Mein erstes Derby ging gleich verloren. Wir standen im Volksparkstadion in der Westkurve, Block E, und mussten mit ansehen, wie Franz Gerber und Wolfgang Kulka für die Braunen gegen die Rothosen zum 2:0 trafen. Im September 1977 war das, und besonders gestört hat uns das nicht. Wir hatten ja nicht gegen Bayern oder Bremen - die stiegen dann schnell wieder in die 2. Liga ab, während der HSV bis 1983 drei Meisterschaften holte - verloren. Sondern gegen Hamburger. Gegen einen Klub aus einem Stadtteil, in dem am Wochenende immer Party war.

Wenn einem heute oftmals aus der Provinz zugereiste 25-Jährige erzählen, zwischen dem HSV und St. Pauli sei eine Rivalität "historisch" gewachsen, ist das natürlich dummes Zeug. Das Einzige, was historisch gewachsen ist, ist die Rangfolge: Der HSV ist in Hamburg die Nummer eins, St. Pauli die Nummer zwei.

In beiden Klubs gibt es Nette und Schäbige, liebenswerte Spinner und konstruktive Planer, Gelassene und Gestörte. Und wer in den 80er-Jahren das Vergnügen hatte, in der legendären Kneipe von St.-Pauli-Urgestein Walter Frosch am Falkenried mit "Vadder" Erwin Seeler beim Bier über Fußball zu fachsimpeln, weiß, dass es mit der Rivalität zwischen den beiden Klubs nicht so weit her ist, wie es manche Außenstehende gerne hätten.

Zugegeben: David gegen Goliath hat ja was Faszinierendes. Aber kein Mensch würde sagen, ich liebe Hagenbeck, doch geh mir weg mit dem Streichelzoo im Wildpark Eekholt.

Bis zum Hamburger Derby beschreiben Abendblatt-Redakteure ihr ganz persönliches Derby-Erlebnis. #

Jan Haarmeyer ist Autor.