Deutschland steht nach dem 1:0 gegen Ghana im Achtelfinale. In der ARD verfolgten 29,19 Millionen Zuschauer das Spiel in Johannesburg.

Johannesburg. Die deutsche Nationalelf hat bei ihrem 1:0-Sieg gegen Ghana für eine Rekordquote während der laufenden Fußball-Weltmeisterschaft gesorgt: 29,19 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 79,7 Prozent) verfolgten laut ARD ab 20.30 Uhr das Zitterspiel, in dem sich die Mannschaft für das Achtelfinale qualifizierte. Die Auftakt-Begegnung gegen Australien hatten 27,91 Millionen Menschen gesehen.

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Als der brasilianische Schiedsrichter Carlos Simon um 22.21 Uhr das letzte Mal in seine Pfeife geblasen hatte, atmete Mesut Özil erst einmal tief durch. Der kleine Dribbelkönig von Werder Bremen wusste ganz genau, dass er maßgeblich daran beteiligt war, dass seine Mannschaft das erste Vorrundenaus in ihrer langen WM-Geschichte auf der Zielgeraden vermeiden konnte. "Das war ein unglaublich intensives Spiel, in dem viele Dinge nicht so geklappt haben. Aber letztendlich sind wir eine Runde weiter", freute sich Bundestrainer Joachim Löw über den Sieg - und vor allem über Özils Schuss ins Glück. Nach dessen Tor des Tages ziehen sowohl Deutschland als Gruppensieger als auch Ghana als Zweiter ins Achtelfinale ein, wo auf Löws Mannschaft ein alter Bekannter wartet: England.

Ziemlich genau eine Stunde war gespielt, als Özil die zitternden deutschen Fans im Soccer-City-Stadion von Johannesburg mit seinem Traumtor erlöste. Dabei war es die berühmte Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der 1,82 Meter große Mittelfeldmann als Hauptdarsteller des Vorrundenfinales in die jüngere Nationalmannschaftsgeschichte eingehen wird. Schließlich war es kein Geringerer als Özil, der nach 25 Minuten die hundertprozentige Chance auf die Führung verstolperte. Und es war auch kein Geringerer als Özil, der zunächst nur durch Abspielfehler, Schwalben und Zweikämpfschwäche auffiel. Doch Özil wäre eben nicht Özil, wenn ihn das alles nicht herzlich wenig interessieren würde: "Ich musste schon vor der Halbzeit das 1:0 machen. Dass ich diese Chance vergeben habe, war sehr bitter. Aber ich wusste, dass ich noch ein Tor mache. Heute hat für uns die K.-o.-Runde schon angefangen."

Dabei hätte dieser özilreiche Abend für die deutsche Mannschaft auch ganz anders enden können. Die DFB-Elf wirkte von Anfang an verkrampft und ängstlich. "Es war auch Glück dabei", gab Kapitän Philipp Lahm nach dem erlösenden Schlusspfiff zu, freute sich aber gleichzeitig, dass er und seine Kollegen den Worst Case verhindert hatten: "Der Druck war groß, aber wir haben ihm standgehalten." In der deutschen Defensive und besonders von Per Mertesacker wurden Schwächen gezeigt, die man bei solch einem Entscheidungsspiel nicht erwartet hätte. Mit dieser hohen Fehlerquote in der Verteidigung und im Aufbauspiel zeigte er sich alles andere als WM-tauglich. Hätte nicht sein Nebenmann Arne Friedrich einen ganz starken Tag erwischt, hätte es in der ersten Hälfte leicht einen Rückstand geben können. "Die Mannschaft hat sich schwergetan. Ich hatte das Gefühl, da fehlte das Selbstbewusstsein. Ghana war keine Übermannschaft. Aber ich glaube, gegen England wird es eine Leistungssteigerung geben", kommentierte DFB-Präsident Theo Zwanziger den verdienten, aber glücklichen Sieg.

Weil neben Friedrich nur noch Lahm und Bastian Schweinsteiger, der das deutsche Spiel gut lenkte und sich auch mehrfach erfolgreich als Abfangjäger betätigte, positiv herausstachen, blieb die Partie völlig offen - bis zu Özils Schuss ins Glück. Schweinsteiger wurde allerdings zehn Minuten vor Schluss mit einer Oberschenkelverhärtung ausgewechselt. Ob er am Sonntag um 16 Uhr gegen England in Bloemfontein spielen kann, ist noch ungewiss. Sein Ausfall wäre ein herber Schlag für Bundestrainer Löw, da nach den Verletzungen von Michael Ballack, Heiko Westermann und Christian Träsch die Alternativen auf der Position vor der Abwehr fehlen. Auch Özil (umgeknickt) und Boateng (Rückenprobleme) gingen mit Wehwehchen vom Feld.

Die Nationalelf Ghanas agierte vor den Augen von Fifa-Präsident Joseph Blatter geschickt, riskierte nicht zu viel, schließlich genügte der Mannschaft ja ein Remis zum Einzug ins Achtelfinale. Und auch nach dem Rückstand erhöhten die "Black Stars" nicht das Tempo, da sich längst herumgesprochen hatte, dass im Parallelspiel Australien gegen Serbien führte - und am Ende auch 2:1 siegte. "Wir haben gekämpft bis zum Schluss. Es hat gereicht, um die nächste Runde zu erreichen. Wichtig ist, dass wir weiter sind", sagte Andre Ayew, der sich freuen durfte, dass Deutschland und Ghana gemeinsam ins Achtelfinale einziehen.

Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker, Friedrich, J. Boateng (72. Jansen) - Schweinsteiger (81. Kroos), Khedira - Müller (67. Trochowski), Özil, Podolski - Cacau.

Ghana: Kingson - Sarpei, John Mensah, Jonathan Mensah, Paintsil - Annan - Ayew (90.+1 Adiyiah), Asamoah, K. Boateng, Tagoe (64. Muntari) - Gyan (82. Amoah).

Tor: 1:0 Özil (60.).

Schiedsrichter: Simon (Brasilien). Zuschauer: 83 391. Gelb: Müller - Ayew.