Nach der 4:0 (1:0)-Gala gegen Kanada haben Frankreichs Fußballerinnen die Angst vor dem großen Favoriten Deutschland verloren. Jetzt wollen sie Platz eins in der Gruppe und Werbung für sich machen - anders als vor zwei Jahren.

Frankfurt am Main. Bochum (SID) Gaetane Thiney musste schmunzeln. „Ein solches Spiel bringt hoffentlich mehr Aufmerksamkeit“, sagte die Doppeltorschützin der französischen Fußballerinnen nach dem 4:0 (1:0) gegen Kanada und dem erstmaligen Einzug ins WM-Viertelfinale. „Wenn wir jetzt auch noch weiterkommen, wird es vielleicht noch besser“, fügte die 25-Jährige an, die nach einer PR-Aktion der besonderen Art gefragt worden war.

Vor zwei Jahren hatten sich Thiney und einige Teamkolleginnen nackt ablichten lassen, um den Frauenfußball im Land des Männer-Weltmeisters von 1998 bekannter zu machen. „Es hat zwei Monate gewirkt, länger nicht“, äußerte die Mittelfeldspielerin. Bei der WM in Deutschland versuchen es die Französinnen mit attraktivem Angriffsfußball - mit Erfolg, denn die wenigen mitgereisten Journalisten sprachen gleich vom besten Spiel ihrer Frauen-Nationalmannschaft.

Wenn es nach Thiney geht, soll es noch besser werden. Im Vorrundenfinale am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mönchengladbach gegen Titelverteidiger Deutschland ist sogar der Gruppensieg möglich. „Wir würden gerne den Deutschen Platz eins wegschnappen“, sagte sie, fügte aber schnell an: „Wir wissen, dass sie sehr, sehr stark sind. Wir werden unser Bestes tun, um ein richtiger Gegner zu sein.“

Vor zwei Jahren, als sie noch nicht durch sportliche Leistungen auf sich aufmerksam machten, waren Thiney und Co. gegen den späteren Europameister völlig chancenlos. Beim 1:5 in der EM-Vorrunde traf Thiney zum zwischenzeitlichen 1:4. „Wir haben uns verbessert“, stellte sie nach dem überzeugenden Auftritt in Bochum fest, „und wir wollen Schritt für Schritt weitermachen - Sieg für Sieg.“ Die Angst vor den übermächtigen Deutschen ist auf jeden Fall verflogen.

„Deutschland ist die Nummer eins, aber in einem Spiel können wir sie schlagen“, sagte Mittelfeldkollegin Camille Abily, die nach Thineys Doppelpack (24. und 60.) mit dem 3:0 gegen Kanada für die Entscheidung sorgte (66.), ehe Elodie Thomis den Schlusspunkt setzte (83.). Die 26-Jährige weiß, wie die Deutschen zu besiegen sind. Mit Olympique Lyon entthronte sie Ende Mai Champions-League-Sieger Turbine Potsdam.

„Dieser Erfolg hat uns sehr viel Selbstvertrauen gegeben“, sagte Abily, eine von sieben Lyon-Spielerinnen, die gegen Kanada zum Einsatz kamen: „Wir haben gesehen, dass wir sie schlagen können.“ Die Entwicklung seit der EM 2009 ist augenfällig.

Die Französinnen sind vor allem in der Offensive durchschlagskräftiger geworden. Was Thiney, Abily und die überragende Spielmacherin Louisa Necib gegen Kanada veranstalteten, war schneller Kombinationsfußball auf hohem Niveau - mit sehenswerten Toren. „Wir haben etwas gewagt und gewonnen“, sagte Thiney. Ihre Vorfreude auf den Showdown gegen die WM-Gastgeberinnen wollte sie nicht verhehlen: „Ein großes Publikum, starke Emotionen - das wird eine große Freude sein.“

Deutschland: Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Kulig, Laudehr - Garefrekes, Prinz (52. Grings), Behringer (31. Popp) - da Mbabi (87. Bajramaj).

Nigeria: Dede - Ikidi, Ohale, Ebi, Ukaonu - Michael (70. Sunday), Chikwelu - Mbachu (85. Ordega), Orji (63. Aihewi) - Nkwocha - Oparanozie.

Tor: 1:0 Laudehr (54.). Schiedsrichterin: Cha Sung-Mi (Südkorea). Zuschauer: 48 817 (ausverkauft). Gelb: Kulig - Ohale.