Nach dem Abgang Matthias Sammers beginnt die Suche. Prominente Namen sind bereits im Gespräch, es könnte auch eine interne Lösung geben.

Frankfurt/Main. Die EM ist beendet, die Suche hat begonnen: Nach der Diskussion um Joachim Löw hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) durch den überraschenden Abgang von Matthias Sammer die nächste Personaldebatte am Hals. Prominente Namen wie Oliver Kahn, Stefan Effenberg, Steffen Freund und Christian Ziege sind bereits als Nacholger des abgewanderten Sportdirektors im Gespräch, die DFB-Spitze hat aber offensichtlich noch keinen Favoriten.

+++Matthias Sammer – ein Mann für die ersten Plätze+++

„Über Namen wurde noch nicht gesprochen. Dafür ist alles noch zu frisch. Man muss ja auch nicht krampfhaft und eilig suchen. Alle U-Mannschaften haben ihre Trainer, da ist alles geregelt“, sagte der für den Jugendfußball zuständige DFB-Vizepräsident Hans-Dieter Drewitz, der eng mit dem für den Nachwuchs verantwortlichen Sammer zusammengearbeitet hat: „Man sollte nichts ausschließen. Wir brauchen jemanden, der die Voraussetzungen erfüllt.“

Das Profil des Sammer-Nachfolgers steht für Drewitz („Es war klar, dass ein Mann seiner Qualität nicht beim DFB die Rente mit 67 antreten wird“) bereits fest. „Wir hatten in Matthias Sammer einen sehr guten Mann, er hinterlässt große Fußstapfen. Am besten wäre es, die Kopiermaschine anzuwerfen und eine Kopie zu ziehen. Der Neue muss durch seine Person überzeugen. Er braucht Kompetenz nach innen und nach außen. Er muss führen und nicht nur moderieren“, erklärte der Funktionär, für den eine interne Verbandslösung nicht zwingend ist: „Danach sollte man nicht schauen. Es geht nur um die Kompetenz.“

Als mögliche Nachfolger von Sammer, der zukünftig für Rekordmeister Bayern München arbeitet, wird neben Kahn, Effenberg, Freund und Ziege auch DFB-Trainerausbilder Frank Wormuth gehandelt. „Ich habe den Zeitungen viel gezahlt, dass sie meinen Namen nennen - nein, ernsthaft: Ich kann dazu nichts sagen. Mich hat noch niemand angesprochen. Ich gehe voll in meiner Arbeit auf“, sagte Wormuth.

Möglicherweise wird es also eine interne Nachfolgelösung geben. Als Kandidaten dafür gelten auch die ehemaligen Nationalspieler Steffen Freund und Christian Ziege. Freund ist Assistenztrainer der U20-Auswahl, Ziege trainiert die U18-Mannschaft. Beide wurden 1996 zusammen mit Sammer und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff Europameister.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach will sich bei der Suche nach einem Ersatz für Sammer, der seinen Vertrag beim Verband erst vor rund einem Jahr bis 2016 verlängert hatte, nicht unter Druck setzen lassen. „Wir werden keinen Neuen aus dem Hut zaubern. Es kann schnell gehen, es kann aber auch ein paar Wochen oder ein paar Monate dauern. Da herrscht zeitlich nicht die absolute Not“, sagte der Verbandsboss: „Klar ist, dass die Messlatte von Matthias Sammer sehr hochgelegt wurde.“

Obwohl es in der Vergangenheit immer wieder Spannungen zwischen Sammer auf der einen sowie Bundestrainer Löw und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff auf der anderen Seite gegeben hatte, schätzte Niersbach die Arbeit Sammers hoch ein. „Er ist ein unbequemer Geist, aber immer im absolut positiven Sinne. Mit seiner Beharrlichkeit und Ungeduld kann er einem auf positive und konstruktive Weise auf die Nerven gehen. Aber genau so etwas brauchen wir beim DFB“, hatte Niersbach noch vor wenigen Wochen gesagt: „Er will immer den Erfolg, denn nur so kannst du etwas bewegen, verändern und in die richtige Richtung schieben. Ich halte die gesamte Konstruktion für ideal.“

Selbst die Verantwortlichen der Bundesligisten, die mit dem unbequemen Sammer nicht immer gut ausgekommen sind, trauern dem Europameister von 1996, der 2011 schon vor dem Absprung zum Hamburger SV stand, hinterher. „Es ist schade für den DFB, dass man in Sammer einen so guten Mann verliert“, sagte Trainer und Manager Felix Magath vom VfL Wolfsburg.

Nach dem Willen der DFB-Spitze soll der Abgang Sammers auf absehbare Zeit die einzige personelle Veränderungen in einer Spitzenpositionen bleiben. So wird es laut Niersbach auch zukünftig einen Nationalmannschafts-Manager geben. Der Verbandsboss setzt dabei weiter auf Bierhoff. „Einen Manager braucht die Nationalmannschaft auf jeden Fall. Das zusätzliche Management kann man nicht mehr vom Bundestrainer erwarten“, sagte Niersbach der Sport-Bild: „Dies ist der Job von Bierhoff, der Löw auch ganz wesentlich bei der Öffentlichkeitsarbeit entlastet.“ (sid/dapd/HA)