Mit zwei Mittelfußbrüchen in Folge musste Bastian Reinhardt (34) fast ein Jahr pausieren. In Belek greift er wieder an.

Belek. Abendblatt: Herr Reinhardt, haben Sie schon Muskelkater?

Bastian Reinhardt : Überhaupt nicht. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir gerne länger trainieren können.

Abendblatt : Sie dürfen endlich wieder Fußball spielen. Hatten Sie schon Entzugserscheinungen ?

Reinhardt : Die zwölf Monate ohne Fußball waren schon eine verdammt lange Zeit. Es hat sich toll angefühlt, hier in Belek den grünen Rasen zu betreten und mal wieder einen Ball zu treten.

Abendblatt : Muss man Sie nach der langen Zwangspause überhaupt noch motivieren oder sogar eher bremsen?

Reinhardt: Ich bin zwar schon 34 Jahre alt, muss aber trotzdem noch manchmal gebremst werden. Sofern es keine Probleme gibt, will ich das Trainingslager hier voll durchziehen, gerade weil die Vorbereitung in diesem Jahr so extrem kurz ist.

Abendblatt : Zu kurz, um zum Rückrundenauftakt gegen Freiburg schon wieder im Kader zu stehen?

Reinhardt : Natürlich ist es mein Traum, nicht nur im Kader zu stehen, sondern vielleicht sogar zu spielen. Ich will mich nicht unter Druck setzen, aber wenn es die Möglichkeit gibt, will ich spielen.

Abendblatt: Um sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen?

Reinhardt : Wenn man ein Jahr nicht gespielt hat, dann tut man sich schwer, ein halbes Jahr vorauszuplanen. Nach der Rückrunde wird man sehen, was passiert. Aber ich möchte gerne weiter Fußball spielen, am liebsten beim HSV.

Abendblatt : Während Ihrer unfreiwilligen Auszeit haben Sie in der Presseabteilung des HSV hospitiert. Haben Sie sich bereits für eine Karriere nach der Karriere entschieden?

Reinhardt: Dafür ist es noch ein bisschen zu früh. Aber es war toll, auch mal andere Dinge auszuprobieren und trotzdem dem Fußball verbunden zu bleiben.

Abendblatt : Besonders Ihre Praktikanten-Kolumne "Basti Backstage" auf der HSV-Homepage fand großen Anklang.

Reinhardt : In der Online-Kolumne kann ich mich schreiberisch richtig austoben. Ob daraus aber eine Karriere nach der Karriere wird, kann ich nicht beschwören.

Abendblatt: Hatten Sie denn im Sommer überhaupt noch Hoffnung, dass Sie Ihre Fußballerkarriere ernsthaft fortsetzen können?

Reinhardt: Als ich mir beim Probetraining in den USA zum zweiten Mal den Mittelfuß brach, hatte ich für einen kurzen Moment mit meiner Profikarriere abgeschlossen. Ich war 33 Jahre alt, hatte einen gebrochenen Fuß und keinen Verein. Es waren wirklich harte Tage für mich, mir fiel es schwer, daran zu glauben, dass ich doch noch mal zurückkommen werde.

Abendblatt : Warum haben Sie dennoch einen Versuch gewagt?

Reinhardt : Weil der HSV mir die Möglichkeit dazu gab. Ich hatte ja nichts zu verlieren. Als ich meine Frau nach dem Trainingsunfall aus den USA angerufen habe, war das ein echter Schock für uns beide. Erst musste ich sie aufbauen, dann sie mich.

Abendblatt: Damit dürften Sie der einzige Profi sein, der Belek genießt.

Reinhardt : Ich genieße tatsächlich jeden einzelnen Moment hier in Belek. Ich war bestimmt schon in 30 Trainingslagern, und eigentlich sind Saisonvorbereitungen immer das Gleiche: trainieren, essen, schlafen, trainieren. Es gibt wahrscheinlich wenig Langweiligeres als ein Trainingslager. Und trotzdem freue ich mich wie ein kleines Kind, dass ich hier dabei sein darf.

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