Die Spielführerin der DFB-Elf musste im zehnten Spiel in Folge vorzeitig vom Platz. Der Stürmerin droht nun ein unrühmliches Karriereende.

Frankfurt/Main. Erst wollte sich Birgit Prinz hinter DFB-Pressemann Uli Voigt an der wartenden Journalistenschar vorbeimogeln, dann besann sich die Rekord-Nationalspielerin doch noch eines Besseren und stellte sich kurz vor Mitternacht den unangenehmen Fragen. „Glücklich war ich nicht. Das ist man nie, wenn man ausgewechselt wird“, sagte die Spielführerin, deren Denkmal immer mehr zu bröckeln beginnt, nach dem 1:0 (0:0) der deutschen Fußballerinnen im zweiten WM-Spiel gegen Afrikameister Nigeria.

Dass Prinz bei ihrer erneuten Auswechslung in der 52. Minute nicht glücklich war, hatten alle 48.817 Zuschauer im ausverkauften Frankfurter Stadion gesehen. Die dreimalige Weltfußballerin warf die Kapitänsbinde nur grob in die Richtung von Linda Bresonik, gab Bundestrainerin Silvia Neid so kurz wie möglich die Hand, ließ beim Abklatschen mit den Ersatzspielerinnen ihre ganze Wut raus und verfolgte den Rest des Spiels in sich gekehrt auf der Reservebank. „Das ist immer eine Mixtur“, antwortete Prinz auf die Frage, ob sie auf sich oder die Trainerin wütend war.

Als die schwachen Weltmeisterinnen ausgerechnet zwei Minuten nach der Auswechslung von Prinz den schmeichelhaften Siegtreffer durch Simone Laudehr erzielten und damit den vorzeitigen Viertelfinal-Einzug perfekt machten, war die Demontage der Galionsfigur perfekt. Ob Prinz beim Kampf um den Gruppensieg am Dienstag in Mönchengladbach gegen Frankreich (20.45 Uhr/ZDF) noch einmal von Beginn an auflaufen wird, ist mehr als fraglich.

Es scheint fast so, als habe sich die zweimalige Weltmeisterin mit ihrem Karriereende ein Turnier zu viel Zeit gelassen. Prinz, die seit 343 Minuten kein Tor mehr im deutschen Trikot erzielt hat und die in den zurückliegenden zehn Partien immer vorzeitig ausgewechselt wurde, droht ein unrühmlicher Abgang von der großen Fußballbühne - auch wenn sich ihre Teamkolleginnen wie schon in den vergangenen Tagen schützend vor die Torjägerin außer Dienst stellten.

„Wir sind ein Team, wir halten zusammen. Natürlich bauen wir alle Spielerinnen wieder auf, wir lassen niemanden allein“, sagte Torschützin Laudehr mit Blick auf Prinz. Auch Celia Okoyino da Mbabi brach eine Lanze für die Frankfurterin. „Birgit ist für uns sehr wichtig. Es kommt nicht immer nur auf Tore an. Ein toller Pass kann auch entscheidend sein. Wir sind eine Mannschaft und wichtig ist nur, dass wir gewinnen“, äußerte die Sturmpartnerin von Prinz.

Gewonnen wurde gegen Nigeria allerdings erst ohne Prinz, die ihren Eintrag in die Geschichtsbücher erneut verpasste. Die fünfmalige Europameisterin braucht noch einen Treffer. Dann wäre Prinz die erste Spielerin, die bei fünf WM-Teilnahmen mindestens ein Tor erzielt hat. Bislang hat die dreimalige UEFA-Cupsiegerin, die 128 Tore in 214 Länderspielen erzielt hat, 14 Treffer in 24 Endrunden-Partien auf dem Konto.

Verantwortlich für ihren missglückten Auftritt gegen Nigeria war Prinz aber nicht allein. Die neunmalige deutsche Meisterin bemängelte zu Recht den schwachen Auftritt der gesamten Mannschaft, die in dieser Form sicher nicht den dritten Titel in Folge holen wird. „Ich bin nicht ganz glücklich damit, wie wir gespielt haben. Wir haben wenig Fußball gespielt. Das fand ich enttäuschend“, sagte Prinz: „Ich hoffe, wir können uns noch steigern. Wir sind fußballerisch besser, als wir es bisher gezeigt haben.“

Auch Neid wollte sich trotz des Wutausbruchs ihrer Spielführerin nicht alleine auf Prinz einschießen. „Keine Spielerin wird gerne ausgewechselt, von daher kann man darauf auch unzufrieden reagieren“, sagte die Trainerin: „Wir reden immer nur von Birgit. Andere Spielerinnen haben auch nicht ihren besten Tag erwischt, von daher sollte man sie mal ein bisschen in Ruhe lassen.“

Wie tief Prinz mittlerweile gesunken ist, ließ sich allerdings an der Reaktion einer Mitspielerin erkennen. Ausgerechnet Bundesliga-Rekordtorjägerin Inka Grings, die mit Prinz um den Platz in der Sturmspitze konkurriert und die für die Frankfurterin eingewechselt wurde, brachte ihr Mitleid zum Ausdruck: „Birgit ist keine zwölf mehr. Sie weiß selbst, dass sie nicht die besten Spiele macht. Das tut mir leid für sie, und das meine ich ehrlich.“