Alex Silva meldet sich zur Reha zurück. Von Zé Roberto fehlt weiter jede Spur. Kapitän Jarolim: “Hätte so etwas nicht von ihm gedacht.“

Belek. Mit so viel Wirbel hatte Christian Butscher an seinem ersten Arbeitstag nach dem Weihnachtsurlaub mit Sicherheit nicht gerechnet. Pausenlos klingelte das Mobiltelefon des Agenten, der in Brasilien als rechte Hand des mächtigen Spielerberaters Juan Figer gilt. Auch Zé Roberto ist einer seiner Kunden. Butscher hatte Mühe, all die Anrufer zu vertrösten. Mal hieß es, er sei im Auto, könne gerade nicht sprechen. Ein anderes Mal sei er in einem Meeting. Nur antworten - das war nach mehreren Kurzgesprächen klar - wollte der Brasilianer lieber nicht. Dabei ging es eigentlich nur um eine Frage: Wo ist Zé Roberto?

Im Trainingslager des HSV in Belek, wo Zé Roberto gemeinsam mit Alex Silva, Tomas Rincon und Collin Benjamin am Sonntagabend eintreffen sollte, ist er jedenfalls nicht. Auch Silva, der auf dem Langstreckenflug von São Paulo nach Europa statt seines Mitspielers immerhin die Gesellschaft einer netten Dame genießen durfte, hatte keine Ahnung, wo sich sein Landsmann derzeit aufhält. Bis Weihnachten, sagt Silva, hätten sie gemeinsam in São Paulo beim japanischen Physiotherapeuten Sacaki trainiert, danach hätte er von seinem Freund nichts mehr gehört. "Warum er nicht hier ist, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass Zé zuletzt sehr hart an seiner Fitness gearbeitet hat", so Silva, der nach seinem überstandenen Kreuzbandriss bald wieder ins Mannschaftstraining einsteigen will.

Überhaupt kein Verständnis für die eigenmächtige Urlaubsverlängerung Zé Robertos zeigte Mannschaftskapitän David Jarolim: "Natürlich ist das ein Thema im Team. Ich bin sehr enttäuscht von Zé, hätte so etwas nicht von ihm gedacht." Besonders überrascht hätte Jarolim, dass ausgerechnet dieser tadellose Musterprofi plötzlich über die Stränge schlage. "So ein Verhalten ist einfach nicht möglich", sagte der Tscheche, der nach der Rückkehr Zé Robertos ein ernstes Wort mit ihm sprechen will.

Bei nur einem Wort werden es die Verantwortlichen des HSV wohl nicht belassen. So deutete Bruno Labbadia erneut an, dass die Geldstrafe in diesem Fall höher als üblich ausfallen wird: "Mit dem Geld könnte man eine sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr lange Abschlussreise mit der ganzen Mannschaft machen", witzelte der Trainer, dem nach Lachen eigentlich nicht zumute ist. Die Strafe, die nach Abendblatt-Informationen im mittleren fünfstelligen Bereich liegen soll, wird lediglich "wegen nicht erbrachter Leistungen des Spielers", wie es in ähnlicher Form in Zé Robertos Vertrag heißt, vom Gehalt des Brasilianers abgezogen und einbehalten. Sollte der 35-Jährige tatsächlich bis Ende des Trainingslagers in Südamerika bleiben, wovon beim HSV mittlerweile alle ausgehen, könnte das Strafgeld sogar reichen, um einen neuen Rasen für die Arena zu kaufen.

Aber selbst das dürfte die Klubbosse kaum besänftigen. Denn während die ersten HSV-Fans im Internet harsche Strafen fordern (siehe Kasten unten), ärgern sich die Verantwortlichen am meisten darüber, dass Zé Roberto sich noch immer nicht persönlich gemeldet hat. Ein Telefonat hat es bislang ebenso wenig gegeben wie eine befriedigende Auskunft seines Beraters. Bleibt es dabei, dürfte Christian Butschers Handy auch in den kommenden Tagen nicht still stehen.

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