Der Niederländer zögert mit der Unterschrift, die ihn bis 2015 an Bayern München binden soll. “Es sind in letzter Zeit viele Dinge passiert“, sagt Robben.

München. Selbst Bayern-Edelfan Boris Becker beschäftigt der Fall Robben. „Lese gerade, dass Robben nicht bei Bayern unterschreiben will? Reisende soll man ziehen lassen...“, twitterte der einstige Tennisstar. Becker war lange Mitglied im Wirtschaftsbeirat des FC Bayern München. Seine Worte spiegeln die Stimmung einer größer werdenden Gruppe beim deutschen Fußball-Rekordmeister wider, nachdem Robben wegen des Faustschlags von Franck Ribery seine komplett ausgehandelte Vertragsverlängerung bis 2015 auf Eis gelegt hat.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge geht laut Bild weiter von einer Einigung aus. „Wir beim FC Bayern haben keinerlei Zweifel, dass die mit Arjen Robben getroffene Vereinbarung Bestand hat.“ Jetzt soll es vor dem Champions-League-Finale am 19. Mai das entscheidende Gespräch geben.

Eigentlich sollte alles ja schon längst unterschrieben sein, doch die Ribery-Attacke in der Halbzeitpause des Champions-League-Halbfinals gegen Real Madrid hat alles verändert. „Franck weiß, dass er nicht machen kann, was er gemacht hat. Deswegen musst du über alles gut nachdenken“, sagt der Niederländer, dessen Gesicht rund ums Auge in den letzten Tagen in allen Regenbogenfarben geschillert hatte, im kicker. Es seien in der letzten Zeit viele Dinge passiert, die nicht so schön gewesen seien.

Damit spielt der 28-Jährige wohl auch auf die Reaktion des Vorstandes auf den Faustschlag auf sein rechtes Auge an. Zwar gab es 50.000 Euro Geldstrafe für Ribery, aber der Vorstand spielte den Vorfall ansonsten runter. „Diese Explosion hat für eine Zündung, für einen Schub gesorgt“, hatte Rummenigge erklärt. Robben schmeckt zudem nicht, dass ihn Trainer Jupp Heynckes in den letzten Monaten häufig auf die Ersatzbank verbannt hat.

Robben ist einer, der immer spielen, einer, der immer im Mittelpunkt stehen will. Ein „Egoist“, wie ihn selbst Franz Beckenbauer beschreibt, der in der Mannschaft im Gegensatz zu Ribery nicht sonderlich beliebt ist. Nach dem Faustschlag gab es zwar eine Versöhnungsgeste des Franzosen, aber der Burgfrieden wurde nur mit Blick auf die anstehenden Finals im Pokal und vor allem der Champions League geschlossen. In der kommenden Saison drohen neue Probleme. Der Vertrag von Robben läuft 2013 aus.

Bayern könnte also durch einen Transfer nur noch jetzt einen großen Teil der 25 Millionen Euro zurückbekommen, die 2009 an Real Madrid gezahlt wurden. Robben bestätigt Anfragen anderer Klubs: „Es gibt einige Möglichkeiten, aber das ist normal, wenn du bei so einem Spitzenverein bist. Und die Leute wissen, was ich kann.“ Allerdings wissen sie auch über das Ego-Problem des Niederländers, und sie kennen seine große Verletzungsanfälligkeit. Der FC Bayern hat mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt einen der Topärzte in Europa - außerdem fühlt sich Robben eigentlich „beim FC Bayern wohl“.

In Xherdan Shaqiri hat der FC Bayern allerdings bereits einen potenziellen Nachfolger für Robben vom FC Basel verpflichtet. Wie überhaupt nach der Bekanntgabe des Wechsels des Brasilianers Dante (von Borussia Mönchengladbach) der künftige Kader der Münchner Gestalt annimmt. Für kommende Saison mit einer kleinen Ablöse oder ablösefrei ab 2013 soll U-18-Nationalspieler Mitchell Weiser vom 1. FC Köln zu den Bayern wechseln. Der Sohn des kürzlich beim 1. FC Köln als Co-Trainer gefeuerten Patrick Weiser gilt als großes Außenverteidiger-Talent.

Innenverteidiger-Routinier Daniel van Buyten – der nach seinem Mittelfußbruch pünktlich fürs Champions-League-Finale am 19. Mai wieder fit werden will – hat am Montag seinen Kontrakt bis 2013 verlängert. Und der von Präsident Uli Hoeneß angekündigte „Sturmkracher“ könnte der französische Nationalspieler Olivier Giroud werden. „Die Bayern müssen jetzt Gas geben und konkret werden“, sagte Girouds Agent Jeannot Werth. Giroud ist mit 20 Toren Topstürmer beim französischen Liga-Spitzenreiter HSC Montpellier und könnte für etwa 10 Millionen Euro nach München wechseln.