Morgen spielt die DFB-Auswahl in Aserbaidschan. Der Bundestrainer ist verstimmt über die Frings-Kritik und sucht noch nach seinem Team für Südafrika.

Baku. Es gehört zu den klassischen Verhaltensmustern im Fußball, wenn ein Topteam der Weltrangliste gegen einen Zwerg antreten muss, in diesem Fall Deutschland (4.) in Aserbaidschan (137.): den Gegner mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln starkreden, um die Gefahr des Unterschätzens einzudämmen.

Als sich Joachim Löw während des ruhigen, vierstündigen Flugs nach Baku in fast 11.000 Meter Höhe die Zeit nahm, um über das am Mittwoch anstehende WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan zu dozieren, war es nicht anders. Immer dann, wenn man nicht die richtige Einstellung mitbringe, seien solche Gegner fast gleichwertig, warnte Löw und fragte sich: "Sind alle Spieler in der Lage, die richtige Spannung aufzubauen?" Dabei genügt beim ersten Pflichtspiel der WM-Saison eigentlich ein Blick auf die Qualifikationsgruppe 4. Jeder Punktverlust kann "zum Verhängnis" (Löw) werden, Russland lauert mit nur einem Punkt weniger auf Rang zwei.

Da Löw die Regenerationszeit mit Länderspielen im Juni nicht verkürzen wollte, startet die deutsche Nationalmannschaft erst zum fünften Mal seit Bestehen der Bundesliga nicht mit einem Vorbereitungsspiel in die Saison. Ein Nachteil für Löw, schließlich muss er gleich mehrere Baustellen in der DFB-Auswahl bearbeiten.

Für Diskussionen sorgen vor allem zwei Akteure, die gar nicht dabei sind: Torsten Frings und Kevin Kuranyi. Nachdem sich Felix Magath für seinen Schalker Stürmer starkgemacht hatte, schloss Löw ("Das ist kein Thema") jedoch eine Rückkehr aus, zumal der Bundestrainer auch Mesut Özil als Alternative für den Sturm betrachtet. Miroslav Klose ist zwar nach seiner Knochenhautentzündung noch nicht beschwerdefrei, der Münchner soll jedoch gegen Berti Vogts' Team einsatzbereit sein und wird neben Mario Gomez stürmen.

Frings wiederum hatte sich über seine Nichtnominierung beklagt und gefordert, man müsse vernünftig mit ihm umgehen. Eine Aussage, der Löw vehement widersprach: "Ich habe mit Torsten vor der Nominierung 20 Minuten gesprochen, was ich eigentlich nicht tun müsste. Er weiß genau, woran ich ihn in den kommenden Monaten messe." Ein ständiges Wechselspiel mit dem einstigen Bremer Leitwolf könnte jedoch auch die Hierarchie durcheinanderbringen.

Dass in Aserbaidschan Robert Enke im Tor stehen wird, ist ein Hinweis für den Vorsprung des Hannoveraners vor Tim Wiese und René Adler. Doch auch die "Nummer-eins" droht eine Langzeitbaustelle zu werden.

Freuen durfte sich gestern Marcell Jansen: Löw legte sich fest, dass Philipp Lahm wie bei den Bayern auf der rechten Seite spielt: "Wir haben mit Jansen und Marcel Schäfer zwei Alternativen für die Zukunft." In Aserbaidschan dürfte jedoch der Wolfsburger beginnen.

Im Abwehrzentrum wiederum wird der Nebenmann von Per Mertesacker gesucht - in Aserbaidschan wollen sich Arne Friedrich und Serdar Tasci zeigen. Und dass Löw zehn Monate vor Beginn der WM seine Testphase noch nicht abgeschlossen hat, zeigt die Berufung des Stuttgarters Sami Khedira, der noch ohne Länderspiel ist. Wie gesagt: viele Baustellen beim DFB.

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