Bundestrainer Uwe Krupp nominiert die Hamburger Alexander Barta und John Tripp für den WM-Kader. Am Freitag steigt die Eröffnung auf Schalke.

Hamburg. Marcel Goc lehnte nach der Generalprobe am Dienstagabend gegen Kanada in der Mixed-Zone der O2-World auf seinem Schläger und analysierte für die Journalisten die 1:4-Niederlage gegen den Olympiasieger. Dass er dabei ein Lächeln auf den Lippen hatte, lag nicht daran, dass er sich über die verlorene Partie freute. Vielmehr ging der Blick des 26-Jährigen bereits in Richtung Eröffnungsspiel der Eishockey-Weltmeisterschaft morgen gegen die USA in Gelsenkirchen, wo 76 152 Zuschauer für einen außergewöhnlichen Rahmen sorgen werden.

"Ich bin es aus der NHL gewohnt, vor großer Kulisse zu spielen, aber das ist noch einmal eine andere Dimension. Wir sind alle gespannt und freuen uns riesig auf dieses einmalige Ereignis. Das Spiel gegen die USA wird sicher ähnlich wie das gegen die Kanadier. Wir haben gut mitgehalten. Das sollte uns Hoffnung für die WM gehen", sagte der Profi der Nashville Predators, der sich in Sachen Zielsetzung bedeckt hielt. "Das Erreichen der Zwischenrunde ist ein Muss. Weiter schaue ich noch nicht."

Dass insgeheim bei Teilen der Mannschaft und im Umfeld vom Viertelfinale geträumt wird, nimmt Bundestrainer Uwe Krupp gelassen zur Kenntnis, warnt aber auch vor einer zu großen Erwartungshaltung. Schließlich gehöre die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zu den jüngsten Mannschaften im Turnier. "Wir werden trotzdem mit viel Mut und Hoffnung in das Turnier gehen. Wir wollen erst einmal die Zwischenrunde erreichen, und was dann noch möglich ist, nehmen wir gerne mit", sagt Krupp.

Zumal die DEB-Auswahl in der Gruppe D nicht zu den Favoriten zählt. Diese Rolle teilen sich die USA, die ihr letztes Vorbereitungsspiel am Dienstag in Amiens 3:1 gegen Frankreich gewannen, und Finnland. Für Deutschland wird es vor allem auf das Duell mit dem dritten Gruppengegner Dänemark am kommenden Mittwoch ankommen. Wie schwer sich der WM-Gastgeber allerdings mit den vermeintlich kleinen Teams tut, bewies zuletzt die WM 2009 in der Schweiz, wo Deutschland im entscheidenden Spiel den Franzosen mit 1:2 unterlag und sportlich abstieg. Nur die Gastgeberrolle ermöglicht in diesem Jahr die Teilnahme in der A-Gruppe.

"Die Deutschen müssen das Spiel gegen Dänemark gewinnen. Daran führt kein Weg vorbei. Allerdings denke ich, dass der Heimvorteil dazu führen könnte, dass Deutschland für die eine oder andere Überraschung sorgt. Dafür muss allerdings das Offensivspiel und das Powerplay verbessert werden. Defensiv sieht es trotz der jungen Spieler schon ganz gut aus", sagt Freezers-Trainer Stéphane Richer, der glaubt, dass die Deutschen einen Platz unter den letzten acht schaffen können.

Zu den Titelfavoriten zählen wahrlich andere. Allen voran ist Russland, spätestens nach der Nominierung von Superstar Alexander Owetschkin (Washington Capitals), ein heißer Kandidat für die Goldmedaille. Nach dem Viertelfinalaus bei Olympia in Vancouver erwarten die Fans der "Sbornaja" Wiedergutmachung - am besten in Form des WM-Titels. Das wollen die Kanadier, die ausschließlich mit NHL-Profis antreten, verhindern. Angeführt von den Jungstars John Tavares, Steven Stamkos und Corey Perry soll der 25. Sieg bei einer Weltmeisterschaft perfekt gemacht werden. "Mir hat der Auftritt der Kanadier gefallen. Sie sind jung, verdammt schnell und aggressiv. Ich denke, dass Kanada, Russland sowie Schweden und Finnland zu den Mannschaften zählen, die sich berechtigte Hoffnungen auf Gold machen dürfen", sagt Richer.

Von derartigen Zielen ist die deutsche Mannschaft so weit entfernt wie selten zuvor. Bei der WM 2010 geht es vielmehr darum, wieder Anschluss an die Topnationen herzustellen und die Randsportart Eishockey bekannter zu machen. "Wir müssen erfolgreich sein und uns gut präsentieren. Das wäre die beste Werbung für unseren Sport", sagt Freezers-Stürmer Alexander Barta, der ebenso wie Vereinskollege John Tripp im 25-Mann-Kader von Krupp steht, der gestern Thomas Greilinger (Ingolstadt) und Andre Reiss (Hannover) aussortierte und bis zum Eröffnungsspiel noch zwei weitere Profis streichen muss, die dann jedoch auf Abruf stehen und in der Zwischenrunde nachnominiert werden könnten.

Marcel Goc muss um seinen Platz nicht zittern. Der Kapitän ist der Hoffnungsträger beim DEB-Team. "Dessen bin ich mir bewusst. Mein Anspruch ist es, Akzente zu setzen und eine Führungsrolle zu übernehmen und somit zu helfen, unsere Ziele zu erreichen." Dann könnte sein entspanntes Lächeln noch bis weit ins Turnier anhalten.