Dortmunds Torjäger trifft beim 4:1 gegen Madrid vierfach und nimmt den Druck von seinem nach München wechselnden Teamkollegen.

Dortmund. Mit einer One-Man-Show hat Robert Lewandowski für Borussia Dortmund das Tor zum deutschen Traumfinale am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion weit aufgestoßen. Durch vier Treffer seines polnischen Torgaranten gewann der entthronte Meister am Mittwoch den zweiten deutsch-spanischen Gipfel in der Champions League gegen Real Madrid mit 4:1 und schuf sich eine fast perfekte Ausgangslage für das Halbfinalrückspiel am kommenden Dienstag. Einen Tag nach der Bayern-Gala gegen Barcelona (4:0) war der vierfache Torschütze (8./50./55./67., Foulelfmeter) vor 65.829 Zuschauern der alles überragende Akteur beim BVB, der groß aufspielte und den anderen iberischen Topclub souverän in die Schranken wies. Cristiano Ronaldo (43.) war für den nach der Pause völlig einbrechenden spanischen Rekordmeister erfolgreich.

Umjubelter Matchwinner war Lewandowski, der in seinen letzten 19 Spielen für das Team von Jürgen Klopp insgesamt 21-mal ins Schwarze traf. Auch durch den Ausgleich kurz vor der Pause ließ sich der BVB nicht aus der Bahn werfen. Nach Wiederanpfiff gab es dann vor allem für Lewandowski kein Halten mehr. Der Ausnahmestürmer machte mit seinen Gegnern, was er wollte, und traf praktisch mit jedem seiner Schüsse. Erfolgreicher war in der Königsklasse bisher nur Lionel Messi, der 2012 beim 7:1 des FC Barcelona gegen Bayer Leverkusen fünf Treffer in einem Spiel erzielt hatte. "Es war ein Wahnsinnsabend für mich, aber wir haben nur den ersten Schritt gemacht", sagte Lewandowski.

+++ Tag eins nach der BVB-Gala im Ticker +++

Einen Tag nach der Bekanntgabe seines Wechsels zum FC Bayern stand aber auch Mario Götze im Blickpunkt. Norbert Dickel hatte es plötzlich furchtbar eilig. Langgezogen hatte der Stadionsprecher von Borussia Dortmund der "Gelben Wand" im Signal-Iduna-Park die Aufstellung des BVB präsentiert. Als Götze an der Reihe war, nuschelte er den Namen so schnell dahin, dass die wenigen Pfiffe gnadenlos untergingen. Der allseits befürchtete Spießrutenlauf für den Nationalspieler, der in Dortmund das Versprechen auf eine große Zukunft nicht einlösen wird, blieb am Tag nach der Bekanntgabe des Megatransfers aus. Kaum Pfiffe, keine Anfeindungen - die Fans antworteten mit einem ohrenbetäubenden Jubelsturm auf den "Shitstorm" im Internet. Spätestens in der 8. Minute, als Lewandowski auf Vorlage von Götze das 1:0 erzielte, waren die Unmutsäußerungen weniger Enttäuschter vergessen.

+++ Der Spielverlauf zum Nachlesen +++

"Unsere Fans haben das wunderbar gemacht", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, "sie können unterscheiden, dass das für Borussia Dortmund ein wunderbarer Abend ist." Götze hatte schon beim Aufwärmen gelassen mit dem Ball jongliert und Tricks gezeigt, es war keine Spur von explosiver Stimmung. "Der Mario ist cool. Wenn er auf dem Platz steht, vergisst er alles andere", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der den Wechsel seines Supertalents verstehen kann. "Über den Wechsel habe ich mich nicht gewundert, der FC Bayern ist die Topadresse in Deutschland, und ich bin froh, dass Mario in der Bundesliga bleibt. Aber der Zeitpunkt der Bekanntgabe war sicherlich fragwürdig."

Der BVB hatte im Vorfeld alles Mögliche zur Deeskalation getan. "Lasst eure negativen Gedanken bitte zu Hause, wir wollen gewinnen", sagte Trainer Jürgen Klopp, dessen Ansprache zehn Minuten vor dem Anpfiff auf der Videoleinwand eingespielt wurde. Bereits auf der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag hatte Klopp um einen netten Empfang für Götze gebeten, nach dem Einlaufen zum Aufwärmen war er zufrieden. "Ich hatte schon sieben oder acht Nächte seit der Nachricht. Deshalb wollte ich meine Ruhe weitergeben in die aufgeheizte Stimmung", sagte Klopp: "Aber im Nachhinein war das gar nicht nötig."

Als Götze nach 155 Sekunden das erste Mal den Ball am Fuß hatte, wurde er bestätigt: Es blieb ruhig, insofern man das vom Hexenkessel überhaupt behaupten konnte. Für den Weg ins Stadion hatten die meisten BVB-Fans aber ihre Mario-Götze-Trikots im Schrank gelassen. Wer mit "Götze"-Flock ein Zeichen setzen wollte, durfte sich auf anregende Diskussionen an den Bierständen freuen. Nach dem Spiel gab es aber nur noch ein Thema: Robert Lewandowski. Dass der in ganz Europa begehrte Torjäger ebenfalls Wechselgedanken hegt und möglicherweise auch zu Bayern München gehen könnte, daran wollte noch niemand denken. Auch wenn spanische Medien bereits über eine Einigung zwischen dem Polen und den Bayern berichteten, schloss Watzke einen Wechsel zur kommenden Saison aus. Götze und Lewandowski könnten also frühestens in der Saison 2014/15 wieder gemeinsam auflaufen.

Nein, liebe Leser, Mario Götze ist noch nicht 38 Jahre alt. Versehentlich hatte sich in einer Bildunterschrift in der Mittwoch-Ausgabe des Abendblatts ein falsches Geburtsdatum eingeschlichen. Tatsächlich wird der Noch-Dortmunder am 3. Juni erst 21.

Statistik

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek (83. Großkreutz), Subotic, Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Gündogan (90.+2 Schieber) - Blaszczykowski (82. Kehl), Götze, Reus - Lewandowski. - Trainer: Klopp

Real: Lopez - Ramos, Varane, Pepe, Coentrao - Khedira, Alonso (80. Kaka) - Özil, Modric (68. Di Maria), Ronaldo - Higuain (68. Benzema). - Trainer: Mourinho

Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)

Tore: 1:0 Lewandowski (8.), 1:1 Ronaldo (43.), 2:1 Lewandowski (50.), 3:1 Lewandowski (55.), 4:1 Lewandowski (67., Foulelfmeter)

Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)

Beste Spieler: Bender, Lewandowski - Alonso, Khedira

Gelbe Karten: Lewandowski - Khedira, Özil, Ramos (4)

Erweiterte Statistik

Torschüsse: 14:8

Ecken: 4:2

Ballbesitz: 47:53 Prozent (Quelle: impire)