Er zählte zu den Wackelkandidaten im Team. Am Sonntag gegen Dänemark wird der Leverkusener wohl in der Startelf stehen.

DANZIG. Erst Wackelkandidat, dann Druckmittel und am Sonntag voraussichtlich in der Startelf: Lars Bender muss sich mehrmals am Tag kneifen, wenn er die vergangenen Wochen und Tage Revue passieren lässt. Der gelernte Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen ist im letzten EM-Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft in Lwiw gegen Dänemark (20.45 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de) die erste Alternative auf der rechten Seite der Viererkette für den gesperrten Jerome Boateng.

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„Bender kann auf dieser Position spielen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw (52), „er ist absolut hochbelastbar und hat großes Potenzial. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich ihn auch auf dieser Position bringen kann.“ Bereits vor dem EM-Auftakt der DFB-Auswahl gegen Portugal hatte Löw den 23-Jährigen, dessen Zwillingsbruder Sven von Double-Gewinner Borussia Dortmund das EM-Casting nicht überstanden hatte, in den höchsten Tönen gelobt und als Rechtsverteidiger ins Gespräch gebracht.

Damit wollte der Bundestrainer aber offensichtlich zunächst nur den Druck auf den gleichaltrigen Boateng erhöhen, der bei Löw zwischenzeitlich wegen privater Aktivitäten in Ungnade gefallen war. Nach der zweiten Gelben Karte gegen Boateng winkt Lars Bender nun aber tatsächlich ein Platz in der Stammformation, nachdem er gegen Portugal (1:0) und die Niederlande (2:1) jeweils in der Schlussphase eingewechselt worden war.

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Löw gab schon zu bedenken, dass sich Lars Bender als gelernter Mittelfeldspieler „auf der Position noch zurechtfinden“ müsse. Für den gebürtigen Rosenheimer wäre dies aber kein Problem. „Natürlich fühle ich mich im zentralen Mittelfeld beheimatet, aber wenn der Trainer mir ein gutes Gefühl gibt und sagt ’Mensch, das könnte dir liegen, das versuchen wir jetzt’, dann bin ich der Letzte, der dagegen etwas sagt. Wenn ich spiele, dann ist es mir relativ egal auf welcher Position“, sagte er selbstbewusst.

Auch sein Förderer Ernst Tanner, ehemaliger Nachwuchschef des TSV 1860 München, machte deutlich, dass sein ehemaliger Schützling der Aufgabe gewachsen ist. „Der Lars ist so cool, dass er sich vor niemandem in die Hose macht. Er kann das sehr gut spielen. Er ist ein unglaublich intelligenter Spieler, der das Pressing sehr gut umsetzt, ein überragender Stratege, der sich schnell an neue Situationen anpassen kann.“

Noch muss Bender warten, ob er gegen Dänemark wirklich das Vertrauen des Bundestrainer erhält. Löw hat gleich ein paar Varianten auf Lager, mit Bender, Philipp Lahm und Marcel Schmelzer. Lediglich der Name Benedikt Höwedes fehlte in den Gedankenspielen des Bundestrainers: Der Schalker war ursprünglich mal für diese Rolle als Aushilfe auf rechts vorgesehen. (sid/HA)