Der US-Amerikaner ist der lang vermisste Rückhalt der Hamburg Freezers, die heute auf Köln treffen. Mit einer Vertragsverlängerung zögert er noch.

Hamburg. Auf den ersten Blick wirkt John Curry mit seinem Bubilächeln und den schmalen Schultern unscheinbar. Wenn man den Torhüter der Hamburg Freezers ohne seine Ausrüstung sieht, käme man nicht auf die Idee, dass der 27-Jährige einer der besten Schlussmänner der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist. Der US-Amerikaner ist niemand, der das Rampenlicht sucht, durch starke Leistungen aber unweigerlich hineingerät. Bis zum heutigen Spiel gegen die Kölner Haie (19.05 Uhr, O2 World, Sky live) stoppte der Publikumsliebling 92,3 Prozent aller Schüsse und hat somit großen Anteil daran, dass die Freezers mit 58 Gegentoren die beste DEL-Defensive stellen.

Curry ist in der Lage, die "Big Saves", die wichtigen Paraden in engen Spielen, zu machen. Zudem lässt der Keeper wenig Pucks nach vorne prallen und beeindruckt durch schnelle Reflexe. "Ich bin sehr zufrieden, wie es für mich bisher läuft. Aber ich bin niemand, der sich auf erreichten Leistungen ausruht. Ich kann sicher noch besser werden", sagt Curry. Seit dem Abgang von Klub-Ikone Boris Rousson 2007 fahndeten die Freezers nach einem würdigen Nachfolger. In der vergangenen Saison versuchten sich Marc Lamothe und Daniel Taylor - und konnten nicht überzeugen. Nun sind die Hamburger endlich fündig geworden.

Unmittelbar nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison begann bei den Freezers die Suche nach einem Top-Torhüter. Sportdirektor Stéphane Richer schickte eine E-Mail an Rob Laird, der beim NHL-Klub Los Angeles Kings als Scout fungiert und ein langjähriger Freund des 45-Jährigen ist. Der Klub aus Kalifornien gehört wie die Freezers zur Anschutz Entertainment Group (AEG). Somit können die Hamburger über das Netzwerk der Nordamerikaner frei verfügen.

Wenige Tage später schickte der Scout Richer eine Liste mit potenziellen Kandidaten zu. Nach und nach verschwanden aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen jedoch Namen, sodass am Ende eine Auswahl von fünf Schlussmännern übrig blieb. Ganz oben stand John Curry von den Wilkes-Barre/Scranton Penguins, dem Farmteam des NHL-Klubs Pittsburgh Penguins.

"Der Name war mir schon länger bekannt", sagt Richer, der sich schnell auf den 27-Jährigen festlegte. Über die Scouting-Abteilung der Kings ließ sich Richer eine detaillierte schriftliche Analyse zukommen. Dort sind Stärken, Schwächen und charakterliche Merkmale aufgeschlüsselt. Zudem schaute sich Torwarttrainer Vincent Riendeau, einst selbst NHL-Keeper, Curry einmal live vor Ort an. "Ich rufe meist zwischen fünf und 15 Personen an, um mir ihre Meinungen über einen Spieler einzuholen", sagt Richer. Erst als sich die Freezers auf den 1,80 Meter großen Schlussmann festgelegt hatten, wurde Berater Dan McCann kontaktiert.

Curry wollte zunächst nicht nach Europa, ließ sich aber nach drei Telefonaten mit Richer umstimmen. Nachdem sich das Poker einige Wochen hinzog, einigten sich beide Parteien auf einen Einjahresvertrag. Den im Fußball gängigen Medizincheck vor der Vertragsunterschrift gibt es aus wirtschaftlichen Gründen nicht. "Aber es gibt eine Klausel im Vertrag, die besagt, dass, wenn ein Spieler sportuntauglich ist, der Vertrag ungültig wird", sagt Richer.

Der Berater des Nationalspielers kassierte als Honorar sieben Prozent von Currys jetzigem Nettojahresgehalt (geschätzte 110 000 Euro). Kosten, für die die Freezers aufkommen mussten. "In Nordamerika zahlen die Spieler diese Summe", sagt Richer, der sich eine Änderung seitens der Liga oder des Weltverbandes wünscht.

In Kürze könnte es sein, dass der Berater des von vielen Klubs umworbenen Keepers wieder eine ordentliche Summe aus Hamburg überwiesen bekommt. Die Freezers wollen den im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. "Ich könnte mir vorstellen zu verlängern", sagt Curry, ehe er relativierend hinzufügt: "Ich muss aber auch sehen, was meine Optionen im Sommer sind. Für mich ist es neu, dass man sich während einer laufenden Saison um Verträge kümmert." Neben einer Rückkehr nach Nordamerika stehen auch andere europäische Ligen im Fokus des Torhüters.