Hamburg bejubelte einen 3:1 (1:0, 1:0, 1:1)-Erfolg, es war der elfte Heimsieg in Serie. Die Rekordmarke der München Barons rückt langsam in Sichtweite.

Hamburg. David Wolf hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend, als er am Sonntagabend um 17.40 Uhr auf das Eis der O2 World lief, und das lag nicht daran, dass er wie seine Teamkollegen Johan Ejdepalm, Marius Möchel, Kevin Lavallée und Kevin Schmidt unter einem Magen-Darm-Virus litt. Es waren die seltsam unterkühlte Atmosphäre in der Arena, die ungewohnte Anfangszeit, geschuldet der Liveübertragung auf Servus TV, und das Chaos beim verspäteten Einlaufen, die dem Nationalstürmer in Diensten der Hamburg Freezers Sorgen machten. „Irgendwie war alles anders als sonst“, sagte Wolf, und so hätte es einer dieser Abende werden können, an denen nichts zusammenpasst.

Doch weil die Freezers im Spätherbst 2013 auch irgendwie anders sind als sonst, war am Ende eines kuriosen Heimspiels gegen die Grizzly Adams Wolfsburg doch wieder alles so wie gewohnt. Hamburg bejubelte einen 3:1 (1:0, 1:0, 1:1)-Erfolg, es war der elfte Heimsieg in Serie. Die Rekordmarke der München Barons, die in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) Anfang 2000 19-mal in Folge daheim gewonnen hatten, rückt langsam in Sichtweite. Und vielleicht war dieser Sieg höher zu bewerten als viele andere in den vergangenen Wochen, denn er stellte unter Beweis, dass der Charakter im Team von Cheftrainer Benoît Laporte in dieser Spielzeit tatsächlich der eines Spitzenteams in der DEL ist.

Immerhin hatten Laportes Männer nicht nur mit dem grassierenden Virus zu kämpfen, sondern auch nach neun Siegen in Serie die erste Niederlage zu verkraften gehabt. Das 4:5 nach Penaltyschießen am Freitagabend beim EHC München aber hat, so viel ist festzuhalten, die Freezers nicht aus der Ruhe gebracht. „Das war ein kleiner Dämpfer, den wir uns selbst zuzuschreiben hatten. Aber er hat uns nicht aus der Bahn geworfen“, sagte Christoph Schubert. Der Kapitän ging gegen Wolfsburg mit so viel Elan als kämpferisches Vorbild voran, dass man befürchten musste, er habe in den Drittelpausen Wolf dessen Red Bull weggetrunken.

Aber genau diese Einstellung war nötig gegen den Tabellennachbarn aus Niedersachsen, der sich als das erwartet große Kaliber herausstellte. Erst als die Hamburger im zweiten Drittel den Kampf annahmen und nicht mehr versuchten, rein spielerisch zum Erfolg zu kommen, übernahmen sie die Kontrolle. Spiele gegen Wolfsburg sind undankbar, weil die Auswahl von Chefcoach Pavel Gross nicht den Namen hat wie die Kölns, Mannheims und Berlins, die zuletzt in Hamburg geschlagen wurden. Aber um sie zu besiegen, ist harte Arbeit nötig, und erst als die Freezers bereit waren, diese zu verrichten, wurden sie belohnt.

Besonders wichtig waren die Topleistung von Torhüter Sébastien Caron, der einen Shut-out verdient gehabt hätte, und das 3:1, das James Bettauer als Antwort auf das Wolfsburger Anschlusstor erzielte. Bettauer hatte in München als überzähliger Abwehrspieler auf der Tribüne gesessen; Laporte liebt es, wenn seine Profis auf solche Maßnahmen mit direkter Leistung reagieren. „Es war ein sehr wichtiger Sieg“, sagte der Trainer, der bei Servus TV auf die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis seines Teams antwortete: „Das Besondere ist, dass wir nichts Besonderes machen.“

Laporte wäre allerdings nicht Laporte, wenn er nicht vor allem die negative Seite der grandiosen Heimserie im Blick behalten hätte. „Es war das zweite Spiel, in dem wir nicht so begonnen haben, wie wir es uns vorgenommen hatten. Das werde ich analysieren und am trainingsfreien Montag eine Lösung finden müssen“, sagte er. Sich darauf verlassen, dass auch in Spielen, in denen alles anders scheint als sonst, am Ende doch alles so ist wie gewohnt, das ist nicht im Sinne eines Erfolgsbesessenen wie Laporte.

Das Schema:

Tore: 1:0 (11:59) Cabana (Nielsen), 2:0 (32:28) Flaake (Wolf, Westcott) 5-4, 2:1 (44:46) Rosa (Brocklehurst, Likens) 5-4, 3:1 (45:32) Bettauer (Madsen, Pettinger)

Strafminuten: 14/14

Schiedsrichter: Brüggemann/Sicorschi (Iserlohn/Waldkraiburg)

Zuschauer: 6277