Am Ende war es ein Arbeitssieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Aserbaidschan. Die Pflichtaufgabe ist erfüllt.

Baku. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat zum Start in die WM-Saison ihre Pflichtaufgabe beim Punktelieferanten Aserbaidschan glanzlos gelöst. Das Bayern-Duo Bastian Schweinsteiger (12.) und Miroslav Klose (54.) erzielte am Mittwoch in Baku gegen das hochmotivierte, aber harmlose Team von Ex-Bundestrainer Berti Vogts die Treffer zum ungefährdeten 2:0 (1:0)-Sieg. Kloses Tor war zugleich der 100. Länderspiel-Treffer in der Ära Joachim Löw. Mit dem sechsten Sieg im siebten Qualifikationsspiel vor 25 000 Zuschauern im Tofik- Bachramow-Stadion festigte das deutsche Team zwei Monate vor dem Gruppengipfel in Moskau mit 19 Punkten die Tabellenführung vor dem schärfsten Rivalen Russland. Davor steht am 9. September in Hannover aber noch das Rückspiel gegen die in der Ausscheidung für Südafrika weiter punkt- und torlosen Kaukasus-Kicker auf dem Programm.

Mit dem Arbeitssieg am Kaspischen Meer erfüllte die deutsche Mannschaft ihre Pflicht, doch Souveränität sieht anders aus. Zwar absolvierte noch nie eine DFB-Elf so früh in der Saison ein Pflichtspiel, doch ein wenig mehr hatte Löw von seinen Akteuren gegen den 137. der Weltrangliste schon erwartet. Zu den wenigen Aktivposten zählten Schweinsteiger und Piotr Trochowski als Flankengeber. Auch der nach einer Knochenhautentzündung wieder fit gewordene Klose, der mit seinem 45. Treffer zu dem in der DFB-Bestenliste an fünfter Stelle liegenden Karl-Heinz-Rummenigge aufschloss, überzeugte mit viel Engagement. Dagegen lief das Spiel an dem von seinem Zehenbruch genesenen Kapitän Michael Ballack häufig vorbei.

Große Probleme offenbarte die deutsche Elf vor allem in der Rückwärtsbewegung. Das galt vor allem für Marcel Schäfer, aber auch Serdar Tasci, der von Löw den Vorzug vor Arne Friedrich erhalten hatte, agierte nicht fehlerfrei. Doch trotz der Abwehrschwächen kam Robert Enke, der zum vierten Mal in der Qualifikation ohne Gegentreffer blieb und damit im Torhüter-Wettstreit weiter Pluspunkte sammelte, nicht wirklich in Bedrängnis. Dafür waren die Gastgeber im Angriff zu harmlos. Auch vom deutschen Sturm-Duo, in dem Klose seinen Clubkollegen Mario Gomez an Wirkung übertraf, ging zunächst wenig Gefahr aus. Doch dann sorgte eine Co-Produktion der beiden Münchner für das erlösende zweite Tor.

Nach holprigem Beginn führte gleich die zweite Chance zum erhofften frühen Tor für die deutsche Elf. Nachdem ein Kopfball von Gomez nach Lahm-Flanke das Ziel noch knapp verfehlt hatte (10.), setzte sich Schweinsteiger an der Strafraumgrenze gegen zwei Gegenspieler durch und traf aus 18 Metern in den Winkel. Das dritte Tor des Münchners in der WM-Qualifikation wirkte an einem lauen Sommerabend wie eine kalte Dusche auf das Vogts-Team, das mit seinen schnellen Angriffen anfangs für einige Konfusion im deutschen Defensivverbund gesorgt hatte. So musste Per Mertesacker einmal in höchster Not vor Nodar Mammadow klären, nachdem Schäfer Machir Schukurow hatte flanken lassen.

Doch trotz der Führung gelang es der deutschen Mannschaft nicht, die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Statt energisch auf einen zweiten Treffer zu drängen, bauten Löws Schützlinge mit fahrigen Aktionen und Ballverlusten vielmehr den Gegner auf. Gefahr vor dem Kasten des häufig unsicher wirkenden Farhad Walijew beschworen meist Standardsituationen wie die Freistöße von Piotr Trochowski herauf. Doch Gomez scheiterte in der 29. Minute ebenso wie Klose (45.), der nach einer Kombination über Schweinsteiger und Trochowski mit einem Kopfball-Aufsetzer über das Tor die größte Chance zum 2:0 und damit zu einer Beruhigung des deutschen Spiels vergab.

„Wir wollen versuchen, das zweite Tor nachzulegen und so früh wie möglich das Spiel zu entscheiden“, gab Assistenz-Coach Hansi Flick als Devise für die zweite Halbzeit aus. Und das Jubiläumstor für Löw in dessen 40. Länderspiel ließ auch nicht lange auf sich warten. Nach einem Drehschuss von Gomez an die Latte brauchte Klose nur noch den Kopf hinzuhalten, um den Ball über die Linie zu bugsieren. Doch danach machte sich erneut der Schlendrian in den deutschen Reihen breit. Hätte die Aserbaidschaner in der Nähe des Strafraums nicht regelmäßig eine Art Torschusspanik befallen, wäre sogar ein Gegentreffer möglich gewesen.

So verlief das Spiel:

08. Minute: Anfängliche Probleme der deuschen Mannschaft. Aserbaidschan bringt den deuschen Towart Enke in Bedrängnis.

12. Minute: Basian Scheinsteiger erzielt mit einem Schuss in den Winkel das 1:0.

16. Minute: Die deuschen Spieler lassen nicht locker und versuchen den Schwung des frühen Tores für einen weiteren Treffer zu nutzen.

22. Minute: Die Spieler von Aserbaidschan stellen sich nicht hinten rein, sondern versuchen mit eigenen Attacken die Deutschen unter Druck zu setzen.

24. Minute: So richtig kommt das Spiel nicht in Fahrt und Deutschland tut sich schwer gegen den unbequemen Gegner.

26. Minute: Kopfball von Trochowski, der knapp am aserbaidschanischen Tor vorbei geht.

29. Minute: Deutschland bemüht sich, doch gegen die massierte Abwehr von Aserbaidschan ist kaum ein Durchkommen.

31. Minute: Aserbaidschans Torhüter Walijew rettet nach einer scharfen Flanke mit der Faust.

33. Minute: Gomez köpft nach einem Eckball rechts am Tor vorbei.

35. Minute: Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm machen eine gute Partie.

37. Minute: Es ist einfach kein Durchkommen für die deutschen Stürmer. Die Aserbaidschaner verteidigt immer mit sieben, acht Mann direkt vor dem Strafraum

40. Minute: Deutschland muss auf der Hut sein. Aserbaidschan kämpft.

41. Minute: Robert Enke risikiert Kopf und Kragen im Einsatz gegen einen aserbaidschanischen Stürmer. Nach dem Zusammenprall reibt er sich die Schulter.

42. Minute: Freistoß für Deutschland 26 Meter vor dem Tor: Hitzlsberger schießt in die Mauer.

43. Minute: Gelbe Karte für Schukurow (Aserbaidschan) nach ungestümem Einsteigen gegen Marcel Schäfer.

45. Minute: Riesenchance für Miro Klose. Er steht ein Meter vor dem Tor, kommt fei zum Kopfball und köpft über das Tor. Die mustergültige Flanke kam von Piotr Trochowski.

45.+ 2. Minute: Halbzeit in Baku. Deutschland spielt nicht berauschend und tut sich gegen die Aserbaidschaner schwer. Aber was zählt: Die Mannschaft führt mit 1:0.

46. Minute: Das Spiel läuft wieder. Keine Auswechslungen. Deutschland versucht gleich wieder, Druck aufzubauen.

48. Minute: Aserbaidschan verteidigt (fast) mit Mann und Maus. Nur vereinzelt Konter. Einen davon stoppt Hitzlsberger mit einem taktischen Foul. Glücklicherweise kein Gelb.

50. Minute: Ballverlust im Mittelfeld ermöglicht Aserbaidschan. glücklicherweise geht der Schuss in den dunklen Himmel Bakus.

51. Minute: Schuss von von Michael Ballack. Den kann der aserbaidschanische Torhüter Walijew nicht festhalten, aber mehr wird leider auch nicht draus.

54. Minute: 2:0 durch Klose. Tolle Vorarbeit durch Mario Gomez, der die aserbaidschanische Abwehr austanzt und dann den Ball an die Latte schießt. Klose staubt ab und muss eigentlich nur noch den Kopf hinhalten.

57. Minute: Konter von Aserbaidschan, aber vor dem Tor von Robert Enke vertändeln die Spieler den Ball. Keiner traut sichzu schießen.

60. Minute: Nach einem kurzen Schreck verstärkt Aserbaidschan seine Angriffsbemühungen. Die deutsche Abwehr kommt zwar nicht ins Schwimmen, hat aber gut zu tun.

63. Minute: Schrecksekunde: Nadirow zieht ab, aber Robert Enke hält sicher. Joachim Löw tobt am Spielfeldrand und versucht, seine Jungs zu motivieren. Bloß jetzt nicht den Anschlusstreffer kassieren und Aserbaidschan damit stark machen!

67. Minute: Bis zum Strafraum sieht das Spiel der Aserbaidschaner sehr gefällig aus. Sie lassen den Ball laufen und spielen technisch nicht schlecht. Aber beim Abschluss sieht es glücklicherweise für die Deutschen mau aus. Die deutsche Mannschaft muss jetzt aufpassen und darf die Aserbaidschaner nicht ins spiel kommen lassen.

69. Minute: Schwach geschossene Ecke von Piotr Trochowski. Er erobert sich aber den Ball wieder und schießt aufs Tor - knapp vorbei.

70. Minute: Eine Auswechslung bei den Deutschen bahnt sich an. Wer wird gehen?

72. Minute: Aber erst mal Eckball. Ballack und ein aserbaidschanischer Spieler kommen sich ins Gehege. Der Schiedsrichter muss schlichten. Der Eckball bringt nichts ein.

74. Minute: Man merkt, die Deutschen wollen nichts riskieren. Guter Laufeinsatz. Angriff über rechts. Lahm flankt wunderbar, aber Klose - freistehend - verpasst - mal wieder.

75. Minute: Klose muss gehen. Auswechslung. Cacau kommt. Auch Aserbaidschan wechselt. Nadirow geht.

77. Minute: Piotr Trochowski wird ausgewechselt. Sein Hamburger Kumpel Marcell Jansen kommt.

80. Minute: Aserbaidschan gibt sich noch nicht geschlagen. Die deutsche Mannschaft muss auf der Hut sein. Ein Freistoß geht aber links am Tor von Robert Enke vorbei.

82. Minute: Gelbe Karte für Aserbaidschan nach bösem Foul an Cacau.

83. Minute: Gomez tanzt die Abwehr aus - aber es bleibt fruchtlos.

84. Minute: Mesut Özil kommt für Mario Gomez.

86. Minute: Jetzt bloß nichts mehr anbrennen lassen und das Spiel nach Hause bringen! Deutschland zieht sich zurück, macht die Räume vor dem Strafraum eng. Aber Aserbaidschan kämpft.

88. Minute: Super-Sprint von Cacau, der den aserbaidschanischen Torhüter noch mal zum vollen Einsatz zwingt. Beim Gegenagriff schießt Javadow rechts am deutschen Tor vorbei.

90. Minute: Berti Vogts ist nicht so entspannt wie Joachim Löw.

90. + 1. Minute: Cacau hat einen Riesenchacne, schießt aber knapp am linken Pfosten vorbei.

90. + 3. Minute: Das Spiel ist aus. Deutschland gewinnt im WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan mit 2:0 Toren. Die Tore erzielten Bastian Schweinsteiger in der 12. und Miroslav Klose in der 54. Minute. Bundestrainer Joachim Löw kann zufrieden sein. Es war kein berauschendes Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Aber das Spiel wurde gewonnen. Und das zählt am Ende am meisten.

So traten die Mannschaften an:

Aserbaidschan:

Tor: Walijew (Karabach Agdam/28 Jahre/29 Länderspiele)

Verteidigung: Sadichow (Karabach Agdam/27/55), Junisoglu (FK Baku/23/19), Malikow (Neftschi Baku/23/24), Allachwerdijew (Karabach Agdam/25/3)

Mittelfeld: Tschertoganow (Inter Baku/29/26), Abbasow (Inter Baku/31/34), Dschawadow (Karabach Agdam/20/23), Mammadow (Karabach Agdam/21/10), Schukurow (Inter Baku/26/34)

Sturm: Nadirow (Karabach Agdam/22/22)

Deutschland:

Tor: Enke (Hannover 96/31/8)

Verteidigung: Lahm (Bayern München/25/58), Mertesacker (Werder Bremen/24/56), Tasci (VfB Stuttgart/22/8), Schäfer (VfL Wolfsburg/25/4)

Mittelfeld: Schweinsteiger (Bayern München/25/68), Ballack (FC Chelsea/32/93), Hitzlsperger (VfB Stuttgart/27/48), Trochowski (Hamburger SV/25/23)

Gomez (VfB Stuttgart/24/26), Klose (Bayern München/31/89)

Schiedsrichter: Kelly (Irland)

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