DFB-Manager Oliver Bierhoff über die Attraktivität Deutschlands und die Suche nach dem Quartier für die Europameisterschaft 2012.

Hamburg. Nach dem 3:0 in Kasachstan, dem letzten Pflicht-Ländespiel des Jahres, zog DFB-Manager Oliver Bierhoff im Abendblatt-Gespräch ein positives Fazit.

Abendblatt:

Herr Bierhoff, wann beginnen Sie mit der Quartiersuche für das EM-Turnier 2012 in Polen und in der Ukraine?

Oliver Bierhoff:

Wir suchen schon ... Nein, nein. Aber wir schauen uns langsam um. Mal abwarten, ob wir uns noch in diesem Jahr zwei, drei Orte ansehen werden. Durch die Nähe und größere Auswahl an Mannschaftsquartieren ist dieses Thema allerdings nicht ganz so dringend wie es damals bei der WM in Südafrika war.

Gibt es eine Präferenz?

Bierhoff:

Wir schauen uns in beiden Ländern um, wobei wahrscheinlich Polen etwas mehr Alternativen bietet.

Wie lautet Ihre Bilanz des eher ungewöhnlichen Kasachstan-Trips?

Bierhoff:

Es war der richtige Weg, so kurzfristig anzureisen und komplett in der deutschen Zeit zu bleiben. Nach der Partie haben wir den Spielern bis vier Uhr freigegeben, allerdings kasachischer Zeit ... Aber im Ernst: Wir wollten unbedingt das Jahr mit zwölf Punkten in unserer Qualifikationsgruppe abschließen. Das Einzige, worüber man lamentieren könnte, war die Chancenverwertung, daran müssen wir arbeiten. Es war schon in dem einen oder anderen Spiel davor zu beobachten, dass wir unglaublich gut kombinieren und Chancen herausarbeiten, ohne zum Abschluss zu kommen. Was mich aber besonders freut, ist, dass mit Miroslav Klose, Lukas Podolski und Mario Gomez drei Stürmer getroffen haben, die häufiger in ihren Vereinen kritisiert wurden und denen Schwächen nachgesagt wurden. Sie konnten sich gegen Kasachstan Erfolgserlebnisse holen und neues Selbstvertrauen tanken.

Immer wieder gibt es Diskussionen um solche Spiele. Wären Sie für eine Modifikation des Qualifikationsmodus für eine Europameisterschaft?

Bierhoff:

Ich sehe das ja immer bei der Auslosung: Für die kleineren Verbände sind Spiele gegen Deutschland, Italien oder Spanien wie ein Sechser im Lotto, eine unglaubliche Einnahmequelle. Die Frage wäre, wo dann der Ausgleich wäre, was mit diesem Spieltermin passieren würde.

Sie meinen, lieber ein Länderspiel gegen Kasachstan als gar keins.

Bierhoff:

Genau.

Wie lautet Ihre Bilanz nach dem letzten Pflichtspiel des Jahres?

Bierhoff:

Das Resümee kann nur äußerst positiv ausfallen. Wir haben es in der Qualifikation geschafft, nach dem langen WM-Turnier nahtlos anzusetzen. Was uns aber unabhängig von den Ergebnissen freut, ist die Identität der Mannschaft. Ihr Selbstverständnis, guten Fußball spielen zu wollen und dies auch in schwierigen Situationen zu bestätigen. Das ist zugleich auch eine weitere Verpflichtung für den Trainer, jetzt schon an Spieler zu denken, die nachrücken könnten.

Dafür ist das Freundschaftsspiel in Schweden im November da.

Bierhoff:

Richtig. Dieses Länderspiel wird sicher genutzt, um das eine oder andere auszuprobieren und einigen Spielern eine Pause zu gönnen, die in ihren Klubs stark belastet sind.

Wie groß ist der Abstand zu Weltmeister Spanien?

Bierhoff:

Spanien zeichnet als Mannschaft aus, dass sie in allen Positionen sehr stark besetzt ist. Wir müssen sehen, dass wir in allen Positionen, gerade auf den Außenpositionen, die notwendigen Alternativen haben. Da ist es schon manchmal eng.