Nach der erneuten Langzeitverletzung haben sich die Chancen von Michael Ballack auf ein Comeback im DFB-Team weiter verschlechert.

Berlin. Die Wahrheit spricht keiner aus, aber nach dem erneuten gesundheitlichen Rückschlag wird ein Comeback von Michael Ballack in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft immer unwahrscheinlicher. Bundestrainer Joachim Löw sprach seinem verletzten Kapitän aber vor dem EM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl gegen die Türkei in Berlin Mut zu. „Das ist hart für ihn. Es ist wichtig, dass er nichts überstürzt, damit er richtig gesund wird. Ich traue Michael aber zu, dass er wieder den Sprung ins Nationalteam schafft“, sagte der 50-Jährige.

Ob Ballack aber tatsächlich in den Planungen des Bundestrainers noch eine wichtige Rolle spielt, darf bezweifelt werden. In der Bundeshauptstadt lobte Löw nämlich Sami Khedira über den grünen Klee. Besser als er bei der WM könne man gar nicht spielen, betonte der 50 Jahre alte Coach. Als Ballack-Ersatz hatte der damalige Stuttgarter an der Seite von Bastian Schweinsteiger in Südafrika geglänzt, als Krönung folgte anschließend der Wechsel von den Schwaben zum Weltklub Real Madrid.

Bei Ballack, der das Turnier in Südafrika wegen eines Syndesmoserisses verpasst hatte, verhielt es sich umgekehrt. Nachdem kein Topverein im Ausland mehr auf seine Dienste zurückgreifen wollte, kehrte er vom FC Chelsea zu Bayer Leverkusen zurück, wo ihm das Verletzungspech treu blieb.

Für den 34-Jährigen, der unbedingt noch an der EURO 2012 in Polen und der Ukraine teilnehmen will, wird es nach derzeitigem Stand schwer, in der Nationalmannschaft noch die 100 voll zu machen. 98 Länderspiele stehen bislang auf seinem Konto, ob weitere hinzukommen, hängt in erster Linie von seinem Heilungsverlauf ab. Anschließend muss er aber auch wieder seine alte Form finden.

„Es ist schade, dass er für Leverkusen und uns ein halbes Jahr ausfällt. Aber die Gesundheit geht vor. Es ist die richtige Entscheidung, die Verletzung erst einmal vollständig auszukurieren und dann ab Januar wieder eine vernünftige Vorbereitung auf die Rückrunde zu starten. Ich glaube, dass er mit seinem Ehrgeiz zurückkommt“, sagte Löw.

Ob die Form dann aber auch ausreicht, um Khedira und Co. einen Platz in der DFB-Auswahl streitig zu machen, steht in den Sternen. Löw, der vor dem ersten Doppelpack in der EM-Qualifikation im vergangenen Monat allein schon wegen der Diskussion um die Kapitänsbinde tagtäglich mit dem Thema Ballack konfrontiert worden war, machte deutlich, dass er sich erst wieder im kommenden Jahr mit der Personalie Ballack beschäftigen werde.

Klar sei aber nach wie vor, dass der Routinier, der seit der WM von Philipp Lahm als Spielführer vertreten wird, keinen Freifahrtschein mehr hat. „Für ihn gilt wie für alle anderen Spieler auch das Leistungsprinzip“, betonte der Bundestrainer und fügte vielsagend hinzu: „Eigentlich ist von meiner Seite aus alles gesagt. Man will immer so endgültige Aussagen von mir. Warum? Ich muss mich doch nicht unter Druck setzen. Ich habe doch vor Länderspielen oder Turnieren Zeit genug, mich zu entscheiden.“

Ballack wolle er aber ebenso wie allen anderen Spieler auch ehrlich gegenüber auftreten. „Wenn ich der Meinung bin, dass ein Spieler für mich keine Rolle mehr spielt und ich mich entschieden habe, ihn nicht mehr zu berücksichtigen, dann fliege ich zu ihm hin und sage ihm Bescheid. Dann ist es eben so, dass zwei, drei andere besser sind“, sagte Löw und meinte weiter: „Aber wie gesagt, was Michael Ballack betrifft: Ich traue ihm die Rückkehr zu. Und deshalb gibt es für mich keinen Grund, jetzt ständig irgendwas zu sagen.“

Bei einer neuerlichen Untersuchung war festgestellt worden, dass Ballacks Verletzung erheblich schwerer ist als zunächst angenommen. Er hatte am 11. September beim Bundesligaspiel in Hannover einen Bruch des Schienbeinkopfes und eine Außenbandverletzung erlitten. Kontakt zwischen dem DFB-Kapitän außer Dienst, der am 11. September beim Bundesligaspiel der Leverkusener in Hannover einen Bruch des Schienbeinkopfes und eine Außenbandverletzung erlitten hatte, und dem Bundestrainer gab es nach der neuerlichen Diagnose nicht mehr, wie Löw bestätigte.

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff empfahl Ballack unterdessen, erst einmal „gedanklich zur Ruhe zu kommen und mit Energie am Aufbau zu arbeiten“. Seine Situation für ein Comeback im Nationalteam habe sich nicht verändert. „Solange er nicht Invalide wird, ist er in der Zeitschiene nach hinten geschoben. Was die Nationalmannschaft betrifft, kann er ruhiger sein. Wir haben in der Winterpause keine Spiele“, meinte der frühere DFB-Kapitän.