Simone Laudehr traf für Deutschland zum mühsamen 1:0 gegen überharte Nigerianerinnen. Das DFB-Team hat das WM-Viertelfinale erreicht.

Frankfurt am Main. Über blaue Flecken wollte Ngozi Uche nicht reden. Dann schon lieber über die vermeintlich rosarote Zukunft ihrer Mannschaft. Damit stand die Trainerin von Afrikameister Nigeria nach dem WM-Härtest von Frankfurt gegen Deutschland (0:1) ziemlich alleine da. „Ich habe noch keine meiner Spielerinnen gesehen, die keinen Verband trägt“, klagte DFB-Trainerin Silvia Neid nach dem hart erkauften Sieg des Titelverteidigers gegen äußerst robust einsteigende Nigerianerinnen.

Während die Super Falcons kurz vor Mitternacht und trotz des verpassten Viertelfinals fröhlich pfeifend durch die Mixed Zone marschierten, war den meisten deutschen Spielerinnen der Unmut über die Spielweise Nigerias anzumerken. Und anzusehen. „Da gibt es bei uns schon einige blaue Flecken“, sagte Torhüterin Nadine Angerer und lächelte gequält.

Innenverteidigerin Annike Krahn, selbst kein Kind von Traurigkeit, sah sich sogar an eine Kampfsportart erinnert. „Das hatte das ein oder andere Mal nichts mit Fußball zu tun, eher schon mit Ringkampf. Nigeria ist wirklich sehr aggressiv in die Zweikämpfe gegangen“, erklärte die Duisburgerin, die als beste Spielerin des Abends ausgezeichnet wurde und am Freitag ihren 26. Geburtstag feierte.

Am Pranger stand neben dem Gegner vor allen Dingen Schiedsrichterin Cha Sung Mi. Die kleine Südkoreanerin ließ fast alle Attacken der Gäste durchgehen und zog sich damit auch die Pfiffe der Zuschauer zu. „Das war am Rande des Erlaubten - und es war relativ viel erlaubt“, äußerte Birgit Prinz vielsagend. Bezeichnend dafür: Die FIFA-Statistik wies am Ende einer denkwürdigen Partie nur 13 offizielle Fouls der Nigerianerinnen (Deutschland: 10) aus. Und auf jeder Seite eine Gelbe Karte. Ein Hohn.

Auch Silvia Neid konnte darüber nur müde lächeln. „Ich glaube, so etwas habe ich noch nie erlebt. Es war ein wirklich sehr hartes Spiel. Ich weiß auch nicht, warum die Schiedsrichterin nicht mehr unterbunden hat. Wenn wir mal eine von unseren wenigen Kombinationen hatten, wurden wir direkt durch Fouls gestoppt“, sagte die 47-Jährige. Wegen der vielen Blessuren war sie froh, dass das abschließende Gruppenspiel gegen Frankreich erst am kommenden Dienstag stattfindet - und somit viel Zeit für die Reha bleibt. Neid: „Das kommt uns entgegen.“

Am heftigsten hatte es die bis dahin starke Melanie Behringer in der 29. Minute erwischt. Die Frankfurterin trug eine schwere Bänderdehnung im Sprunggelenk davon und musste nach ihrer Auswechslung ins Krankenhaus gebracht werden. Babett Peter hatte vor 48.817 in der ausverkauften Frankfurter Arena indes Glück, dass sie nach einer rüden Attacken von Rita Chikwelu mit einer Schramme am Knie weiterspielen konnte. Keeperin Angerer nahms bei der Suche nach „Kampf-Spuren“ an ihrem Körper mit Humor: „Das war internationale Härte.“

Kim Kulig brachte den positiven Aspekt nach dem Krampfsieg auf den Punkt: „Wir leben ja alle noch. Aber es ging schon ziemlich zur Sache.“ Für Nigerias eigenwillige Trainerin Uche lag das aber keineswegs nur an ihrem Team. „Natürlich war es ein hartes Spiel. Beide Seiten wussten eben, dass viel auf dem Spiel steht. Es war aber auch ein gutes Match, in dem sich beide Mannschaften gut verkauft haben“, sagte die 37-Jährige - und hatte nicht nur die abschließende Einschätzung exklusiv.

Deutschland: Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Kulig, Laudehr - Garefrekes, Prinz (52. Grings), Behringer (31. Popp) - da Mbabi (87. Bajramaj).

Nigeria: Dede - Ikidi, Ohale, Ebi, Ukaonu - Michael (70. Sunday), Chikwelu - Mbachu (85. Ordega), Orji (63. Aihewi) - Nkwocha - Oparanozie.

Tor: 1:0 Laudehr (54.). Schiedsrichterin: Cha Sung-Mi (Südkorea). Zuschauer: 48 817 (ausverkauft). Gelb: Kulig - Ohale.