Die Spanier gewinnen das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Leverkusen 3:1. Sanchez erzielte zwei Tore, Messi traf einmal.

Leverkusen. Der FC Barcelona hat sein Deutschland-Gastspiel beim Bundesliga-Sechsten Bayer Leverkusen souverän mit 3:1 gewonnen. Aber die ganz große Fußball-Gala war es nicht, die die "Außerirdischen" vor 29 412 Zuschauern boten. Die tapfer kämpfenden Leverkusener erkannten zu spät, dass die Spanier an diesem Abend durchaus verwundbar gewesen wären.

"Uns hat vor der Pause der Mut gefehlt", sagte Leverkusens Trainer Robin Dutt. "Vielleicht hatten wir auch zu viel Respekt. Erst in der zweiten Halbzeit haben wir überhaupt an diesem Spiel teilgenommen." Insgesamt aber fehlte die Klasse. Alles andere als das Aus im Achtelfinal-Rückspiel am 7. März im Camp Nou in Barcelona wäre ein Fußball-Wunder.

Der Mann des Abends für den Titelverteidiger war der Chilene Alexis Sanchez mit seinem Doppelschlag in der 41. und 55. Minute, Weltfußballer Lionel Messi setzte mit dem 400. Europapokal-Treffer des FC Barcelona den genialen Schlusspunkt (88.). Beim 1:1 von Michal Kadlec keimte in der 52. Minute bei der Mannschaft von Trainer Robin Dutt und den Fans zwar noch einmal Hoffnung auf, doch schließlich wurde die Steigerung der Werkself nach der Pause nicht belohnt.

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Gegen die dichte Abwehr der Leverkusener tat sich das katalanische Star-Ensemble zunächst schwer. Die Spanier kombinierten gefällig im Mittelfeld, große Chancen sprangen aber nicht heraus. Messi ließ erst in der 38. Minute zum ersten Mal vor dem Tor seine Klasse aufblitzen.

Lionel Messi dosierte seine Geniestreiche an diesem Abend sehr sparsam. Doch immer wenn der Argentinier mit dem Ball am Fuß in den Strafraum eindrang, war Gefahr in Verzug. Ein Außenrist-Pass sorgte für das 1:0, das Sanchez clever erzielte. Nach der Pause traf Messi nach einem Super-Solo nur den Außenpfosten (72.). Und in der Schlussphase des Spiels vollendete er einen Konter, den er selbst eingeleitet hatte, grandios zum 3:1-Endstand. "Absolute Extra-Klasse" attestierte Dutt dem Weltfußballer Messi.

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Ballack vor Wechsel in die USA?

Dutt hatte besonderes Vertrauen in den ballsicheren Renato Augusto gesetzt: Der Brasilianer, erstmals nach seinem Comeback in der Startelf, sollte im Mittelfeld Regie führen. Doch er hatte einen schweren Stand. Michael Ballack fehlte wegen einer Zerrung in der rechten Wade, gab seinen Kollegen im Stadion aber moralische Unterstützung und machte ihnen Hoffnung auf seine baldige Rückkehr. "Es ist nicht ganz so schlimm. Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen wieder dabei sein kann", sagte der 98-malige Nationalspieler.

Wurde im Vorfeld der Partie noch spekuliert, ob der langjährige DFB-Kapitän überhaupt im Stadion sein würde, äußerte sich dieser unmittelbar vor der Partie sogar erstmals zu den Vorwürfen von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ("Projekt Ballack gescheitert"): "Solche Worte tun natürlich weh. Aber ich muss als Spieler mit ihnen und auch mit dem Medienecho umgehen."

Der spanischen Zeitung El Mundo Deportivo bestätigte Ballack erstmals ein vorliegendes Angebot aus Amerika. "Es ist noch zu früh, um über einen Wechsel in die MLS zu reden. Aber ja, es gibt die Möglichkeit, dass ich zu den New York Red Bulls gehe. Ein Wechsel müsste bis zum 15. April abgeschlossen sein - so lange ist das Transferfester in den Staaten noch geöffnet.

"Wir müssen versuchen, nicht ins offene Messer zu rennen und mit Nadelstichen zum Erfolg zu kommen", hatte Zuschauer Ballack seiner Elf als Taktik empfohlen. Doch die Mannschaft hielt sich nicht daran, Bayer agierte gegen die "Weltauswahl" wie eine mittelmäßige Bundesliga-Mannschaft. Die einzige nennenswerte Aktion vor der Pause durch Renato Augusto brachte nichts ein (33.); die große Chance zum 2:2-Ausgleich vergab der Brasilianer (56.).

"Das Einzige, was mir nicht gefällt, dass wir zu viel Respekt haben", monierte Sportdirektor Rudi Völler in der Pause. "Vielleicht sollten wir jetzt etwas mutiger werden." Danach sah es zunächst sogar aus, belohnt wurde das Aufbäumen mit dem Ausgleich durch Michal Kadlec, der nach einer Flanke des kroatischen Winter-Neuzugangs Vedran Corluka per Kopf traf. Drei Minuten später war der Titelverteidiger wieder vorn, hatte aber in der 64. Minute großes Glück: Einen Schuss von Gonzalo Castro konnte Victor Valdes gerade noch an den Innenpfosten lenken, einen Kopfball von Stefan Kießling fing er weg (78.).

Bayer wurde mutiger, doch dem Gäste-Team von Erfolgstrainer Josep Guardiola war anzumerken, dass es nach der praktisch vergebenen Meisterschaft - zehn Punkte Rückstand auf Real Madrid - alles auf die Trumpfkarte "Königsklasse" setzen muss. Und auf Offensive. So bot Guardiola mit Messi, Sanchez und Adriano gleich drei Sturmspitzen auf. Das Kurzpassspiel der Ballkünstler und die klare Feldüberlegenheit wirkten auf Dauer zermürbend. Und auch die Statistik sprach Bände: Barcelona hatte vor der Pause 78 Prozent Ballbesitz.

Auch das Überraschungsteam von Apoel Nikosia muss um den Verbleib in der Champions League bangen. Der Meister aus Zypern verlor sein Achtelfinal-Hinspiel mit 0:1 bei Olympique Lyon. Alexandre Lacazette traf in der 58. Minute mit einem abgefälschten Schuss zum Sieg.

Statistik

Leverkusen: Leno - Corluka (90.+1 Da Costa), Schwaab, Manuel Friedrich, Kadlec - Reinartz, Rolfes (77. Kießling) - Lars Bender, Castro, Renato Augusto - Schürrle (90. Bellarabi). - Trainer: Robin Dutt

Barcelona: Valdes - Alves, Mascherano, Puyol, Abidal - Fabregas, Busquets, Iniesta (61. Thiago) - Sanchez (86. Cuenca), Messi, Adriano (70. Pedro). - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland)

Tore: 0:1 Sanchez (41.), 1:1 Kadlec (52.), 1:2 Sanchez (55.), 1:3 Messi (88.)

Zuschauer: 29.412 (ausverkauft)

Beste Spieler: Corluka, Castro - Sanchez, Fabregas; Messi

Gelbe Karten: Schwaab, Corluka, Castro (2) - Thiago

Mit Material von dpa