Simone Laudehr traf für Deutschland zum mühsamen 1:0 gegen überharte Nigerianerinnen. Das DFB-Team hat das WM-Viertelfinale erreicht.

Frankfurt am Main. Es ist ja Weltmeisterschaft, dazu gehört zwangsläufig auch die Begegnung der Kulturen. Von Deutschlands Fußball-Frauen hieß es, sie seien in bemerkenswert gelöster Stimmung aus ihrem Hotel ins Stadion gefahren. Doch sie mochten noch so locker und gelöst sein, ihr konzentrierter Marsch vom Bus in die Kabine unterschied sich vor dem Spiel doch signifikant von der Weise, wie die Spielerinnen aus Nigeria durch die Katakomben hopsten und tanzten. Ganz hinten, im dunkelgrauen Hosenanzug Ngozi Uche, die Trainerin mit den mitunter sehr eigenen Ansichten. Hoch über dem Kopf schwenkte sie ein weißes Tuch. Kein Zeichen für Aufgabe.

Nach 90 Minuten Fußball tanzten die Deutschen, die vor 48 817 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter WM-Arena trotz zuvor schwacher Leistung einen 1:0-Sieg feierten - und den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale. Nach 54 Minuten hatte Simone Laudehr den Ball nach einem Freistoß im dritten Nachschuss aus fünf Metern über die Linie gewuchtet.

Im letzten Gruppenspiel am Dienstag in Mönchengladbach gegen die gleichfalls schon qualifizierten Französinnen geht es nur noch um die Abschlussplatzierung. Bundestrainerin Silvia Neid sprach hernach ob der ruppigen Spielweise der Afrikanerinnen von "viel Foulspiel", das die Deutschen nie zu ihrem Spiel habe finden lassen. Das Schiedsrichter-Team um die Südkoreanerin Sung-Mi Cha habe "das Spiel verpfiffen".

Nach dem 2:1 im deutschen Auftaktspiel gegen Kanada hatte Silvia Neid keinen Anlass gesehen, ihre Aufstellung zu verändern. Also saß die deutsche Starspielerin Lira Bajramaj ebenso wieder nur auf der Bank wie Shootingfräulein Alexandra Popp und Routinière Inka Grings. Es begann im Angriff somit erneut das Duo, bestehend aus dem neuen deutschen Fräuleinwunder Celia Okoyino da Mbabi und der viel kritisierten Rekordnationalspielerin Birgit Prinz. Die hatte beim 8:0 im letzten Vergleich mit Nigeria im November vergangenen Jahres noch zweimal getroffen - es sollten bis jetzt die letzten beiden ihrer insgesamt 128 Länderspieltore bleiben.

Im Zuge dieser Entwicklung hat sich die Rolle der Prinz verändert. "Ich bin nicht mehr die, die ständig die Dinger reinmacht", sagt sie. Sie bewegt sich viel, weicht auf die Seiten aus und arbeitet auch viel nach hinten - aber sie ist eben nicht mehr die weltweit gefürchtete Birgit Prinz, auch gestern war sie es in 52 Minuten Einsatzzeit nicht ein einziges Mal.

Die (wenigen) Torchancen hatten wieder mal andere. Laudehr gleich nach zwei Minuten etwa, doch ihr Schuss aus 16 Metern geriet deutlich zu schwach. Kim Kulig versuchte es zehn Minuten später aus größerer Distanz, ihren Versuch parierte Nigerias Torhüterin Dede. Zu mehr reichte es nicht - auch weil den Mittelfeldspielerinnen der finale Pass nicht gelingen mochte. Die in der Vorbereitung so dominante Kim Kulig etwa fand in der Spielfeldmitte so gut wie gar nicht statt. Und wenn sie oder Laudehr mal schnelle Bälle in die Spitze spielten, war eine Nigerianerin da.

Deutschland hatte mehr Ballbesitz, aber wenige Anspielstationen. Draußen stand Neid im äußersten rechten Eck ihrer Coaching Zone und war klar erkennbar unzufrieden, die 47-Jährige im hellen Hosenanzug gestikulierte, rief aufs Feld - und konnte doch keinen Einfluss auf das Geschehen nehmen. Es war noch nicht einmal tröstlich, dass Gegner Nigeria das eigene Offensivspiel fast konsequent verweigerte. So blieb Nadine Angerer in ihrem 100. Länderspiel wieder weitgehend beschäftigungslos.

Allerdings galt das zunehmend auch für die Frau auf der anderen Seite, Dede. Ein Drehschuss der für Prinz eingewechselten Grings war über Laudehrs Tor hinaus alles an bemerkenswerten Torszenen der deutschen Mannschaft. Die Spielerinnen schienen beeindruckt vom physischen Dagegenhalten des Gegners.

Eine von ihnen hatte Melanie Behringer nach nur rund einer halben Stunde so attackiert, dass die deutsche Mittelfeldfrau mit dem rechten Sprunggelenk umknickte und ausgewechselt wurde. Das Außenband hat Schaden genommen, genaueren Aufschluss über die Schwere der Verletzung soll heute eine MRT-Untersuchung erbringen.

Deutschland: Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Kulig, Laudehr - Garefrekes, Prinz (52. Grings), Behringer (31. Popp) - da Mbabi (87. Bajramaj).

Nigeria: Dede - Ikidi, Ohale, Ebi, Ukaonu - Michael (70. Sunday), Chikwelu - Mbachu (85. Ordega), Orji (63. Aihewi) - Nkwocha - Oparanozie.

Tor: 1:0 Laudehr (54.). Schiedsrichterin: Cha Sung-Mi (Südkorea). Zuschauer: 48 817 (ausverkauft). Gelb: Kulig - Ohale.