An diesem Freitag will der 33-Jährige die Eisbären Berlin in der DEL stoppen. Nielsen hat sich in den 25 Spielen der laufenden Saison bereits neunmal in die Scorerliste eingetragen.

Hamburg. Da würden ja 20 Zeilen Text reichen, hatten die Reporter der anderen Hamburger Zeitungen gescherzt. Aufpassen solle man, dass man auch zu Wort komme, hatten Angestellte des Clubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Flachs gesagt. Und dann sitzt er da, dieser Daniel Nielsen, der bei den Hamburg Freezers als legitimer Nachfolger von „Schweiger“ Vitalij Aab gehandelt wird, und beantwortet jede Frage nicht nur in ganzen, sondern auch in logischen Sätzen.

Auf die nach seinem Image muss er schmunzeln. Dann sagt er: „Ich glaube nicht, dass ich ein so ruhiger Mensch bin. Ich rede nur nicht so viel wie die anderen.“ Eine lustige Antwort ist das, eine, der man nachspüren und sie nach Hintergedanken untersuchen kann. Doch wahrscheinlich wäre die Suche vergeblich, denn Daniel Nielsen sagt eine Antwort später auf die Frage, was ihn denn so richtig aufbrausen lassen könnte: „Unehrlichkeit.“ So einer hat keine Hintergedanken, und wenn doch, lässt er sie nicht unausgesprochen.

Eigentlich ist das mit dem Image auch gar nicht so wichtig, Nielsen macht sich nichts daraus, wie andere ihn sehen. Sicherlich spielt er lieber Eishockey, als Interviews zu geben, das steht fest. Aber viel wichtiger ist doch, dass er auch auf dem Eis Taten sprechen lässt statt Worte, und er macht das in dieser Saison so gut, dass es an der Zeit ist, den unscheinbaren Dänen ins Rampenlicht zu stellen. Der 33-Jährige ist aus der Verteidigung der Freezers kaum noch wegzudenken, er spielt seinen defensiven Part verlässlich und meist fehlerlos, und das, obwohl er wegen einer bei der WM im Mai erlittenen Schulterblessur die Vorbereitung verpasste. Und er hat sich in den 25 Spielen der laufenden Saison bereits neunmal in die Scorerliste eingetragen.

Ein Tor und acht Assists stehen zu Buche, damit hat er kurz vor Halbzeit der Hauptrunde, in der die Hamburger an diesem Freitag (19.30 Uhr, O2 World) den deutschen Meister Eisbären Berlin empfangen, schon fast exakt die Werte erreicht, die nach seinen ersten beiden DEL-Spielzeiten bilanziert werden konnten. In der Plus-Minus-Bilanz, die anzeigt, wer bei Toren und Gegentoren auf dem Eis stand, hält er mit einem Wert von plus 16 den clubinternen Rekord und ist DEL-weit Dritter. Nielsen hat dafür eine einfache Erklärung. „Ich habe in dieser Saison wegen der Ausfälle mehr Eiszeit bekommen. Und wer mehr Eiszeit hat, spielt meist besser.“

Er hätte im Umkehrschluss aber auch mehr Gelegenheiten, Fehler zu machen. Aber Nielsen hält sich seit Saisonbeginn an die Dinge, die er kann. Er ist keiner, der etwas Großes versucht, um zu glänzen, sondern derjenige, der lieber die kleinen Dinge richtig macht. Und er verliert nie die Ruhe, verfällt nicht in Panik, auch dann nicht, wenn um ihn herum, wie zu Saisonbeginn, die Kollegen reihenweise verletzt ausfallen. „In so einer Situation darf man nicht anfangen, darüber nachzudenken, dass es einen selbst auch erwischen könnte. Man muss ganz normal in die Zweikämpfe gehen“, sagt er.

Auch der Absturz ans Tabellenende, das die Freezers nach der 2:3-Pleite in Berlin am 18. Oktober zierten, habe ihn nicht groß beunruhigt, genauso wie ihn die Aussicht auf die am Freitag mögliche Einstellung zweier Clubrekorde – acht Siege in Serie, neun Heimsiege in Folge – kalt lässt. „Der Unterschied ist doch, dass wir jetzt das Glück haben, das uns am Anfang gefehlt hat“, sagt er. So einfach kann es manchmal sein.

Am Saisonende läuft Nielsens Vertrag aus. Er würde gern bleiben, er ist ein sesshafter Mensch, kein Wandervogel, drei Arbeitgeber in zehn Profijahren zeugen davon. Und er muss ja gar nicht reden, um den Kontrakt zu verlängern. Einfach so weiterspielen und dann unterschreiben, das reicht.