Mit dem 4:2 gegen Augsburg hat das Hamburger DEL-Team neunmal hintereinander gewonnen – so oft wie noch nie. Damit sämtliche alle bisherigen Rekorde übertroffen.

Hamburg. Es ist ein Gesetz im Sport wie im Leben, dass es dort, wo es Gewinner gibt, auch Verlierer geben muss. Die Hamburg Freezers haben am Sonntag die Augsburger Panther mit 4:2 (1:0, 2:1, 1:1) bezwungen und damit neue Vereinsrekorde aufgestellt. Sowohl die acht Siege in Serie vom 17. Februar bis 9. März 2008 als auch die Bestmarke von neun Heimerfolgen hintereinander (29. November 2005 bis 13. Januar 2006) haben sie nun übertroffen.

Aber während die „Eisschränke“ als heißestes Team der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf der Sonnenseite stehen, ist die Ehefrau von Geschäftsführer Uwe Frommhold nicht zu beneiden. Ihr Mann hat geschworen, sich den stattlichen Schnauzbart, den er sich im November für die Krebshilfe-Aktion „Movember“ hatte wachsen lassen, bei der nächsten Niederlage abzurasieren. Angesichts der Form, in der die Freezers aufspielen, dürfte Frau Frommhold noch eine Weile leiden müssen.

Zum Charaktertest hatte Cheftrainer Benoît Laporte die Partie gegen die Bayern erklärt, und deshalb durfte er nach überlegen geführten 60 Spielminuten auch zufrieden konstatieren, dass seine Mannschaft diesen Test mit Bravour bestanden hatte. Die vorangegangenen Heimspiele gegen die Topteams aus Köln und Mannheim und den schwächelnden deutschen Meister Berlin hatten keinerlei Extramotivation bedurft, das vierte Heimspiel innerhalb von zehn Tagen gegen die zwar gefährlichen, aber als unattraktiv wahrgenommenen Augsburger fiel dagegen deutlich ab. In solchen Partien zeigt sich, ob eine Mannschaft nur spielt, um zu glänzen, oder um zu gewinnen.

Die Freezers im Dezember 2013 wollen gewinnen, sie haben sichtbar Gefallen daran gefunden, ihre Gegner zu dominieren, ohne sie vorzuführen. „Das Geheimnis ist, dass wir jeden Gegner respektieren und niemanden unterschätzen“, sagte Marius Möchel, der am Freitag beim 3:0 gegen Berlin und auch gegen Augsburg zu den Torschützen gehörte. Vom ersten Bully an folgten Laportes Männer der Forderung des Trainers, keinen Zweifel an ihrer Einstellung zuzulassen und dem Gegner sofort die Grenzen aufzuzeigen. „Das Beeindruckende ist, dass die Jungs trotz der Siegesserie immer noch hungrig sind. Heute haben sie aber letztlich nur meine Erwartungen erfüllt“, sagte Laporte.

Überhaupt versucht der Frankokanadier, die Balance zwischen berechtigter Euphorie im Umfeld und realistischer Selbsteinschätzung in der Kabine zu wahren. Dass unter vielen Fans und Experten längst das Wort „Meisterschaft“ in Verbindung mit den Freezers gebraucht wird, lässt Laporte kalt, und er fährt gut damit. Natürlich ist nach der nun absolvierten Hälfte der Hauptrunde keine verlässliche Prognose für den Titelkampf zu stellen; das verbietet schon das Play-off-System, in dem sogar der Hauptrundenzehnte noch Meister werden kann. Aber festzuhalten ist, dass die Hamburger in der aktuellen Form ein DEL-Spitzenteam sind. „Wir reden nicht über Titel, aber wir haben definitiv eine Mannschaft, die um Titel mitspielen kann“, sagte Abwehrspieler Kevin Schmidt, bevor er sich mit den Kollegen zur internen Weihnachtsfeier verabschiedete.

Wie lange Frau Frommhold noch Geduld mit dem Barte ihres Mannes aufbringen muss, bleibt abzuwarten. Aber selbst, wenn es bis zum Ende der Saison dauern sollte, hat sie keinen Grund zur Klage. „Sie hat mich so kennengelernt“, sagte Uwe Frommhold. Dann ist ja doch alles gut bei den Freezers!

Die Statistik

Tore: 1:0 (1:37) Mitchell (Madsen, Schmidt), 2:0 (24:53) Festerling, 3:0 (31:59) Möchel (Festerling, Schmidt), 3:1 (36:21) Forrest (Boyle, Morrison), 4:1 (40:47) Schmidt (Madsen, Mitchell), 4:2 (43:42) Uvira (Seifert, Breitkreutz)

Strafminuten: 2/4

Schiedsrichter: Bauer/Krawinkel (Nürnberg/Moers)

Zuschauer: 6555