Rouwen spielt beim FC St. Pauli, Ramon ist Fan des HSV

Hamburg. Die Leidenschaft für Fußball liegt in der Familie. Diesbezüglich stehen sich die beiden Brüder in nichts nach. Allerdings sind es verschiedene Vereine, bei denen sie mitfiebern. Und das aus anderen Perspektiven. Während Rouwen Hennings (23) für den FC St. Pauli auf dem Platz agiert, sitzt der drei Jahre ältere Ramon auf der Tribüne - als Anhänger des HSV.

Wobei er Ausnahmen macht, dem Bruder zuliebe. So oft es geht, verfolgt der Zeitsoldat am Millerntor die Spiele des Stadtrivalen. Auch an diesem Sonntag. Dabei steht Ramon Hennings nicht etwa im Gästeblock, sondern nimmt auf der Südtribüne Platz. Im feindlichen Lager, wenn man so will. Doch sein Herz, sagt er, gehöre dem Verein mit der Raute. Trotzdem fesselt ihn die Stimmung am Millerntor. "Es ist toll, wie sie den gegnerischen Fans applaudieren."

Er ist nicht der Einzige, der in der Familie zwischen den Fußballwelten wandelt. 2001 kam Rouwen zum HSV, spielte für die zweite Mannschaft in der Regionalliga, ehe er an den VfL Osnabrück, dann an St. Pauli ausgeliehen wurde. Mittlerweile läuft der gebürtige Bad Oldesloer im dritten Jahr für die Kiezkicker auf. Wie reizvoll Derbys sind, konnte er 2007 erfahren, bei der kleineren Variante. Damals trafen St. Pauli und HSV II in der Regionalliga aufeinander - und Rouwen Hennings stürmte für die Rothosen.

Den Gewissenskonflikt seines Bruders, wahlweise in der Imtech-Arena oder am Millerntor ein Spiel zu verfolgen, gab es somit nicht. "Es wäre bequemer, wenn Rouwen noch für den HSV auflaufen würde. Letztlich bin ich aber stolz auf ihn", sagt Ramon Hennings. Im gemeinsamen Freundeskreis dominieren ohnehin die HSV-Fans. "Sollte es beim Derby eine Klatsche für uns geben, traue ich mich nicht nach Bad Oldesloe", sagt Rouwen Hennings scherzhaft. Wobei der Optimismus überwiegt: "Wir gewinnen 5:0." Der Konter des Bruders folgt prompt: "Ich tippe auf ein 5:4 für die Gäste."

Wichtiger als das Ergebnis ist Ramon Hennings jedoch ein Ritual nach Abpfiff: der Trikottausch. Genauer: jener zwischen Ruud und Rouwen. "Wenn er mir van Nistelrooy besorgt, lade ich ihn zum Essen ein." Es kann also von Vorteil sein, wenn der eigene Bruder gegen den eigenen Verein spielt. Nur das Tor, das sollte er in diesem Spiel besser nicht treffen.