Schluss für die St.-Pauli-Riege im Kraichgau: Neben Stanislawski müssen bei Bundesligist Hoffenheim auch die Co-Trainer Trulsen und Nemet gehen. Ausschlaggebend war nicht nur das peinliche Pokal-Aus gegen Fürth.

Hoffenheim. Dem Daueramt auf St. Pauli folgte ein vergleichsweise kurzes Engagement: Nach nicht einmal einer dreiviertel Saison ist Trainer Holger Stanislawski bei Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim entlassen worden. Das bestätigte der Klub am Donnerstag. Damit reagierten die Kraichgauer auf das peinliche Aus im Viertelfinale des DFB-Pokals zuhause gegen Zweitligist Greuther Fürth (0:1) am Mittwochabend. Am Nachmittag will Hoffenheim über "weitere Schritte“ informieren. Eventuell wird bereits ein Nachfolger Stanislawskis vorgestellt, im Gespräch ist der frühere Stuttgarter und Berliner Coach Markus Babbel.

"Wir schätzen Holger Stanislawski als Menschen und als fachkundigen Trainer. Doch nach einem langen, konstruktiven Gespräch mit ihm sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es besser ist, die Zusammenarbeit im Interesse aller Beteiligten zu beenden. Die jüngsten sportlichen Entwicklungen waren hierfür sicherlich ausschlaggebend“, sagte Manager Ernst Tanner.

Aus den vergangenen zehn Bundesligaspielen holte Hoffenheim nur einen Sieg, dazu verpasste der Klub gegen Fürth den erstmaligen Sprung ins Pokal-Halbfinale. Neben Stanislawski wurden auch die Co-Trainer Andre Trulsen und Klaus-Peter Nemet entlassen.

Die Entlassung Stanislawskis ist der fünfte Trainerwechsel der laufenden Saison in der Fußball-Bundesliga. Zuvor hatten der SC Freiburg, Hertha BSC und der Hamburger SV ihre Trainer wegen Erfolglosigkeit ausgetauscht. Ralf Rangnick trat bei Schalke 04 wegen eines Burn-outs zurück.

Stanislawski war im Sommer nach 18 Jahren als Spieler und Trainer beim FC St. Pauli von Hamburg nach Hoffenheim gewechselt. Ausgestattet mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2014 war der 42-Jährige angetreten, dem Verein ein frischeres Image zu verpassen. Doch bereits gegen Ende der Hinrunde hatte sich abgezeichnet, dass diese Mission scheitern würde. Wiederholt hatte sich Stanislawski öffentlich über mangelnde Einstellung seiner Spieler und fehlende Stimmung auf den Rängen beklagt. Als dann auch Klub-Mäzen Dietmer Hopp Stanislawski für seine Taktik kritisierte, war das Schicksal des Hamburges absehbar. "Es ist schwer, eine Linie zu erkennen", hatte Hopp zu dem mutmaßlich fehlenden Konzept seines Trainers gesagt.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd soll Mäzen Hopp Manager Ernst Tanner bereits vor der richtungsweisenden Partie gegen Fürth angehalten haben, mit dem kürzlich bei Hertha BSC entlassenen Markus Babbel Sondierungsgespräche zu führen. Tanner selbst nahm nach der Pressekonferenz kurz Stanislawski in den Arm und verschwand entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit nach nur wenigen Worten: "Ich werde mich zur Trainersituation mit Sicherheit nicht äußern. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, wenn alles mit Emotionen geladen ist."

Stanislawski reagierte äußerlich vor und nach der Niederlage gelassen. "Man nimmt das so zur Kenntnis und macht sich seine Gedanken. Ich kann mit Druck umgehen. Wichtig ist, dass die Jungs funktionieren", sagte der Trainer unmittelbar vor dem Spiel.

Mit Material von dapd und sid