Bayer Leverkusen hat das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona zu Hause mit 1:3 verloren und steht vor dem Aus.

Leverkusen. Das Spiel der Spiele endete für Bayer Leverkusen mit einer bitteren Lehrstunde. Die Mannschaft von Trainer Robin Dutt kassierte gegen das „Dream Team“ des FC Barcelona um Weltfußballer Lionel Messi eine 1:3 (0:1)-Niederlage und hat damit fast alle Chancen auf den Einzug ins Viertelfinale der Champions League verspielt. Im Rückspiel am 7. März im Camp Nou dürfte es für Bayer nur noch um einen anständigen Abgang von der großen Fußball-Bühne gehen.

Zweimal Alexis Sanchez (41., 55.) und Messi (89.) schossen den Sieg des Titelverteidigers heraus, der seit 13 Spielen in der Champions League ungeschlagen ist und den Leverkusenern die erste Heim-Niederlage in der Königsklasse seit dem 9. März 2005 (1:3 gegen den FC Liverpool) zufügte. Für Bayer hatte zwischenzeitlich Michal Kadlec (52.) zum Ausgleich getroffen.

„Die Defensivordnung war in der ersten Halbzeit sehr gut. Uns hat da aber etwas der Mut gefehlt, da waren wir etwas zu ängstlich. Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht“, sagte Dutt. Ähnlich sah es Gonzalo Castro: „Das erste Tor ist dumm gelaufen. Im Konterspiel sind sie überragend schnell und nutzen ihre Chancen eiskalt aus.“

Vor 29.412 Zuschauern in der ausverkauften BayArena – Leverkusen hätte bis zu 200.000 Karten verkaufen können – entwickelte sich das erwartete Schauspiel. Das Starensemble von Pep Guardiola ließ in gewohnter Manier mit traumhafter Sicherheit den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren. 78 Prozent Ballbesitz wies die Statistik zur Pause auf.

Hatten die Leverkusener nach einer der Endlos-Stafetten mal den Ball erobert, waren sie ihn meist gleich wieder los. Es hatte den Eindruck, als sei die Ehrfurcht der unerfahrenen Bayer-Elf vor den Herren Messi, Andres Iniesta oder Cesc Fabregas einfach zu groß. So hatte Dutt seiner Mannschaft ein kompaktes Defensivsystem verordnet. Stoßstürmer Stefan Kießling stand im 156. Europacupspiel der Klubgeschichte auch gar nicht erst in der Startformation, stattdessen sollte der pfeilschnelle Nationalspieler Andre Schürrle in vorderster Position sein Glück versuchen. Es blieb meist beim Versuch.

So spielte sich das Geschehen fast ausnahmslos in der Bayer-Hälfte ab. Hätte Guardiola anstelle von Victor Valdez seinen Busfahrer ins Tor gestellt, es wäre nicht aufgefallen. Gegen die dichtgestaffelte Bayer-Defensive taten sich aber die Künstler sichtlich schwer, den finalen Pass zu spielen. Gefährlich wurde es einmal in der 13. Minute, als Daniel Schwaab in höchster Note vor Messi klärte.

Messi leitet mit Traumpass Führungstor ein

Der Argentinier war es dann auch, der kurz vor der Pause den Führungstreffer des Klub-Weltmeisters einleitete. Mit einem sehenswerten Außenrist-Pass setzte er Sanchez in Szene, der Bayer-Keeper Bernd Leno keine Chance ließ.

Einer, der Bayer mit seiner Ruhe und Abgeklärtheit gut getan hätte, saß indes auf der Tribüne. Michael Ballack, der 101-mal in der Königsklasse auf dem Platz stand, fehlte wegen seines Muskelfaserrisses in der Wade. Neben Ballack fehlten auch die verletzten Sidney Sam, Eren Derdiyok, Tranquillo Barnetta und Rene Adler. Womöglich hätten sie gegen das Barca-Spiel auch nichts angerichtet. Denn Guardiola machte im Gegensatz zur 2:3-Niederlage am vergangenen Samstag bei CA Osasuna ernst. Iniesta, Fabregas und Sergio Busquets rückten wieder ins Team. Mittelfeldchef Xavi fehlte wegen einer Verletzung unter der Fußsohle.

„Ich wünsche mir mehr Mut“, hatte Bayer-Sportchef Rudi Völler in der Halbzeit gesagt und wurde prompt belohnt. Nach einer Flanke von Vedran Corluka traf der Tscheche Kadlec per Kopf (52.). Das Glücksgefühl hielt aber nicht lange an. Nur drei Minuten später brachte erneut Sanchez nach Pass von Fabregas den Ball im Tor unter. Doch Bayer agierte nun mutiger. So hatten Renato Augusto (57.) und Castro mit einem Pfostenschuss (64.) gute Möglichkeiten. Seine ganze Klasse zeigte Messi kurz darauf, als er zwei Gegenspieler stehen ließ und den Pfosten traf (72.). Sechs Minuten vor dem Ende rettete Leno noch mit einem starken Reflex gegen Sanchez und bewahrte sein Team vor dem dritten Gegentor. Kurz vor dem Ende war er nach einer tollen Kombination von Messi und Dani Alves chancenlos, als der Argentinier vollendete.

Allzu sicher wollte sich Barcas Trainer Guardiola trotz des 3:1 aber nicht sein: „Gegen deutsche Mannschaften muss man immer auf der Hut sein, die können immer zurückschlagen.“

Beste Spieler bei Barcelona waren Sanchez, Fabregas und Messi, bei Leverkusen gefielen mit Abstrichen Corluka und Castro.

+++ Das Spiel im Liveticker +++

Die Aufstellungen

Leverkusen: Leno - Corluka (90.+1 Da Costa), Schwaab, Manuel Friedrich, Kadlec - Reinartz, Rolfes (77. Kießling) - Lars Bender, Castro, Renato Augusto - Schürrle (90. Bellarabi). - Trainer: Robin Dutt

Barcelona: Valdes - Alves, Mascherano, Puyol, Abidal - Fabregas, Busquets, Iniesta (61. Thiago) - Sanchez (86. Cuenca), Messi, Adriano (70. Pedro). - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland)

Tore: 0:1 Sanchez (41.), 1:1 Kadlec (52.), 1:2 Sanchez (55.), 1:3 Messi (88.)

Zuschauer: 29.412 (ausverkauft)

Beste Spieler: Corluka, Castro - Sanchez, Fabregas; Messi

Gelbe Karten: Schwaab, Corluka, Castro (2) - Thiago

(abendblatt.de/dapd/sid)