Der 35-jährige Mittelfeldmann will seine Knöchelverletzung in der Heimat auskurieren. Nun droht Zé Roberto eine hohe Geldstrafe.

Belek. Wirklich überrascht wirkte Bruno Labbadia nicht, als sich gestern um kurz nach 13 Uhr die brisante Nachricht in der Lobby des Kempinski-Hotels herumgesprochen hatte: "Leider haben wir jemanden, der aus der Gruppe ausgeschert ist", kündigte der HSV-Coach vorsichtig lächelnd an. Mit "jemand" - so viel war zu diesem Zeitpunkt schon klar - war Zé Roberto und mit "die Gruppe" seine Mannschaft gemeint. Doch je länger Labbadia über den eigenmächtig verlängerten Urlaub Zé Robertos, der lediglich über Dolmetscher Dennis Pauschinger seine Entscheidung mitgeteilt hatte, berichtete, desto finsterer wurde seine Miene. Alles wäre abgesprochen gewesen, ein derartiges Verhalten könne man nicht tolerieren, zürnte der nun ganz und gar nicht mehr lächelnde Trainer. "Wir sind sehr enttäuscht von ihm", sagte Labbadia schließlich und wollte das Thema Zé Roberto damit beendet wissen.

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Doch wirklich beenden lässt sich das Reizthema so schnell wohl nicht. Anders als Schalkes Rafinha, der ebenfalls eigenmächtig seinen Urlaub verlängert hatte und verspätet ins Schalker Trainingslager nachgereist war, ist mit einer Ankunft des Hamburger Brasilianers frühestens nach der Vorbereitung in der Türkei zu rechnen. "Jeder Tag, an dem er nicht hier ist, wird ihn Geld kosten", kündigte Labbadia deshalb eine empfindliche Strafe an, die der 35-Jährige nach seiner Rückkehr aus Südamerika zahlen soll. Ob sich der Ärger aber tatsächlich mit einer Geldstrafe besänftigen lässt, muss bezweifelt werden. Labbadia ist nicht nur von Zé Roberto enttäuscht, er ist sauer: "Es geht nicht, dass ein Spieler selbst entscheidet, was er macht und was er nicht macht."

Dabei war man Zé Roberto seit dessen - ebenfalls verspäteter - Ankunft im Sommertrainingslager in Österreich immer wieder entgegengekommen. Sobald der Brasilianer, der eigentlich als Musterprofi gilt, während der Hinrunde ein Wehwehchen spürte, erlaubte man ihm, zu Bayerns Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zu reisen. In den Länderspielwochen durfte der ehemalige Bayernprofi ein eigenes Trainingsprogramm in München, wo noch immer seine Familie wohnt, absolvieren. Und seine Knöchelverletzung, die sich Zé Roberto im Spiel gegen Hannover 96 zugezogen hatte, konnte er in der Heimat bei einem Arzt seines Vertrauens auskurieren lassen.

"Mit seinem Professor, unserem Mannschaftsarzt und Dr. Müller Wohlfahrt war kurz vor Weihnachten der Heilungsprozess genau abgesprochen gewesen, wir sind sogar davon ausgegangen, dass er hier in Belek wieder angreifen kann", sagte Labbadia, der zum Rückrundenauftakt gegen Freiburg nun wohl weiter mit Ersatz Tomas Rincon planen muss. Wann sein etatmäßiger Mittelfeldmotor, der bereits kurz vor Weihnachten angedeutet hatte, nicht ins Trainingslager reisen zu wollen, wieder in den Kader rutscht, ist noch völlig offen. Klar ist nur, dass ein Bänderanriss im Knöchel, an dem der frühere Nationalspieler seit neun Wochen leidet, längst wieder ausgeheilt sein müsste.

Als gestern am späten Nachmittag dann plötzlich die Nachricht durchsickerte, dass Zé Roberto vielleicht doch noch ins Trainingslager nachreisen wird, konnte diese die Laune im Lager der Hamburger nicht verbessern. Schließlich war diesmal Zé Robertos Namensvetter - auch als Zé Roberto II bekannt - gemeint, der bei Schalke 04 unter Vertrag ist. Dabei hätte Zé Roberto I mit einem derartigen Entschluss Trainer Labbadia tatsächlich noch überraschen können.

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