Uwe Krupp hat drei weitere Spieler aus seinem Kader für die Vorrunde gestrichen. Der Eishockey-Bund bekommt vom WM-Geldsegen wenig ab.

Gelsenkirchen. Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp hat wenige Stunden vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen die USA drei weitere Spieler aus seinem Kader für die Vorrunde gestrichen. Der Düsseldorfer Daniel Kreutzer, Frank Hördler von den Eisbären Berlin und Wolfsburgs Christopher Fischer fehlten im Aufgebot, das der Coach dem Weltverband IIHF meldete. Bis zwei Stunden vor Beginn der Auftakt- Partie am Freitagabend konnte Krupp jedoch noch Änderungen vornehmen.

Im deutschen Kader, den die IIHF auf ihrer Internetseite veröffentlichte, stehen nur 22 statt der erlaubten 23 Spieler für die Gruppenphase der Weltmeisterschaft. Nach der Vorrunde kann jedes Team noch zwei bislang nicht berücksichtigte Profis nachnominieren.

Alle verdienen prächtig - nur der DEB nicht

Die Weltrekordkulisse von 76.152 Zuschauern beim Eröffnungsspiel, mehr als 380.000 verkaufte Eintrittskarten, 13 finanzstarke Hauptsponsoren, 650 Millionen Fernsehzuschauer: Mit der Eishockey-WM in Deutschland, die am Freitag mit dem Spektakel auf Schalke begínnt, werden Millionen verdient. Nur der ausrichtende Deutsche Eishockey-Bund (DEB) bekommt vom Geldsegen wenig ab.

"Wenn wir am Ende plus/minus null schaffen, wäre das ein Riesenerfolg", sagt DEB-Sportdirektor Franz Reindl, gleichzeitig Generalsekretär des WM-Organisationskomitees: "Die meisten machen ein Minus, wenn sie keine öffentliche Förderung bekommen." Bei der Leichtathletik-WM im vergangenen Jahr etwa steuerte das Land Berlin knapp 20 Millionen Euro bei, um den Etat auszugleichen.

Das OK der Eishockey-WM muss ohne Gelder der öffentlichen Hand auskommen und deshalb knapp kalkulieren. Den ursprünglich auf 17 Millionen Euro angesetzten Etat reduzierten Reindl und Co. durch zahlreiche Sachleistungen von Sponsoren auf 14,5 Millionen. Mit rund 400.000 verkauften Tickets ist der Break-Even-Punkt erreicht. "Dann sind wir über den Berg", sagt Reindl.

Mit einem möglichen Gewinn hat sich der OK-Chef noch nicht beschäftigt. Bei der Heim-WM 2001 machte der DEB ein Plus von einer Million Euro, das in die Nachwuchsförderung ging. Aber derartige Beträge sind «Peanuts» im Vergleich zu dem, was andere an der WM verdienen.

Der Weltverband IIHF etwa kassiert vom DEB geschätzte zwei Millionen Euro für die Ehre, eine Weltmeisterschaft ausrichten zu dürfen. Rund 14 Millionen Euro zahlt die Schweizer Agentur Infront pro Jahr für die Vermarktungsrechte aller WM-Turniere von der A-Gruppe bis zu den Junioren. Eine Summe, die den Großteil des Etats des Weltverbandes deckt, der ohne die Zusatzeinnahmen in olympischen Jahren durchschnittlich 22 Millionen Euro beträgt. Zurück fließen nur vergleichsweise geringe Beträge, die nicht mehr wie früher als Preisgelder, sondern als "Verbandsförderung" an die teilnehmenden Nationen ausgezahlt werden.

Während der DEB seinen Etat zu fast 90 Prozent mit den Einnahmen aus dem Kartenverkauf decken muss, macht Infront das Geschäft mit den finanzstarken Geldgebern und den lukrativen Fernsehrechten. Geschätzte zehn Millionen Euro zahlen Hauptsponsor Skoda sowie die zwölf "Official Sponsors", die meist langfristige Verträge haben, für ihre exklusive Präsenz bei der WM 2010 auf der Bande, der Eisfläche oder der Eismaschine. Das Eröffnungsspiel auf Schalke, das im Etat des WM-OKs mit 1,2 Millionen Euro zu Buche schlägt, half Infront bei der Akquise neuer Sponsoren, wie etwa des russischen Energieriesen Gazprom.

Die Gelder aus dem Verkauf der TV-Rechte machen noch einmal mindestens denselben Betrag aus. Weltweit 650 Millionen Zuschauer in mehr als 100 Ländern und Territorien sehen Fernsehbilder von den Spielen in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim. Angesicht von mehr als 20 Millionen Euro auf der Habenseite ist die WM für Infront ein gutes Geschäft.

Dem WM-OK bleiben neben den Zuschauereinnahmen nur VIP-Pakete und kleinere Sponsoren, die sogenannten "Official Partners". Elf dieser Sponsorenpakete, die vor allem die Lizenzrechte an der WM und gewisse Kartenkontingente enthalten, haben Reindl und Co. verkauft - für jeweils 100.000 Euro oder entsprechende Sachleistungen.

Von der WM profitiert aber auch die Wirtschaft. Für die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in der Schweiz errechnete die Hochschule Luzern eine Bruttowertschöpfung von 76 Millionen Schweizer Franken (53 Millionen Euro) und einen Gesamtumsatz von 175 Millionen Franken (122 Millionen Euro).

Einen mittel- und langfristigen volkswirtschaftlichen Nutzen von 800 Millionen Euro prognostizieren die Organisatoren der WM 2010 in Deutschland. Sie stützen sich dabei auf eine Studie der Universität Osnabrück zur WM 2001. Damals waren die wirtschaftlichen Effekte auf 100 Millionen Euro beziffert worden. Diesmal ist nicht nur die Zuschauerzahl fast doppelt so hoch, auch der Anteil der ausländischen Gäste hat sich von acht auf 30 bis 40 Prozent erhöht.