Matthias Sammer verlässt den DFB und tritt die Nachfolge von Christian Nerlinger an. Sammer soll das Ende der titellosen Zeit einläuten.

München. Nach zwei Jahren ohne Titel beginnt der FC Bayern München die neue Saison mit einem Paukenschlag. Matthias Sammer (44) wird als neuer Sportdirektor bereits zum Trainingsauftakt am Dienstag die Geschicke beim deutschen Fußball-Rekordmeister in die Hand nehmen. Der Europameister von 1996 hatte in gleicher Funktion seit 1. April 2006 für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gearbeitet. Der Verband erteilte Sammer die sofortige Freigabe. Das gaben der FC Bayern und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Montag bekannt.

Beim FC Bayern wird Sammer Nachfolger von Christian Nerlinger, der intern schon länger in der Kritik stand. Der 39-Jährige hatte am 1. Juli 2009 für den sportlichen Bereich die Nachfolge von Manager Uli Hoeneß angetreten, konnte sich aus dessen großen Schatten aber nie lösen.

Der FC Bayern geht in seine zweite und zugleich letzte Saison unter Trainer Jupp Heynckes. Als möglicher Nachfolger im Sommer 2013 wird unter anderem Pep Guardiola gehandelt, jahrelang erfolgreicher Coach des FC Barcelona.

Die Münchner starten am Dienstag in die neue Saison: noch ohne die EM-Verlierer und Neuzugang Mario Mandzukic , dafür mit hohen Erwartungen und vielen Problemen. Heynckes steht vor einer schwierigen Aufgabe. Der Druck ist riesig. Eine drittes Jahr ohne Titel würde die Welt des deutschen Rekordmeisters endgültig aus den Angeln heben. Sollte die Saison nicht nach Wunsch laufen, könnte Sammer notfalls sogar als Trainer einspringen.

Erschwert wird die Aufgabe von Heynckes, weil Präsident Uli Hoeneß unlängst schon eine Trainerdiskussion begonnen hat. "Erst einmal tun wir alles dafür, dass Jupp Heynckes mit der Mannschaft erfolgreich ist. Und danach schauen wir: Holen wir einen Neuen oder nicht? Höchstwahrscheinlich holen wir einen“, sagte Hoeneß. Doch zunächst einmal gilt es für den aktuellen Münchner Trainer den Alltag zu meistern. Zunächst mit Sammer.

Sammer: Erfolge bereits als Trainer

Sammer hat bereits als Trainer gearbeitet. Nach dem Erwerb der Lizenz im Jahr 2000 löste er bei Borussia Dortmund Udo Lattek ab, dem er zuvor schon als Assistent gedient hatte. Schon im zweiten Jahr wurde Sammer mit dem BVB Meister und damit jüngster Meistertrainer in der Geschichte der Bundesliga. Der 2010 laufende Vertrag wurde zum 30. Juni 2004 aufgelöst, danach trainierte Sammer ein Jahr lang den VfB Stuttgart.

Für Heynckes sind die Voraussetzungen, Borussia Dortmund national wieder vom Thron zu stoßen und in der Champions League erneut dem FC Barcelona oder Real Madrid Paroli bieten zu können, nicht gerade günstig. In den kommenden Wochen ist er mehr als Psychologe denn als Trainer gefragt. Inklusive Mandzukic muss sich der 67-Jährige um gleich zwölf „EM-Problemfälle“ kümmern - allein acht deutsche Nationalspieler muss er wieder aufrichten.

Erst einmal fehlen Heynckes die meisten Stars. Seine acht deutschen EM-Fahrer haben nach ihrer Halbfinal-Enttäuschung drei Wochen Urlaub bis zum 22. Juli, ebenso wie Franck Ribery. Bereits am 15. Juli werden dagegen Arjen Robben, Anatoli Timoschtschuk und Torjäger Mandzukic, der für 13 Millionen Euro Ablöse vom VfL Wolfsburg verpflichtet wurde, zum Start des Trainingslagers am Gardasee erwartet.

Nerlinger war schon längst umstritten

Sammer hatte den neugeschaffenen Posten des DFB-Sportdirektors im April 2006 gegen den Widerstand des damaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann übernommen. Klinsmann und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hatten dem ehemaligen Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters favorisiert. Beim DFB war Sammer seit 2010 auch als Nachwuchskoordinator des Verbandes für den Ausbau der Talentförderung zuständig.

Beim FC Bayern war Nerlinger nach der zweiten titellosen Saison längst umstritten. Der ehemalige Nationalspieler war noch unter dem Trainer Klinsmann zu den Münchnern gestoßen, vor drei Jahren übernahm er von Hoeneß die Verantwortung über den sportlichen Bereich. Gleich in Nerlingers erster Saison wurden die Bayern Meister und Pokalsieger, darüber hinaus erreichten sie das Endspiel der Champions League gegen Inter Mailand.

Im Januar 2011 war Sammer vom Aufsichtsrat des Hamburger SV für den Posten des Sportdirektors auserkoren. Ihm soll zu diesem Zeitpunkt ein ausgehandelter Vertrag vorgelegt worden sein. Sammer entschied sich dann trotzdem dafür, beim DFB zu bleiben. Sein Vertrag mit dem DFB wäre bis 31. März 2016 gelaufen.