit war anders als sonst. Eljero Elia war deutlich schneller. Und das, obwohl er nur in Badelatschen gen Trainingstrakt trabte. "Es geht mir auch besser", so die kurze Erklärung des niederländischen HSV-Spielers, bevor er sich wieder als "vollwertiger" Profi seinen Kollegen im Mannschaftstraining anschloss. "Ich habe lange genug Pause gemacht, jetzt will ich wieder spielen."

Und das am liebsten schon am Donnerstag in Eindhoven. Dort würde der zuletzt wegen seiner Knöchelprobleme geschonte 23-Jährige nicht nur auf Landsmänner, sondern auch auf seinen ehemaligen Trainer Fred Rutten und einige Freunde treffen. "Mit PSV-Stürmer Nordin Amrabat habe ich nach dem Hinspiel schon das Trikot getauscht", sagt Elia, der jetzt alles daran setzt, das auf und nicht wieder neben dem Platz zu wiederholen. Schließlich hat er sich nach seinem Jugendfreund diesmal mit Orlando Engelaar vereinbart. Jedenfalls traut er sich die 90 Minuten zu: "Ich habe deutlich mehr Vertrauen in meinen Knöchel und keine Angst mehr vor Zweikämpfen."

Großen Anteil daran trägt Markus Günther. Der Reha-Trainer des HSV hatte in den vergangenen zehn Tagen intensiv mit dem dribbelstarken Niederländer zusammengearbeitet. "Er hat mich gekillt", so Elia im Scherz, "von neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends hat er mich gequält. Für meinen Knöchel war das super - der hält und ist stärker denn je. Aber wenn ich abends nach Hause kam, hat meine Familie mich kaum noch gesehen, weil ich immer gleich eingeschlafen bin."

Dennoch hatte der junge Vater die Notwendigkeit des Aufbautrainings erkannt, nachdem er zuletzt gegen Wolfsburg und Köln seinen sportlichen Tiefpunkt erreicht hatte, jeweils ausgewechselt wurde und anschließend mit sich und seiner Leistung haderte. "Es kam viel zusammen", sagt der verhinderte Angreifer, "aber die Leute sahen nur noch einen schwachen Elia und nicht die Hintergründe. Mein Vater Asdy hat mir dann meinen Denkfehler aufgezeigt und mich gestoppt. Er sagte, ich sollte erst mal wieder fit werden. Das Gleiche hat dann auch der Trainer gesagt - und nach Köln war Pause."

Dabei vergisst Elia allerdings zu erwähnen, dass bei dieser Entscheidung nicht allein der Knöchel entscheidend war. Immer wieder hatte sich der Niederländer zuletzt über die ungeliebte Position im rechten Mittelfeld beschwert. Hinzu kamen wiederholt Beschwerden darüber, dass er eigentlich nicht gesund genug sei für Einsätze. Das war zuviel für Trainer Bruno Labbadia, der die Reißleine zog. "Eljero war derjenige, der immer spielen wollte. Als die Ärzte und Physios grünes Licht gegeben hatten, habe ich ihn spielen lassen. Bis Köln. Danach haben wir beschlossen, dass eine längere Pause nötig wäre." Für den Knöchel. Und den Kopf? "Es ist normal, dass ein junger Spieler solche Phasen durchmacht", so Labbadia diplomatisch, "er wird seinen Körper mit mehr Erfahrung besser einzuschätzen lernen."

Wie groß Labbadias Vertrauen in Elias Selbsteinschätzungen ist, wird sich am Donnerstag zeigen. "Ich bin schmerzfrei und bereit", betont Elia - Labbadia kontert: "Das hat er schon häufiger gesagt. Wir werden die Tage bis zum Spiel abwarten." Zumal sich ein weiterer Motivationsgrund abzeichnet: In den vergangenen Tagen war Elia in seinem Heimatland ob seiner Verletzungsanfälligkeit schon mit Bayern Münchens Arjen Robben verglichen worden. Elia verärgert: "Ich war einmal verletzt, dafür konnte ich nichts. Ich wurde in Mainz übel gefoult und hatte danach lange Probleme. Ich habe doch nur weitergemacht, weil ich ans Team gedacht habe." Bis Köln. "Von da an musste ich an mich denken, sonst hätte ich das wichtige Saisonfinale verpasst." Und vielleicht auch die Weltmeisterschaft im Sommer ...

Um dort dabei zu sein, muss Elia spielen. "Und zwar möglichst regelmäßig", fügt der Außenstürmer hinzu. Dass es schon am Donnerstag in Eindhoven losgeht, könnte auch an Dennis Aogo liegen. Der Linksverteidiger ließ seine Rücken- und Oberschenkelprobleme gestern in München bei Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt per Spritzenkur behandeln. Ob der Linksverteidiger bis Donnerstag fit wird, ist allerdings fraglich. Für ihn würde Elias größter Konkurrent auf der Linksaußenposition, Marcell Jansen, wieder in die Viererabwehrkette rücken. Elia: "Ich bin bereit."