Mit zwölf Punkten aus vier Spielen hat die DFB-Elf in der EM-Qualifikation das Optimum erreicht. Nun geht der Blick bereits weit voraus.

Astana. Vier Spiele, vier Siege: Nach dem erfolgreichen Kurztrip ins Abenteuerland Kasachstan und der gleichzeitigen Schützenhilfe von Ex-Bundestrainer Berti Vogts träumten die deutschen Fußball-Stars 12.000 Meter über den Wolken bereits von der EURO 2012 in Polen und der Ukraine. Als Philipp Lahm und Co. aber am Mittwochmorgen nach fünfeinhalbstündigem Flug müde am Frankfurter Flughafen eintrafen, wurden sie nach den Wohlfühltagen mit der DFB-Auswahl schnell wieder vom Bundesligaalltag eingeholt. Zuvor wurde aber noch einmal der Traumstart in die EM-Quali gewürdigt.

«Vier Spiele, zwölf Punkte - besser geht es nicht. Wenn wir weiter so arbeiten, werden wir uns direkt qualifizieren. Das war ein sehr, sehr gutes Jahr für die Nationalmannschaft mit einer guten WM und einer bislang perfekten Qualifikation für die EURO», bilanzierte Interims-Kapitän Philipp Lahm nach dem am Ende lockeren 3:0 (0:0) beim vom deutschen Trainer Bernd Storck betreuten Fußball-Zwerg Kasachstan.

Lahm blickte im selben Atemzug aber wieder auf das kommende Wochenende. «Unsere Stürmer haben gegen Kasachstan getroffen, das kommt sicher auch dem FC Bayern zugute. Wir kommen mit einem guten Gefühl zurück, jetzt müssen wir nachlegen», sagte der 26-Jährige in Anspielung auf die beiden Treffer der Münchner Krisen-Stürmer Miroslav Klose und Mario Gomez und mit Blick auf den Auftritt des schwächelnden Meisters Bayern München am Samstag gegen Hannover 96.

RANDALE IN ITALIEN

Lahms Münchner Vereinskollege Thomas Müller ergänzte: «Ich hoffe, dass wir den Schwung mitnehmen können. Wir müssen gegen Hannover ein Tor schießen, wie ist egal und wer ist egal.» Klose, der in seinem 105. Länderspiel sein 58. Tor erzielte und damit seine Jagd auf den DFB-Rekord von Gerd Müller (68 Tore) fortsetzte, wird gegen die Niedersachsen wohl aber nicht helfen können, da er kurz nach seinem sechsten Treffer in der laufenden EM-Qualifikation zum 1:0 (48.) mit einer Oberschenkelverletzung vom Feld musste. Bayerns Edelreservist Gomez (76.) und Lukas Podolski (85.) machten anschließend den 43. Sieg für Joachim Löw in seinem 61. Match als Bundestrainer perfekt.

Entsprechend zufrieden war Löw nach der Nachtschicht, in der seine Akteure am Dienstag (23.00 Uhr Ortszeit) das Match auf dem ungewohnten Kunstrasen begonnen hatten und sich am Mittwoch als Sieger von den rund 500 mitgereisten Fans verabschieden konnten. «Wir haben jetzt in der Tat einen komfortablen Vorsprung und sicher schon einen großen Schritt Richtung EM gemacht. Aber wir müssen noch einige Spiele gewinnen, um uns das Ticket zu sichern. Aber wir dürfen nach vier Siegen in vier Spielen optimistisch sein», sagte der 50-Jährige, dessen Team nach der überraschenden 0:1-Pleite der Türkei in Aserbaidschan mit sechs Punkten Vorsprung auf die Türken die Tabelle souverän anführt.

«Der Kunstrasen war gut zu bespielen. Die anderen Umstände wie die lange Anreise und der Zeitunterschied waren schwieriger zu bewerkstelligen, aber auch das haben wir ganz gut hinbekommen. Zwölf Punkte aus vier Spielen, das ist sehr stark. Ich kann nicht immer eine Gala erwarten, deshalb war ich mit dem Spiel und vor allem mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich bin stolz auf meine Mannschaft», bemerkte Löw.

Teammanager Oliver Bierhoff räumte ein, dass man sich angesichts der Tabellen-Konstellation früher als vorgesehen schon mal mit den Planungen für die EURO 2012 in Polen und der Ukraine beschäftigen könne. «Wir werden uns langsam mal in den beiden Ländern umschauen und vielleicht noch in diesem Jahr drei oder vier Orte in den EM-Gastgeberländern besuchen. Polen bietet vermutlich mehr Alternativen als die Ukraine», berichtete der ehemalige Kapitän.

Trotz der durchweg positiven Stimmung nach dem letzten Pflichtspiel des WM-Dritten in diesem Jahr gab es aber auch Manöverkritik. «An der Chancenverwertung müssen wir in Zukunft noch arbeiten», sagte der frühere Torjäger Bierhoff angesichts der vielen ausgelassenen Gelegenheiten gegen den 126. der FIFA-Weltranglise. Auch Sami Khedira sieht noch Luft nach oben. «Wir auf einem sehr guten Weg. Aber wir können und müssen die Präzision, das Spieltempo und die Chancenverwertung noch verbessern», lautete das Fazit des Mittelfeldspieler von Real Madrid nach dem Doppelpack gegen die Türkei (3:0) und Kasachstan.

Der Bundestrainer war nach dem Kraftakt vor rund 20.000 Zuschauern in der Astana-Arena aber milde gestimmt: «Wir haben es in der ersten Halbzeit versäumt, das ein oder andere Tor zu machen. Letztendlich hat unsere Mannschaft in den Monaten nach der WM enorm viel geleistet, das ist schon sensationell.»

Für das letzte Länderspiel der DFB-Auswahl in diesem Jahr am 17. November in Göteborg gegen Schweden kündigte der Bundstrainer einige Experimente an. «Ich habe noch keine ganz konkreten Vorstellungen. Ich werde in den nächsten Wochen genau beobachten, wie die Spieler im Bundesliga- und Europacup-Alltag zurechtkommen. Klar ist, dass ich einige Spieler einladen werde, die erst das ein oder andere Spiel in der Nationalmannschaft bestritten haben oder noch gar nicht dabei waren. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt für junge Spieler, mal in die Nationalmannschaft reinzuschnuppern.»

Gemeint sind damit in erster Linie die Mainzer Shootingstars Lewis Holtby und Andre Schürrle sowie die Dortmunder Mats Hummels, Mario Götze und Kevin Großkreutz, der grippebedingt seine Teilnahme an den Spielen gegen die Türken und Kasachen hatte absagen müssen.